Durch den nunmehr erfolgten Friedcnsschluß wird unmittelbar nach der Bestätigung desselben die Räumung Jütlands durch die alliinen Truppen bedingt, und es sind nach der Kreuzzeuung alle Vorbereitungen getroffen» um die preußischen Truppen in wenigen Tagemärschen zunächst nach Schleswig-Holstein zu ziehen.
Um die BundeStruppen aus dem Hcrzog- thum Holstein diplomatttch hinauszumanövriren, enthält die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, das Organ des Hin. v. Bismarck, einen, mit einer starken Dosis von Hohn versetzten Artikel.
Glog au. Nach der „Schles. Ztg " wird in Glogau der Bericht des Divisionsauditeurs Splittgeiber über das dortige vielbesprochene traurige Ereigniß einer scharfen Kritik unterworfen, namentlich seitdem ein dortiger geachteter Civilarzt, Dr. Pollack, welcher die Leiche der Agnes Sander zuerst besichtigte, eine die betr. Herren sehr beschuldigende Erklärung in der „Bresl. Ztg." abgegeben hat.
Bingen, 3. Noo. Die Weinlese ist in hiesiger Gegend überall in vollem Gange. In den eigentlichen Weinbergen haben die Trauben durchaus nicht von dem Froste gelitten und versprechen einen dem vorjährigen ähnlichen Wein zu geben. Die Kauflust hat sich ziemlich gehoben und wird das Stück in den mittleren Lagen mit etwa 300 fl. bezahlt» auf dem Lande mit 200—220 fl- Wie in allengeringen Jahren, ist cs auch in diesem schwer, den Jahrgang im Allgemeinen zu charakterisiren. Wir bekamen Proben von vorjährigem Wein zum Verkosten, der so vorzüglich war, daß wir ihn für 1862er hielten. Durch gute Auslese der Trauben wird auch in diesem Jahre manches vorzügliche Stück Wein zu erzielen sein, das, wenn es einmal in festen Händen ist, nur zu hohem Preise zu erlangen sein wird. Wer daher jetzt am Platze Käufe abschließt, bürste gute Geschäfte machen.
Württemberg.
Der würltembergische Thierschutzverein hat eine «Ansprache an Herz und Verstand der Hausfrauen" veröffentlicht, worin er sich mit Recht auf das Entschiedenste gegen das Geflügel- stopsen ausspricht. Durch das gewaltsame Einstopfen eines Uebermaßes von Nahrung werben die Thiere dem fortdauernden Eckel der Ueber- sättrgung ausgesetzr. Hierdurch und durch den Umstand, daß sie in enge Mastställe cingesperrt und von dem für sie so nothwendigen Wasser, um darin zu baden, abgeschlossen werden, werde bei ihnen nicht etwa natürliches Fett sondern die Fettkrankheit und daneben noch eine Menge anderer schädlicher Krankhesisstoffe erzeugt, hauptsächlich eine krankhafte Ausschwellung der Leber, die nicht selten mit Verhärtung dieies Organs abwechseln. Daß diese als Leckerbissen verkaufte Gänselebern im höchsten Grade ungesund sein müssen, liegt auf der Hand. So verhält cs sich auch mit dem künstlich erzeugten Gänsefett und mit dem Braten dieser gestopften und dadurch unbarmherzig geplagten Thiere.
Tübingen, 4. Nov. Aus die an das Dekanat der philosophischen Fakultät ergangene Einladung zur Enthüllung des Melanchthon- Denkmals in Breiten bar in Verhinderung des Dekans der Prodekan Professor Dr. Pauli der Feier angewohnt, um die Fakultät zu vertreten, welcher der pr-ieoept,«i 6ermuuia6 einst angehörte. Seitens der Gymnasien Württembergs war Rektor Dr. Lchmid aus Stuttgart anwesend.
Ausland.
London. Am 28. Oktober begannen die Schwurgerichtsverhandlungen gegen den Schner- dergesellen Franz Müller, der bekanntlich angeklagt rst, am 9. Juli in einem Waggon der Nordlondonbahn den Commis Th. Briggs auf eine schauerliche Weise ermordet und beraubt zu haben. Der Angeklagte läugnete standhaft und behielt eine sehr gleichmüthige Haltung. Der deutsche Rechtsschutzverein hatte ihm die besten Advokaten zur Seite gegeben; allein die Anzeigen für seine Schuld waren so stark, daß die Geschworenen ein Schuldig aussprachen, in Folge duffen Müller zum Lode verurtheilr wurde.
Der Kaiser Napoleon ist nach St. Cloud zurückgekchrt, der Kaiser Alexander durch Berlin gekommen und in Paris, wo man der Begegnung in Nizza eine so große Bedeutung beige- legt hatte, ist man heute anderer Meinung und spricht der Zusammenkunft jegliches politische Motiv ab. Nach anderer Auslegung wäre sie wenigstens eine neue Garantie für die Fortdauer deS europäilchen Friedens.
In Bern steht Dr. Demme, ein junger Arzt und Lehrer an der Universität, vor den Geschworenen. Er ist des Giftmordes an dem Kaufmann Trümpy angeklagt und Frau Trümpy uls seine Mitschuldige. Demme ist ein hochgebildeter 3ljähriger Mann von bester Familie; er war Hausarzt der Familie Trümpy und mit beiden Gatten sehr vertrau«, mit der Frau nur allzu vertraut und vermittelte oft in deren Strei- tigkeiten; mit der einzigen Tochter will er sich in der letzten Zeit verlobt haben. Die Freunde Demme's sagen: ein Verbrecher ist er nicht, aber furchtbar leichtfertig, unbesonnen u»d frivol. AuS Deutschland, England und Frankreich hat der interessante Fall gelehrte Zeugen in Bern versammelt. — Dr. Demme und Frau Trümpy sind von den Geschworenen für nicht schuldig erklärt.
Gold-Cours
der K. württemb. Staalskassen-Verwa l tu ng.
Stuttgart, den l. November t884. Württemberg. Dukaten (Fester Courö.z 5 st. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem Cours . . 5 st. 3l kr.
Preußische Pistolen.9 fl. 54 kr
Andere ditto.9 st- 39 kr,
20 Franks-Stücke . ... 9 st. 24 kr.
Redaktion. Druck und Verlag der Mceh'schen Buchdrucker« m Nruendürg.