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daß die stämmige, 36jährige Köchin angeblich Blut­speien und dan ebenfalls ganz robust anstehende zehn Jahre jüngere Kleinmädchen, ihrer Versicherung nach, Krämpfe bekommen hatte. Zwei Tage waren sie in Folge dessen bereits arbeitsunfähig gewesen und ver­langten nun, aus Gesundheitsrücksichten ihres Dienstes entlassen zu werden. Der Polizeichef willfahrte denn auch ihrem unabänderlichen Begehren, jedoch mit dem höchst unerwarteten Zusatze der sofortigen Entfernung aus Hamburg. Vergebens wendeten sie gegen die un­freiwillige Reise in die Heimath ein, daß die Köchin das Schneidern und das Klcinmädchen das Putzmachen zu erlernen beabsichtige. Allein cs ward ihnen erklärt, daß ihrem zarten Gesundheitszustände der hiesige Au­fenthalt ferner nicht zuträglich sein möchte und sieleicht dem Krankenhaus« zur Last fallen könnten. Sie mußten sofort abreisen.

So geht's:

Wie gcht's denn bei Ihnen zu Haus? fragte man eine Bäuerin.

,,O bei unS geht's schon ganz gut; wir haben jetzt so viele Vergnügungen; letzten Sonntag hatten wir Hochzeit und am Dienstag schon wieder Begräbniß" war die lakonische Antwort.

(Eingeschifftes Hau«.) Zn Geestemünde (Hanno­ver) ist der vollständige Stoff zu einem Sstöckigen Hause eingeschifft worden. Es ist für eine» deutschen Fabrikanten in Shanghai (China) bestimmt. Die Auf­stellung leiten ein deutscher Architekt und ein Zimmer- meifier, die ebenfalls mit dem Schiff abgegangen find.

Ans dem Bericht über die Sitzung des Aus­schusses der Versammlung von Mitgliedern, deutscher Landesvertretungen in Weimar am 16. Okt. 1864.

Frankfurt, 20. Okt- 186). Die sämmtlichen bisherigen Einnahmen betragen 603,257 fl., die Aus­gaben 484,491 fl-, wonach ein Kaffenbestand von 118,766 fl. verbleibt. Unter den Ausgaben sind 341,813 fl. für die Zwecke der Herzoglichen Regierung und rm Einverständniß mit derselben verwendet; 105,129 fl. für Unterstützungen, namentlich für Kriegs- beschädigte; >2,123 fl. zur Förderung der Bewegung in Deutschland; 16,507 fl. zur Bekämpfung der däni­schen Agitaüon in Schleswig-Holstein und im Ausland; 7726 fl. für Bureau- und Druckkosten, Porto, Fran­katuren u- s. w.; endlich 1186 fl. Verlust auf Gold, Papier, Coupons u. s. w.

Bei der Berathung hatte der Ausschuß zunächst den bisherigen Gang der Bewegung, angesichts des bis jetzt erzielten, durch den bevorstehenden Friedens- schlnß z» besiegelnden Ergebnisses, sich zu vergegen­wärtigen. Als nach dem Tode Friedrichs VII. das ganze deutsche Volk mit einer bisher uncrlebten Ein­stimmigkeit den Krieg für die Lostrennung der Herzog- thümcr von Dänemark und Einsetzung des rechtmäßigen

k Thronfolgers verlangte, erklärten die deutschen Groß­mächte am Bundestag in dessen Sitzung vom 28. Nov. v- I., daß sie sich durch den Londoner Vertrag für gebunden dielten und von Dänemark nichts weiter als die Erfüllung der durch jenen Vertrag übernommenen Verpflichtungen verlangen würden. Getreu dieser Er­klärung schickten sie einige Wochen später ihre Truppen nach Schleswig, nicht um gegen Dänemark Krieg zu führen, sondern um dieses Herzogthum auf Grund der Londoner Vereinbarungen in Pfand zu nehmen. Unter­dessen hatte die nationale Bewegung in den Beschlüssen der am 2l. Dezember in Frankfurt zusanimcngctretcnen Versammlung von Mitgliedern der deutschen Lanves- vertretuugen einen gemeinsamen Ausdruck ihres, auf der Vereinigung aller patriotischen Parteien beruhenden einmüthigen Willens, sowie in dem von der Versamm­lung gewählten Sechsunddreißiger-Ausschuß und den au ihn sich anschließenden über siebenhundert Schles. wig-Holsteinischen Vereinen eine feste Organisation gefunden. Durch den moralischen Druck, welchen sic zunächst auf die Mitielstaaten und mit Hilfe dieser auch auf die beiden deutschen Großmächte übte, gelang es ihr, im Bunde mit der verblendeten Hartnäckigkeit Dänemarks und der Tapferkeit der preußisch-österreichi­schen Truppen, diese beiden Großmächte über ihr ur- sprüngliches Ziel weiter und weiter hinauözudrängcn, so daß es endlich nur noch das lose Band der Per­sonalunion war, mittelst dessen sie am Londoner Ver­trage festzuhalten versuchten. Durch die in ganz Deutschland abgehaltenen Ostcrversammlungcn, nahezu dreihundert an der Zahl, erklärte die Nation noch einmal feierlich und bestimmt ihre Willensmeinung, gegenüber der bevorstehenden Conkerenz der europäi­schen Mächte. Als dann diese Conferenz zusammentrai, wurde die von 1388 Mitgliedern deutscher Landcsver- tretungcn Unterzeichnete Rechtsverwahrung erlassen und zur Kenntniß der Conferenz gebracht, in welcher Ur­kunde, unter Hinweis auf die von dem Recht und dem Volkswillen geforderte Lösung, gegen jede über das Schicksal der Hcrzogthümer ohne und wider deren Willen zu treffende Verfügung Namens der gesummten Nation protcstirt wurde. Kurz darauf folgte der Pro­test gegen die eigenmächtige Theilung Schleswigs, welchem sich gegen vierhundert Vereine, fast alle zur Zeit versammelten Kammern und zwei große Landes-^ ^ Versammlungen in Schleswig anschloffcn. Die ver­schiedenen Manifestationen haben ihre Wirkung bei den deutschen und fremden Mächten sicherlich nicht verfehlt; dafür liefern die bezüglichen mündlichen und schrift­lichen Aeußerungen englischer Staatsmänner schon allein hinreichendes Zeugniß. Der nach dem Scheitern der ' Conferenz neu cröffnete Feldzug führte dann endlich, zur völligen Niederwerfung Dänemarks und zum Ab­schluß der Friedenspräliminarien. Das gleichzeitige Auftreten der oldenbürgischen Candidatur rief einen weiteren Protest hervor, in welchem die unverwcilte Anerkennung und Einsetzung des Herzogs Friedrich gefordert wurde. Die Lage der schleswig-holsteinischen Angelegenheit hat seitdem keine wesentliche Aenderung mchr erfahren, und eine große und allgemeine Kund­gebung des Volkswillens nicht mehr stattgcfunden.

(Schluß folgt.)