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und eS mußten große Calamttäten, wie die Kartoffel« krankheit, die Traubenkrankhett, die Seidenraupen« seuche u. s. w. eiutretcn, um der Menschheit die Augen zu öffnen, wie arm an Rutzthieren und Nutzpflanzen sic ist, und wie nothwendig cs wäre, öffentliche, mit großen Mitteln ausgestattete und nach Principien ge­leitete Anstalten zu errichten, welche sich die Aufgabe stellten, die Zahl unserer Nutzthiere und Nutzpflanzen zu vermehren und die bereits gebräuchlichen einerseits methodisch zu verbessern, andererseits die ihrer Ver­mehrung cntgcgenstchenden Hindernisse zu beseitigen. DaS centralistrte Frankreich hat wenigstens in dieser Beziehung sich ein Anrecht auf die Prätension, an der Spitze der Cultur einherzuschreitcn, erworben.

Schon unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß das Bedürfniß, Acclimatisations-Anstaltcn und Gesell­schaften zu haben, einen Staat um den andern ergreift und der von Frankreich gegebene Anstoß binnen Kurzem die ganze civilisirte Welt nachhaltig auf diese Bahn des rationellen Fortschritts gelenkt haben wild.

Und nicht bloß die Einführung fremdländischer Nutzthiere, die Veredlung und Vermehrung von schon eingereihten ist die Aufgabe einer solchen Anstalt, auch das Gold des heimischen Bodens gilt eS zu heben.

Um nur einen Fall anzuführen: eines der vcrach- tetsten Thiere die Kröte wird gegenwärtig in England zu Tausenden gekauft und sogar vom Conti- nente imponirt, weil man in ihr das wirksamste Mittel gegen die Pest der Gemüsegärten, die Raupen, erkannt hat. Ein Gleiches gilt vom Laubfrosch in Betreff der Odstbaumraupen. Ein einziger Naturalienhändler Londons hat vorigen Sommer 48,000 Laubfrösche, welche er aus dem Harze bezog, an Obstbaumzüchter verkauft, und zwar das Stück mit 12 Schilling, macht eine Summe von mehr als 20,000 fl. Ein zweiter Fall betrifft die insektenvertilgenden Sing­vögel, deren Zahl in so staunenswerther Abnahme begriffen, daß es gar nicht wundern darf, wenn die Häufigkeit des Insektenfraßes zunimmt. Auch in dieser Beziehung die wirksamsten Mittel theils zu finden, kheilS zu verbreiten, erheischt das öffentliche Interesse. Solche und ähnliche Fälle ließen sich noch sehr viele anführen.

Neues im Mufierlager.

Eine Sammlung Scifarin« oder Holzccmentwaaren (nsbft Preis-CouranO. Scifarin- oder Holzcem.nt besteht aus Sägefpänen, Hauffasern, Gallerte, Stärk­mehl und einem Mtneralgemenge, das bis jetzt noch Geheimniß der Fabrikanten ist. Der Stoff, welcher sich demnach wesentlich von dem schon früher bekannten Holzguß unterscheidet, verbinvet Festigkeit mit Elasti- eität, läßt sich sehr ichön poliren und vergolden, und ist für Gegenstände des LuruS wie des täglichen Ge­brauches verwendbar. Es wird diese Waarc gegen­wärtig nur erst in zwei Fabriken hergestellt, in der von Schulz in Essen und in der von I. H- Gerike in Düsseldorf.

Verfahren, Pappendeckel und Packpapier wasserdicht zu machen.

Man bringt ein Theil Zinnsalz mit ü bis 8 Theilen Wasser in einem Gefäffe mittelst UmrührenS zur theil- weisen Lösung. In die hiedurch entstandene Lösung taucht man den zu behandelnden Pappendeckel, oder überstreicht mit Hilfe eines in die Flüssigkeit getauchten Schwammes d,nselben auf einer oder auf beiden Sei­ten. Hierauf überstreicht man den noch nassen.Pappen, decke! oder das Packpapier mit einer conccntrirtcn Seifenlösung mittelst eines Pinsels gleichmäßig auf der mit der erwähnten Zinnsalzlösung befeuchteten Seite.

