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Kronik.
Deutschland.
AuS Wien wird geschrieben: Auf einer Jagd im Forste von Pyrawarth ist vor Kurzem ein kohlschwarzes Reh geschossen worden. Das seltene Thier ist dem hiesigen Naturalienkabinet übergeben worden, woselbst es ausgestopft und aufgestellt werden wird.
Berlin, 25. Nov. Die „Militärischen Blätter" melden, daß die zur Besetzung der Herzogthümer abrückenden preußischen Regimenter sich so einzurichten haben, daß sie vorläufig drei Jahre in den Herzogthümern bleiben können. — Eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern verbietet die fernere Verbreitung des in Frankfurt erscheinenden Blattes „L'Europe."
Bismarck verlangt beharrlich Entfernung der vom deutschen Bunde nach Holstein entsandten Erecutionstruppen aus dem Herzogthum und behauptet sie sei unzulässig, er spricht dabei von langwieriger Bundesprocedur; wer macht sie aber langwierig?
Aus dem Breisgau, 24. Nov. Mit dem Weinhandcl in Bezug auf das heurige Gewächs geht es noch immer außerordentlich flau. Da aber viele kleine Nebbauern verkaufen müssen» so fallen die Preise stetig. Wer bessere Weine erzielt hat, sucht solche bis zum Frühjahre zu halten, in der Hoffnung, daß alsdann die Nach, frage größer sein wird. Zu bedauern ist, daß die sonst zahlreichen Einkäufer aus Wüttemberg jetzt spärlich hier erscheinen.
Dr. Joseph Mayrhofer, der Adjutant Has- pingers im Tyroler Kriege von l809 ist im Alter von 76 Jahren am 9 Nov. zu Salzburg gestorben.
Württemberg.
Stuttgart. Von wichtigeren Berichten der Finanzkommission ist der Bericht über das Departement des Kirchen« und Schulwesens, über das Departement des Innern und über die Gesoldungs-Aufbtsserungen ausgegcben. Die Mehrerigenzen in dem Departement des Kirchen- und Schulwesens für höhere und niedere Schulzwecke sind namhaft, und haben durchaus die Zustimmung der Finanzkommissivn erhalten. An das stätige Wachsen des BesoldungsetatS, welches in den Verhältnissen unzweifelhaft seine volle Rechtfertigung findet, reiht sich von selbst das Verlangen nach Vereinfachung der Organisation des Staatsdienstes und Verminderung der Beamrenzahl. Der Bericht der Finanzkommission ist jedoch hierauf nicht näher ein- gegangen, von dem ganz richtigen Gesichtspunkt geleitet, daß bei diesen Fragen das finanzielle Moment zwar sehr wichtig» aber keineswegs enischeidend sei.
Tagesordnung der Sitzungen des Schwur- gerichtghofes zu Tübingen im werten Quartale.
— Montag den 12. Dez. d. I. Vormittags
9 Uhr, Anklagesache gegen Gottlieb Heinzel- »rann, vormaliger Gemeindepfleger zu Unler- cnsingen, Oberamts Nürtingen, wegen Restsetzung und Rechnungsfälschung; Dienstag den 13. d und folgende Tage Anklagesache gegen Wilhelm Friedrich Herrmann, Taglöhner von Gönningen, Oberamts Tübingen, wegen versuchten Todt- schlagö.
Ausland.
In Bezug auf die Hinrichtung Franz Müller's schreibt die österreichische Zeitung: »Die letzte Fragenverdrehung des Hrn. Pastors Cappel klingt sonderbar, nachdem Müller eben noch fest und entschieden gesagt: Ich bin unschuldig. Der Herr Pastor hätte besser gethan, den Unglücklichen nicht noch in der letzten Sekunde zu martern, um den englischen Geschworenen und Richtern das Gewissen zu erleichtern. Es handelt sich bei der letzten Antwort vielleicht um einen kleinen Jrrthum. Sollte der Pastor statt ,.ob" „daß" gehört haben? Wenn der Herr Pastor als Priester und Psycholog bis zum letzten Momente behauptete, Müller, mit welchem er Wochen lang verkehrte, sterbe nach seiner Ueberzeugung unschuldig, so ist der letzte Hauch eines zum Tode geängiieten Menschen gar nicht maßgebend." Wir führen diese Bemerkungen des Wiener Blattes an, um zu zeigen, wie viele Bedenken die Auslegung der letzten Worte Müller's bei unbefangenen Beurthcilern erregen muß. Hr. Dr. Cappel hat die Darstellung der Times als richtig anerkannt. Die letzten Worte Müller's lauten danach: „Ja, ich bin unschuldig; Gott weiß, was ich gethan habe." Und unmittelbar darauf, nach einer außerordentlich schweren, wenn überhaupt verständlichen Frage: (Gott weiß, was Sie gethan haben; aber weiß er, daß Sie diese bestimmte Thal gethan haben?) „Ich habe es gethan." Er sagte nicht, wie die Times seine Antwort im Leitartikel verfälschte: „Ja. ich that eö." Noch viel unrichtiger sind alle ausschmückenden Versionen der übrigen Blätter, wonach er sich als Verbrecher oder gar als alleiniger Verbrecher bekannt. Es wäre möglich, daß Müller durch seine in der Verwirrung des letzten Augenblicks ausgestoßenen Worte Alles, was er bisher gesagt, nur bestätigen wollte.
In Altstädten, Kts. St. Gallen, ist jüngst das Testament des edlen Menschenfreundes Ma- rolani eröffnet worden. Seine Vermächtnisse, die sämmtlich eine gemeinnützige Bestimmung haben, betragen nicht weniger als 641,000 Frk. Ob der Mann katholisch oder protestantisch gewesen ist, ersieht man aus dem Testament nicht; er bedachte katholische wie protestantische Anstalten. Jedenfalls hat er die Religion der Liebe geübt und ist in derselben gestorben. Seinen zwei treuen Dienstboten testirte er 40,000 Frk. sammt dem Mobiliar.
(Mit einer Beilage.)
Redaktion, Druck und Verlas der Mceh'scheu Bnchbruckerei Ä Nrurudürs.