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friedenheit. Lassen wir sie ungestört das schöne Fest ihrer Wiedervereinigung, ihre Ostern — ihre Auferstehung feiern!
vm.
Merklichen — Gstcrsreude.
Ja, der kommende Ostertag war im vollen Sinne des Wortes ein Tag der Auferstehung für die Familie Waldner, und Kuchen, Osterkuchen sollte es geben, und zwar für Groß und Klein.
Am frühen Morgen schon erschien die wohlbekannte Köchin Waldheim's mit einem Diener und brachte im Namen ihrer Herrschaft zwei gewaltige Osterkuchen und ein Körbchen voll schön gefärbte bunte Eier, wie sie sagte, für die Kinder. Die Tische waren zu klein, um die süß duftende Gabe zu tragen, und der eine Kuchen mußte sogar auf den Boden gesetzt werden. Wie jubelten die Kinder! Wie dankte Waldner, der von seiner Frau erfahren hatte, was der gute alte Herr für sie gethan! Bald saß die wieder wahrhaft glücklich gewordene kleine Familie um den Frühstückstisch. Die Sonne schien hell und lachend in die Stube und verklärte noch die frohen Gefickter. Sogar die Wangen der Frau Waldner waren sanft geröthet und kündeten deutlich die wieverkehrendc Gesundheit an. Das Kindchen wieder an der Brust saß sie da und schaute selig bald auf ihren lieben Mann, bald auf die lustig und frisch den Kuchen vertilgenden Kinder. Noch war das Frühstück nicht beendet, als auch schon Herr Waldheim und feine Gattin erschienen, um dem Befreiten und seiner Familie nochmals Glück zu wünschen, ihnen ganz offenherzig jede weitere Hilfe, die in ihren Kräften stehe, zuzusagen. Eben so herzlich war der Dank Walrner's und der Seinen. Die beiden alten würdigen Leute mußten sich mit an den Tisch setzen und thaten es gerne, sich wahrhaft an der Lust der Kleinen, an der stillen Glückseligkeit des Paares erfreuend.
Doch noch eine große freudige Ueberraschung wartete der glücklichen Familie. Auch Waldner sollte noch, gleich den Kindern, einen Ostcrkuchcn erhalten, ihm noch eine Osterfreude seltener Art zu Theil werben, die sein Glück und das der Seinen wahrhaft vollkommen zu machen im Stande war. Während Alle noch um den mit Kuchen beladenen Tisch herum saßen, meldete sich der Briefträger, der Nachfolger Meulel's an; er brachte einen großen Brief für Herrn Waldner, diesem zugleich herzlich Glück wünschend. Waldner erkannte auf den ersten Blick das Siegel des Schreibens : es gehörte dem Verwaltungsrathe des großen Fabrikunternehmens, an den er sich wegen der vacan- tcn Stelle gewendet. Hastig erbrach er das Schreiben, hastig durchflog sein Auge den Inhalt; dann entsank das Blatt seinen Händen, und diese faltend, schaute er mit dankendem Blick nach oben, dabei rufend: „Zu viel des Glücks, o Herr, hast vu mir und den Meini- gen zu dieser Stunde beschiedenl Gib, daß wir dessen würdig werden!"
Der Inhalt des Schreibens war aber auch derart, um die Freude der Familie auf den höchsten Gipfel zu heben: Der Verwaltungsrath jenes großen Unternehmens theilte Herrn Waldner mit, daß man seine Vor
schläge, Ansichten über Geschäftsgang und Controlen reiflich geprüft und vortrefflich befunden und ihm nach genauesten Erkundigungen über seine Person, seine Verhältnisse, nunmehr den Posten eines Geschäftsführers des ganzen Fabrikwcsens mit dem Titel „Direktor" anbiete, und zwar mit einem Gehalte für das erste Jahr von 1200 Thalcrn, freier Wohnung in dein Fabrikgebäude mit großem Garten, herrlich an den Usern des Rheines gelegen. Würde seine Verwaltung die gewünschten und gehoffte» Resultate liefern, so sei inan bereit, seinen Gehalt nicht allein zu erhöhen, sondern ihm auch noch eine entsprechende Tantieme an dem Gewinnste des Unternehmens zu bewilligen. Der Verwaltungsrath hoffte, daß Herr Waldner damit zufriedengestellt sein würde, und fügte in dieser Voraussicht dem Briefe einen Wechsel im Betrage von 200 Thalern zur Bestreitung der etwaigen Uebersiedclungs- kosten bei, besten Empfang wünschend und hoffend, ihn recht bald am Orte seiner neuen Bestimmung begrüßen zu können.
Das war eine Freude in der kleinen Familie, an der das Walbheim'sche Ehepaar den aufrichtigsten innigsten Antheil nahm. Diese luden dann noch Vater und Mutter, sowie die Kinder sämmtlich zu sich zum Mittagessen ein, was dankbar angenommen wurde. Dann nahmen sie Abschied und überließen die Glücklichen ihrer neuen großen Freude.
(Schluß folgt)
(Einer, den friert.) Am Kohlmarkt in Wien, erzählt die „Glocke", betrachtete ein Herr die interessante Auslage eines Kunsthändlers, als er auf einmal eine fremde Hand in der Tasche spürte. Schnell drehte er sich um und sah dem Thäter, einem sogenannten --Strawanzcrbubcn", fest in's Gesicht. „Ihre Hand war in meiner Tasche!" rief er dabei. „Und was is weiter?« fragte der Ertappte ruhig. »Sö dcrfen wegen dem net Harb fein, es is jetzt im Oktober schon so kalt, daß man froh is, wenn man d'Hand wohin stecke» kann!" sprachs und verlor sich im Gedränge. Der Herr war gutmüthig genug, den Kerl nicht weiter zu verfolgen.
(Elephantenpraris.) Die „Köln. Ztg.« berichtet folgenden tragikomischen Vorfall aus dem hiesigen zoologischen Garten: Ein Herr befand sich daselbst im Giraffenhaus und ließ den vielbelobtcn Elephanten ein Brödchen sehen, das er dann aber wieder in die Tasche steckte. Das kluge Thier batte sich dies sehr wohl gemerkt, und als der betreffende Herr gleich nachher in seinen Bereich kam und mit etwas Anderem beschäftigt war, fuhr es mit seinem Rüffel in die Tasche und führte sich nicht blos das Brödchen, sondern auch die Tasche, und als diese nicht nachgeoen wollte, mit kräftigem Ruck den ganzen Rockschoß des überraschten Herrn zu Gemüthe. Er praktizirte sich dieses Alles wohlgemut- in die geräumige Mundhöhle und Brödchen und Rockschoß sah Niemand wieder.