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Beilage zum Enzthälee Nr». »8.

Mittwoch den 7. Dezember 1864.

Kronik.

Aus dem Bericht des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, betreffend die

Einführung der Landpost

so wie die Betriebsergebniffe der K- Posten in den EtatSjahren 1862-64 entnehmen wir, daß die Anstalt der Landpost nunmehr im ganzen Königreiche durchge- führt ist. Zu Vcrschung des Landpostdienstes sind im ganzen Königreich 668 Postboten (Postbcsorger) nöthig. Auf einen Postboten kommen im ganzen Lande durch­schnittlich 4'/z Wegstunden und 7 Dienststunden per Tag. Der Jahresgehalt der 668 Postboten beträgt 114,133 fl., wozu noch der Aufwand für die Dienst­kleidung und Ausrüstung der Boten sowie für die er­forderlichen Drucksachen kommt mit jährlichen 18,396 fl., wonach sich der durchschnittliche Gehalt eines Landboten einschließlich der Dienstkleidung auf 198 fl. beläuft. Die Zahl der Briefkasten wurde in Folge der Land­posteinrichtung von früheren 42ü auf zusammen 2237 Brieflaren vermehrt, deren Unterhaltung durchschnittlich einen jährlichen Aufwand von 1454 ff. veranlaßt. In Verbindung mit der Landpost wurden sodann 45 wei­tere Poststellen errichtet, für welche der jährliche Auf­wand durchschnittlich 7560 fl- beträgt. Endlich sind seit dem Beginn der Landposteinrichtung weitere durch­schnittlich zweispännige Postkurse auf 74V« geographische Meilen eingerichtet worden, mit welchen täglich mehr als vor Beginn der Landpost 297 Stunden zurückge- lcgt werden. Der Aufwand für diese weiteren Post­verbindungen beträgt durchschnittlich per Jahr in runder Summe 40,000 fl. Hienach ergiebt sich ein Gesammt- aufwand für die Landpost von durchschnittlich jährlich 181,593 fl. An diesem künftigen Mehraufwand für die Postkaffe werden jedoch sofort gedeckt durch die mit den einzelnen Amtskörpcrschaften der 64Oberämtcr im Vcrtragswege vereinbarten Averlalentschädigungen für portofreie Beförderung der amtlichen (früher durch Gemeinde re. Boten vermittelten) Sendungen per Jahr 79,769 fl Der Rest von jährlichen 101,824 fl. sollte also durch weitere Posteinnahmen theils von dem inner­halb der Oberamtsbczirke sich bewegenden Lokalvcrkehr, welcher früher gar nicht von der Postanstalt vermittelt wurde, theils von dem gesteigerten weitergehcnden Post­verkehr wieder gedeckt werden.

Nach den während der kurzen Zeit des Be­standes der Landpost gemachten Erfahrungen läßt sich schon jetzt mit Sicherheit annehmen, daß der oben be­

rechnete Mehraufwand der Postverwaltung von 101,824ff. per Jahr schon in der nächsten Zeit durch weitere Post- Einnahmen gedeckt und dadurch die Postanstalt in den Stand gesetzt werden wird, in fortschreitendem Maße Verkehrserleichterungen eintreten zu lassen und nament­lich auch die bisherige Beschränkung der vertragsmäßi­gen Portofreiheit der amtlichen Sendungen der Ge­meinde- und Amtskorporationsbehörden auf den Verkehr innerhalb der einzelnen Oberamtsbezirke demnächst zu beseitigen. ES haben nämlich die Gesammt-Einnahmcn der in 21 einzelnen Oberamtsbezirken befindlichen Post­stellen, bei welchen der Landpvstdienst im Etatsjahr 186263 eingeführt wurde, schon im ersten Jahre nach Einrichtung der Landpost, von der Briefpost um 16,675 ff, von Päckereien um 11,322 fl. zugenommcn, wäh­rend der Postanstalt weiter die Einnahmen an Spe­ditionsgebühren von jährlich circa 40,000 Abonnements auf Zeituugslokalblätter innerhalb der 64 Obcramts- bezirke mit mindestens 10,000 fl. jährlich zufließen, da die fraglichen Lokalblätter früher nicht durch die Post, sondern durch die nun aufgehobenen Amtsboten be­fördert wurden.

Bei der Beurtheilung des neuen mit einer nam­haften Vermehrung der Poststellen und Fabrpostver- bindungen verbundenen LandpostinfftutS fallen jedoch die erlangten volkswirthschaftlichen Vortheile ungleich mehr in's Gewicht als die finanziellen Interessen. Es hat nämlich die Landpost im Wege freier Vereinbarung der Postverwaltung mit den einzelnen Amtsversamm­lungen im Wesentlichen überall eine den Wünschen des betheiligten Publikums entsprechende Einrichtung der Art erhalten, daß hiebei besonders auch auf die Be­dürfnisse des von den Landpostboten ebenfalls zu ver­mittelnden Prioatverkehrs möglichst Rücksicht genommen worden ist. Außer der für den Postverkehr der länd­lichen Bevölkerung nunmehr hergcstellten größeren Sicherheit, Regelmäßigkeit, Beschleunigung und Wohl­feilheit ist durch die Landpost vorzugsweise auch eine Erleichterung des Privatverkehrs eingetretcn, dessen Vermittlung den Postboten freigegeben ist. Bemerkens­werth ist ferner, daß die durch die Landpost gebotenen Vortheile in dem Umfang wie in Württemberg bis jetzt in keinem anderen Staate geschaffen wurden. Die große Bedeutung des Verzichts der Württembergischcn Postverwaltung auf die Bestellgebühren von Briefen, Zeitungen und Päckereien aller Art ist daraus ersicht­lich, daß für dieselben bei dem heutigen gesteigerten Verkehr eine JahrcS-Einnahme von zusammen 400,000 ff zu veranschlagen wäre, welche mit 25 capttalifirt der Rente aus einem Kapital von 10,000,000 ff entsprechen.

Nach den spezificirten Rechnungs-Ergebnissen er­gibt sich für das Etatsjahr 1863/64 folgende Berech­nung über die Rentabilität der Postanstalt, beziehungs-