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Geschäftskrcis der Gerichte in der Weise erweitert worden, daß dieser außer den bürgerlichen Rechtssachen und den Strafsachen auch noch die Polizeistrafsachen, womit bisher dir Administrativ-Behörden betraut waren in sich ^greift. Die Gesetzgebung geht von dem Grundsatz aus, daß die StrafgerichiSbarkeit auch in Polizeistrafsachen von unabhängigen Gerichten auözuüben sei. Es ist dies ein wesentlicher Fortschritt.
Zell bei Offenburg.: Herbstbericht.) Wegen dieser Tage cingeiretenen Frostes wurde brreits am 11. d. Mis. mit dem Herbsten in den Niederrebcn begonnen, dagegen wird, wo immer möglich, bezüglich der Bcrgrebcn noch zugc- wartet. Die Menge wird etwa einen halben Zerbst ergeben; was aber die Beschaffenheit betrifft, so kann sie natürlich von den Riederreben keine so vorzügliche sein; dagegen wird aus den Bergreben, sofern mit dem Herbste noch zugewartet wird, wie man allgemein annimmt, ein guter und vielleicht sehr guter Wein erzielt werden können, indem die Trauben noch vollkommen gesund und vom Frost verschont geblieben sind. Preise noch unbekannt, doch wird zur Zeit viel alter Wein zruammen auf« gekauft zu erhöhten Preisen.
Bern, 7. Okt. Ungeheure Massen von Getreide liegen in den Kernhäusern der Ostschweiz. Dcßhalb Abschlag.
Berlin» 13. Okt. Die neuen Zollvereinsverträge sind gestern unterzeichnet worden. Die Ratifikation soll innerhalb vier Wochen e>folgen. Darauf werden die Verhandlungen mit Oesterreich wegen des neuen Handelsvertrages zwischen dem Zollverein und Oesterreich, sowie die Vn- Handlungen mit Frankreich wegen einiger Modifikation des neuen Zolltarifs in Angriff genommen werden. Bei den Verhandlungen mit Oesterreich wird der Zollverein von den 'Bevollmächtigten Preußens, Baierns und Sachsens vertreten werden. Der Beitritt Baierns, Württembergs, Hessen-Darmstadls und Nassaus zu den Zollverträgen erstreckt sich auch auf die in den Separatartikeln und den Schlußproiokollcn des Vertrages enthaltenen Bestimmungen. Vom Zeitpunkt des Beginnes der Wirksamkeit des Vertrages an werden Preußen, Sachsen, Hannover, Kurhrsscn, Thüringen, Braunschweig und Oldenburg von in Baiern, Württemberg, Hessen- Darmstadt und Nassau erzeugten Weinen und Traubenmost keine Uebergangoabgabe mehr erheben.
Nürnberg, 9. Okt. Der Verkehr auf unserem Hopfcnmarkt war diese Woche sehr lebhaft, denn die Händler stürzten sich mit allem Ungestüm in das Geschäft, während die Producenten durch solches wilde Treiben veranlaßt werden, mit ihren Verkäufen zurückzuhalten, wenn gleich die Preise bereits eine ansehnliche Höhe erreicht haben. So zahlt mmr heute Hersbruck 80—90 fl., Aischgründ 85—90 fl, Hilltdau 90—110fl., Spalt Land 110-140fl.,
Spalt Stadt 140—150 fl-, Saaz 150 fl., Land 130—145 fl. Diese Preise dürften um so weniger Bestand haben, da bei der reichen Ernte Englands, die wohl 100,000 Ctr. mchr beträgt als voriges Jabr, ein Export dahin bei solch hohen Preisen der Continentwaare wohl unmöglich ist.
Dresden, 3 Okt. Das hiesige Comire des deutschen Bundesfestes hat beschlossen, die zu erbauende Sängerhalle für 10,000 Sänger und 20,000 Zuhörer einzurichten. Das Baukapital wird aus 60,000 Thlr. veranschlagt. Der Festplatz befindet sich in der Nähe des WalbschlößchenS.
Ein mysteriöser Vorfall hat die Stabt Glogau in Pr. Schlesien in die höchste Aufregung versetzt. Zwei junge Damen, die eine die Tochter eines Kaufmannes, die andere ein Frl S., genannt Comtesse S., wurden vor einigen Tagen in der Wohnung eines Offiziers, die eine ganz entseelt, die andere halb todt und gelähmt gefunden. Kohlendampf nach einigen, § Ovtum oder noch Schlimmeres nach anderen, sollen die nächsten Ursachen dieses trüben Vorfalles gewesen sein.
Württemberg.
Seine Königliche Majestät haben durch höchste Entschließung vom 12. d. Mts. dem Med. Dr Haußmann in Wilvdad dre nachgesuchle Erlaubniß gnädigst ertheilt, das ihm von Sr. K. Hoheit dem Großberrog von Oldenburg verliehtne Ritterkreuz zweiter Klaffe des Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig annehmen und tragen zu dürfen.
Auü Stuttgart wird der Kreuzzeilung geschrieben: nach glaubhaften Gerüchten sei das l provisorisch dem Geheimcratbspräsidenten Frhrn. v. Neurath übertragene Portefeuille des Juniz- minisleriums dem Prof. v. Wächter in Leipzig früherem Kanzler der Universität Tübingen, an- gebotcn worden. Ueberhaupt seien mit demselben seit einiger Zeit Unterhandlungen im Gang, um ihn wieder für Württemberg zu gewinnen, weil der König seinen früheren Lehrer — er gab ihm in der Rechtswissenschaft längere Zeit Privatunterricht — in seiner Nähe wünsche.
AuS Württemberg läßt sich die K Z. schreiben: Der neue Minister des. Auswärtigen, Hr. v. Varnbüler, wird seine Stelle als ritier- ichaftlicher Abgeordneter in der zweiten Kammer ! beibchalten. Sein Ami als Vicrpräsident dieser Kammer ist jedoch selbstverständlich mit seiner ! neuen Würde unvrreinbar. Dagegen ist frag- f lrch, ob er auch von dem Posten eines Vorstan- > des der volkswirthschaftlichc» Commission des l Abgeordnetenhauses zurücktreten wird. Für bas Verkehrswesen, dessen Leitung künftig dem Ministerium des Auswärtigen unterstehen wird, beabsichtigt cr,s einen eigenen Ministerialrcfercnien zu ernennen. Wenn das den Namen der hierzu ausersehcncn Persönlichkeit nennende Gerücht