434

einstimmig annahm: In der durch die deutsche Tapferkeit errungenen und durch den Friedens­schluß bestätigten Lostrennnng Schleswig-Hol­steins von Dänemark erkennen wir einen hohe» nationalen Erfolg. Dennoch gewährt der Friede dem gekränkten Rechte Deutschlands keine volle Genugthuung, weil nach dessen Inhalt die Her- zogthümer an Oesterreich und Preußen abgetreten werden, ohne die Ansprüche Deutschlands und das Selbstbestimmungsrecht der Herzogtbämer zu berücksichtigen. Die deutschen Regierungen sind verpflichtet, den Herzogthümern dieses Recht durch unverweilte Einberufung einer dem Staats­grundgesetz vom 15. Scpt. 1348 entsprechenden Landesvertretung und die Anerkennung und Ein­setzung des Herzogs Friedrich zu gewähren. Ohne die Mitwirkung dieser Organe der Her­zogtümer kann über, deren ferneres Schicksal keine Bestimmung getroffen werden. Das In­teresse der Herzogthümer selbst, wie das des gesammten Deutschlands, erfordert cs, daß in Schleswig-Holstein die Nordgrenze Deutsch- larids gesichert, Schleswig in den deutschen Bund ausgenommen werde und die Herzog­thümer in den Zollverein eintreten.

Die Tübinger Eisenbahn-Versammlung.

Die von allen Theilen des württembergi- schen Schwarzwyldkreises beschickte Versammlung zu Tübingen vom 20. Noo. 1864 erkennt mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Majorität:

1) bezüglich des Weiterbaues der Eisen­bahnen im Schwarzwaldkreis nur ein solches System als richtig an, welches den einzelnen Theilen des Kreises die nächste Verbindung mit dem Landesmittelpunkre Stuttgart unv mit den benachbarten Knotenpunkten des Verkehrs (Donau, Bodensee, Schaffhausen, Freiburg, Straßburg, Pforzheim) gewährt.

2) Die richtige Anlage des Schwarzwald- eisenbahnsystems im Einzelnen besteht in folgen­den Linien:

n) Der Ausbau der durch das Gesetz vom 17. Noo. 1858 festgestellten Eisenbahn durch das Flußgebiet des oberen Neckars über Rottweil gegen die Landesgrenze (Tuttlingen, Schwennin­gen) kann zwischen Horb und Sulz nur im Thal­weg des Neckars mit Benützung hohenzollern'schen Gebiets erfolgen; der eventuell projeetirte, den ganzen Verkehr störende, in Bau und Betrieb theure und schwierige Umweg einer Bergbahn über Schopfloch ist zu verwerfen, li) Die von Preußen verlangte Eisenbahn von Tübingen über Hechingen nach Balingen, deren Fortsetzung über Ebingen nach Sigmaringen, sowie außerdem ihre Verbindung mit der oberen Neckarbahn von Balingen nach Rottweil und Tutklingen (zugleich Oberschwaben-Kinzigthal) liegt eben so sehrauch im wohlverstandenen Interesse der betreffenden württembcrgischen Bezirke und des ganzen Schwarzwaldeisenbahnsystems, e) Zur Ver­

bindung der einzelnen Theile des Schwarrwalds mit dem Landes.Mittelpunkt ist eine direkt von Stuttgart ausgehende Stammbahn mit ihren Aesten erforderlich. Die richtige Stammlinie für die Schwarzwaldbahncn ist Stuttgart-Böblingen; die Aeste sind: 1) Böblingen-Calw-Nagold; 2) Böblingcn-Hcrrenberg.Horb (Freudenstadt; Sulz-Nottweil-Schweiz); 3) Böblingen-Tübin­gen (Hechingen - Balingen - Sigmaringen - Ober­schwaben). ck) Eine an Stelle dieses Stammes und des einen seiner Aeste vorgeschlagene Babn von Feuerbach über Leonberg nach Calw ist wesent­lich eine Unterlandübahn; sie kann jene Stamm­bahn für den gesammten Schwarzwald in keiner Weise ersetzen.

^e) Eisenbahnen in den Tbälern der En; und Nagold, beide von Pforzheim ausgehend, jene nach Wildbad, diese über Calw und Nagold bis zur oberen Neckarbahn fortzusetzen, sind ein dringendes Bedürfniß für eine Hauptrichtuug des Verkehrs dieser Thäler.

k) Die Hereinziehung des durch seine Forste und Gewerbe bedeutenden Frcudenstadt (Murg, Kinzig) in das Schwarzwaldbahnnetz, durch ^ Verbindung sei es mit der Oberneckarbahn, sei es mit der Gäubahn (Böblingen-Horb), ist geboten.

3) Die Versammlung spricht den dringend­sten Wunsch aus, es möchten die Unterhandlungen mit Baden wegen des naturgemäßen Anschlusses unserer Schwarzwaldbahnen an die badische Kin­zig-, Murg- und Scekreis-Bahnen sowie an Pforzheim auf energische Weise fortgesetzt und der längst verhandelte Vertrag mit Preußen wegen Hereinziehung Hohenzollerns in das wiirt» tembergische Eisenbahnsystem endlich zum Abschluß gebracht werden.

4) Die Versammlung erklärt es, indem sie sich enthält, über die Priorität des Baus der einzelnen Dahnen ihrerseits sich auszusprechen, für eine Forderung der Gerechtigkeit, daß die wvhlbegründeten Ansprüche des bisher bei dem Eisenbahnbau verkürzten Schwarzwaldkreises end­lich befriedigt werden.

Die Versammlung beschloß einmütbig, eine Deputation an Se. Majestät den König abzu­senden, um höchst demselben das Ergebniß der Bcrathung vorzutragen, und setzte ei» Comite nieder zur Vorkehrung der erforderlichen Schrine im Sinne der gefaßten Beschlüsse, in welches jedes der bei der Versammlung vertretenen Eisenbahn. Comites, resp. wo keine bestehen, Bezirke je Ein Mitglied zu wählen hat. Der Bezirk Neuenbürg war nach dem Be­richt des Merkur durch zwei Mitglieder reprä- sentirt.

(Mit einer Beilage.)

AAaktiou, Druck und Berlax der Mech'jcheu Buchdruckers «r Nr»e«dSrs.