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gar verzweifelten Verwünschungen gefaßt gemacht; ,r hätte solches Ler armen Frau in ihrer Lage gar nicht einmal übel genommen. Doch von allem dem erfolgte nichts. Stille und resignirt ließ die Mutter von dem Säugling, der fich müde geschrieen zu Haben schien, ab und holte einen Stuhl, den fremden Herrn bittend, fich nieder zu lassen. Waldheim hatte während dem seine Blicke forschend durch daS Zimmer, sogar in die offen stehende Schlafstube schweifen lassen und fand Alles, wenn auch einfach, ja ärmlich, doch reinlich und sauber. Er setzte fich an den Tisch, und indem er recht aufgeräumt den Kleinen zurcdete, fich in ihrem Essen, nicht stören zu lassen, fragte er mit leiserem Tone, ob er oder seine Gattin nichts für Frau Waldncr, für ihre kleine Familie thun könnten.
Frau Waldner schüttelte anfänglich leise mit dem Kopfe, dann aber richtete sie ihre verweinten Augen, ihre thränenumflortcn Blicke auf den alten Herrn und sagte mit rührender Stimme: „Geben Sie mir meinen Gatten, meinen Kindern den Vater wieder und ich will Ihnen auf den Knieen dafür danken, gern Alles verzeihen, was Sic uns gcthan haben!"
„Wenn das nur in meiner Macht stände!" entgegnet? gerührt der kleine alte Herr. „Sie wissen, was vorgcfallen, welche schwere Anschuldigung gegen ihren Mann vorliegt. Wenn cs auf mich ankäme, ich wollt gerne auf das Geld verzichte» — Ihretwillen! — Aber das Gericht! —"
„Sic glauben also auch an die Schuld meines armen Mannes?«
„Es spricht leider zu viel gegen ihn," sagte etwas zögernd und verlegen Herr Waldheim. „Doch muß ich auch wieder solche Gedanken verbannen, wenn ich mir das offene Wesen Ihres Mannes vergegenwärtige, und besonders nachd.cm ich Sic, beste Frau, ihre Kinderchen gesehen, meinen Blick in Ihre Häuslichkeit gethan. — Jetzt möchte ich fast darauf schwören, daß er — un^ schuldig ist!"
„Tausend Dank!" rief Frau Waldner, indem fie aufstand und dem alten freundlichen Herrn herzlich die Hand drückte, ihn mit leuchtenden Augen anschaute. »Ihre Worte sind Balsam für mein armes Herz. O halten Sie diesen guten Glauben ja fest. So wahr ein Gott über uns wohnt, der uns alle recht bald zu sich nehmen wird" — fuhr fie wieder mit Aufregung
und unter plötzlich hervorbrcchcnden Thränen fort — „so wahr ist mein Mann unschuldig an dem ihm durch die Schlechtigkeit jenes Menschen aufgebürdeten Verbrechen !"
„Ich glaube Ihnen ja, beste Frau!" rief Herr Waldheim mit wahrem Eifer und fast auch mit Thränen in den Augen, so sehr hatte ihn der Ausbruch des Dankes, des Schmerzes der Armen ergriffen. „Ich glaube Jh- neu und ganz gewiß hat Ihr Mann die Wahrheit gesprochen. Doch beruhigen Sie sich um Gottcswillen l Denken Sie an Ihre Kinder, und wenn Sie können, ruhig genug dazu find, so erzählen Sie mir nochmals genau den ganzen Vorgang!"
Der Säugling war eingeschlafen, wohl aus Schwäche. Die Mutter brachte ihn in sein Veilchen und auf ihren Wink deckte das kleine Mädchen, von dem Knaben uu- rerstützt, stille und geräuschlos den Tisch ab. Herr Waldheim sah dies Alles mit wahrhafter Rührung an. Seine von Hause aus freundlichen Züge drückten ein solches herzliches Wohlwollen aus, daß Frau Waldner, als fie dies bemerkte, Gott im Herzen dankte, daß er ihr in ihrer Noth, wo sie sich von allen ihren Freunden verlassen sah, in diesem Fremden doch einen Tröster gesandt!
Sie erzählte nun Herrn Waldhcim nochmals den ganzen Verlaus der Angelegenheit, verschwieg nichts, nicht einmal ihre bedrängte Lage zur Zeit der Ankunft des verhängnißvollen Briefes, nicht ihre gegenwärtige. Sie betonte fest und bestimmt, daß ihr Mann keine weiteren Zeilen des Briefes gelesen, als die Anrede, das einliegende Geld nicht mit einem Finger angerühn, diese oft angeführten Goldstücke wirklich von seinem alten reisenden Freunde erhalten habe. Alles dieses erzählte sie, von der vollen Wahrheit durchdrungen, in so einfacher, natürlicher und doch so überzeugender Weise, daß dem guten alten Herrn der letzte Zweifel an der Schuld Waldner's schwinden mußte. Als Frau Waldner mit ihrem Bericht fertig war, als sie ihm offen, ohne Rückhalt, doch auch ohne Bitterkeit getagt, daß sic durch die Entlassung ihres Mannes aus dem Comptoir seines bisherigen Prtncwals an den Rand des Abgrundes gebracht worden sei, daß ihr armes Kindchen durch die erneuerte Schwächung ihrer Gesundheit nunmehr wohl sterben würde, da stand cs bei Herrn Waldheim fest, was er hier zu thun habe, und — er gestand es fich klapsenden Herzens ein - auch gerne und mit Freuden thue.
(Fortsetzung folgt.)
Neuenbürg. Notizen über Preis und Gewicht der zur Schranne gebrachten Getreide-
Gattungen am 3. September 1864.
Quantum.
Gattung.
höchstes.
Gewicht
mittleres.
niederstes.
Pr
höchster.
eis pr. Cent
mittlerer.
7er
niederster.
Pfd.
Pfd.
Pfd.
si.
kr.
st-
kr.
fl.
kr.
t Scheffel
Kernen
269
267
5
48
S
42
. 5
36
1 Simri
gemischte Frucht
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3lV»
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3
43
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1 Simri
Haber
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2i-/-
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1 Simri
Roggen
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1 Simri
Gerste
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1 Simri
Bohnen
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1 Simri
Erbsen
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1 Simri
Welschkorn
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In sonstigen Fruchtgattungrn kam heute kein Kauf vor.
Stadtschuldhcissenamt. Weßinger.