Der aut diese Weise behandelte Pappendeckel oder das Packpapier wird entweder an freier Luft oder durch künstliche Wärme getrocknet. Zu einem Pappendeckel ist ungefähr 1 Loth Zinnsalz und IVr Loth Seife nöthig. Durch dieses Verfahren wird nicht nur ein ungefärbtes billiges, sondern auch ein geruchloses wasserdichtes Fabrikat erzeugt.

Newton s neues Verfahren, Eisen zu Härten.

Um diese patentirte Erfindung auszuführen und Gußeisen (east ii-oo) zu Härten, auf welche Weise eS auch immer erzeugt sei, wird nach Angabe der neuesten Erfindung dasselbe zuerst durch Guß, durch Abdrehen oder Feilen in die Form gebracht, welche der daraus zu verfertigende Gegenstand erhalten soll, und dann langsam in einem geeigneten Ofen erhitzt, bis es eine kirschrothe Farbe sblooä reü Iieaü) annimmt. In dieser Hitze wird es in einem angesäuerten Wasser von fol- * gcnder Zusammensetzung abgelöscht und gekühlt. Man nimmt nämlich ein Pfund Schwefelsäure und eine eng­lische Unze (l,63 Wiener Loth) Salpetersäure auf eine Gallone Wasser und rührt das zu härtende Eisen darin so lange, bis es erkaltet ist Das Eisen erhält dadurch einen Härtegrad, wie gehärteter Stahl und auf eine solche Tiefe der Schickt, daß es für die gewöhnlichen Zwecke ausreicht, ohne daß sich die Form dabei biegt oder verzieht.

Helles und weiches Oberleder zu erzielen.

Gerber haben schon öfters die Frage aufgeworfen, wie der Kalk vollkommen rein nach dem Streichen des Oberleders und vor dem Einbringen desselben in das Loh entfernt werden könne. Ein alter erfahrener Gerber ertheilt folgenden sehr gute» Rath. In eine große mit 1520 Eimern Flußwaffcr gefüllte Kufe bringe man einen Schoppen Salzsäure und etwa tO Maas schlechte Sauerbrühe aus einem Ziehfaffe oder einer Treibfarbe; nachdem das Wasser gut umgerührt ist, bringe man die gut bestrichenen Häute oder Felle hinein und stoße sie darin etwa eine Viertelstunde. Rach Verfluß einer ganzen Stunde herausgenommen, ist die Waare sehr glatt und weich, weil die letzten Kalkreste daraus ent­fernt sind. Das erste Loh im Ziehfaffe soll ebenfalls kein frisches sein, doch kann es nach dieser Prozedur auch angewendet werden, ohne daß es nachtbeilige Folgen für die Milde und die Helle Farbe des Leders verursacht.

Ein Pranger für Alle.

"Die Juden sind schlechte Kerle, sie betrügen und lügen und stehlen wenn's angeht," sagte ein Mann zu seinem Freunde, worauf dieser erwiederte:

Die Juden sind auch schlecht, aber im Allgemeinen nicht schlechter als die Christen auch. Wenn ein Mensch lügt und betrügt und stiehlt, so fragt er, wenn er ein Christ ist, nicht seinen christlichen, und wenn er ein Jude ist, nicht seinen jüdischen Katechismus; der eine wie der andere verbietet ihm das, er thut's aber trotz dem.«

Die Juden sollten aber nicht schlecht sein,« sagte- der Erste.

Ich will Dir was erzählen," erwiederte der Freund abermals:Vor Zetten, als man die Verbrecher noch am Pranger ausstellte, stand einmal zu Frankfurt a. M. ein Jude auf demselben. Ein anderer Jude geht vor- über-Nu Mansche,"" ruft ihm sein Nachbar Christian zu,-gelt, da steht ein Judt!"" ----Nu, was der Mähr?"" sagt Mansche,habt Ihr denn den Pranger allein ge- pachtet?""