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geheimen Artikeln auch noch Abtretungen an der bai­rischen Landesgrenze bis nach Wasserburg ausbedungen. Durch diesen Theil von Baiern Oesterreich in seinem Länderbefitze abgewunden, ein Projekt, welches früher schon Friedrich U. vereitelt batte, das war einer der Artikel iu Thuguts politischem Programme. Dafür hatte er das linke Rheinufer an die französische Republik überliefert. Auf die Erwerbung AaiernS arbeitete der Vertreter Oesterreichs mit aller Kraft hin; das fran­zösische Direktorium jedoch war in früherem Separat­frieden mit deutschen Fürsten Verpflichtungen eilige- gangen, dieselbe für ihre Verluste auf dem linken Rheinufer zu entschädigen, und als die große Frage entstand: worin sollen diese Entschädigungen bestehen? lautete die Antwort des französischen Direktoriums: »in der Aufhebung der weltlichen Macht der deutschen katholischen Geistlichkeit und der Einziehung der geist­lichen Güter." DaS war der zündende Funke in einem Pulvcrfafse. Nun begann ein Spiel und Widerspiel der Interessen, ein Jammern und Wehklagen; die weltlichen Mächte hegten die stille Sehnsucht, von den geistlichen Gütern möglichst viele an sich zu bringen, die geistlichen waren entschlossen, dir Bisthümer zu opfern, die Bisthümer die Klöster, nur um sich selbst zu erhalten; der Vorschlag Preußens, von aller Ent­schädigung abzustehen, wurde in der Ländergier der Meisten verworfen; nicht lange währte es und die Verwirrung war vollständig. Niemand wußte mehr, was er gewinnen, aber jeder was er verlieren sollte; die Angelegenheiten verwickelten sich zu einem gordischen Knoten, den die Abgesandten der Republik endlich mit der Aushebung der Reichs-Friedens-Deputation zer- theilten, ohne daß Oesterreich seinen Zweck, die Er­werbung res bairischen Landes, erreicht hatte. Am 9. Dezember 1797 war der Congreß eröffnet worden, am 25. April 1799 hatten die französischen Gesandten die Auflösung ausgesprochen; in drei Tagen gedachten sie abzureisen. Bonnier und Roberjot sollten ihr Vater­land nicht Wiedersehen.

(Schluß folgt.)

Ausgerodctes Unkraut vortheilhaft zu verwenden, giebt ein französischer Landwirth folgendes Mittel an: Man schüttet von dem Unkraut etwa einen Fuß hoch gleichmäßig auf den Boden, breitet eine dünne Schicht pulverifirten ungelöschten Kalk darüber aus, schüttet eine zweite Lage Unkraut, legt eine andere Schicht Kalk auf und fährt damit abwechselnd bis zu beliebiger Höhe fort. Bleiben Pflanzen und Kalk durch einige Stunden miteinander in Berührung, so tritt Auflösung ein. Da ein wesentliches Erforderniß darin besteht, die natürliche Entzündung zu verhüten, so bedeckt man das Ganze mit Rasen und Erde. Nach Verlauf von 24 Stunden ist die Zersetzung eine gründliche, und die daraus entstandene Asche besitzt alle Eigenschaften eines vortrefflichen Düngers. Sämmtliche Pflanzen können auf die Art verwendet werden, nur müssen sie durch­aus grün sein. Je frischer das Grün und je neuer der Kalk, desto wirksamer ist der Dünger.

(Werth der Sonnenblume.) In England hat man neuerdings den nicht geringe» Werth der großen Sonnenrose erkannt und ist auf die Cultur dieser so wenig beachteten Blume sehr bedacht. Die Blüthen derselben sind äußerst reichhaltig an Honig und Wachs. Die reichen Samenkörner geben, wie Leinsamen be­handelt, das beste Oel für den Tischgebrauch, die beste Mast für Geflügel, und find besonders für Maler zum Blau und Grün bestens verwendbar. Das Oel unter Seife gethan, dient für die Haut und den Bart zur Verschönerung, indem es weich und zart macht. Fasa­nen mit den Samenkörnern gefüttert, bekommen ein schöneres Gefieder. Das Mehl der Körner gibt den feinsten Kuchen und dem Brode größere Nahrhaftigkeit und Verdaulichkeit. Die Staude enthält feinste Fasern, welche in China unter die Seide versponnen werden. In China werden Hunderttausendc von Ccnioern Son­nenrosensamen verarbeitet. Die Staude soll sich auch zur Papierfabrikatioa eignen. Ein Bauer in England gewann im vorigen Jahre allein aus dem Sonnen- roscnsamen 700 Thlr.

Auf die Ernährung der Hausthiere, namentlich der Schweine, ist ein besonderer Werth zu legen- In dieser Beziehung ist daraus aufmerksam zu machen, daß vielfach, namentlich bei Züchtung im Stalle oder gepflastertem Hofraum, es den Thicren unmöglich ge­macht wird, neben dem ihnen gegebenen Futter die uöthigcn mineralischen Bestandtheile aufzunehmen, die sie im Freien begierig aufsuchen, als Kalk, Phos« phorate re. Deyes hat durch längere Versuche ermittelt, daß die Vermengung des üblichen Futters mit klemcn Mengen gestoßenen Kalks re. das Gedeihen wesentlich fördern- Ganz besondere Erfolge aber hat er von der Einmengung etlicher Steinkohle wahrgenommcn, na­mentlich der Anthracitkohle, deren Schwefel- und Eisen­gehalt er vorzugsweise die guten Wirkungen zuschreibt. Dem Eisen in der Kohle traut er außerdem besondere specifische Wirkungen gegen die Parasiten zu und glaubt, daß bei beständig genügender Eifengabe keine Trichinen, die etwa in die Schweine gelangen möchten, zur Ent­wicklung oder Fortpflanzung kämen.

(Mittel, um Mauern gegen Feuchtigkeit zu schützen.) Man bestreicht die Wände mit einer Lösung von ^ Pf. Seife in 10 Pfund Wasser, und nach 24 Stunden mit einer Lösung von Vr Pf- Alaun in 40 Pfund Wasser. Hierdurch entsteht Thonscife, die eine dünne, nur bei genauer Betrachtung sichtbare Decke zurückläßt, welche eben die Feuchtigkeit gut abhält.

(Möbelwichse.) Stearinsäure mit der gleichen Menge Terpentinöl gemischt, ist als Möbelwichse mehr zu empfehlen, als eine Lösung von Wachs, Terpentinöl und Alkohol, welche früher allgemein zu diesem Zwecke angewendet wurde. Für Mahagonimöbel kann man etwas Karmin zusetzen.