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Briefkasten.

Heute Sonntag, den 28. d. Mts.

V e r s a in in l y n g

bei Mezger LusLenauer.

Kronik.

Deutschland.

Neumünster, 24. Bug. Auf dem aus- geschriebenen Städtetag waren 41 schleswig» holsteinische Städte und Flecken, darunter auch die Wcstinseln, vertreten. Drei nicht vertretene stimmten telegraphisch folgender einstimmig gefaßten Resolution zu: Indem die Versammelten den Alliirten danken, erkennen sie daS Bedürfniß eines Anschlusses der Herzogthümer an Deutsch­land an, soweit derselbe die Selbstständigkeit der Herzogthümer nicht aufhebt, ebenso eines solchen an Preußen, soweit es das Interesse von Deutsch» land erfordert; — sie vermögen jedoch in der Einsetzung einer Interimsregierung kein geeignetes Mittel für daö zu erstrebende Ziel zu erblicken, besorgen vielmehr» daß dadurch die allseitig er­sehnte baldige Ordnung der inneren und äußeren Verhältnisse des Landes unnöihigerweise verzögert werde. Die Herstellung geordneter Zustände sey vielmehr vor Allem durch ungesäumte Anerken» nung deö vom Lande längst anerkannten Fürsten Friedrich VIII. bedingt.

Stuttgart. Die Nummer 16 des Re­gierungsblattes enthält das Gesetz, betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen. — ferner eine Verfügung, betreffend die Aufsicht über die Erfüllung der Schulpflicht Seitens der außerhalb ivres Heimath- oris sich aufhaltenden Werktags- und Sonntags­schüler.

Stuttgart, 24. Aug. Heute Vormittag ward das Jahresfest der württembergischen privi- legirten Bibelanstalt in herkömmlicher Weise in der hiesigen Stiftskirche adgehalten. Dem nach dcc üblichen Vertheilung von Bibeln an ärmere hiesige Schulkinder vorgctragenen Jahresberichte haben wir zu entnehmen, daß die Anstalt, welche die neunte Stereotypausgade der Bibel in Groß- pktav in 10,000 Erempl. mit einem Kostenauf­wand von 8600 fl. und die 22. Auflage der Kleinoktavbibel gleichfalls in 10,000 Exemplaren mit einem Kostenaufwand von 5600 fl. vollendete und bereits eine neue Bibelausgabe in Groß­oktav mit neuen Typen in stehendem Satz in Angriff nahm; an Beiträgen und Opfern 5529 fl- 44 kr., an Legaten 996 fl. während des abge­laufenen Geschäftsjahres empfing, das nur die zehn Monate von Ende Mai v. I. bis Ende März d. I. umfaßt. Zur Vertheilung wurden gebracht in diesem Zeitraum 9129 Bibeln. 7312 Neue Testamente, 710 Psalter und andere Schrift- tbeile. endlich 201 Blindenschriften, im Ganzen also 18,412 Exemplare heiliger Schriften

Diberach, 21. Aug. Vom 4—6. Sept. findet dahier das oberschw. Schießen statt, wo­zu die nöthigen Vorkehrungen bereits getroffen werden.

Aus dem Seekreis, 11. Aug. Indem Streite wegen der Trennung der Schule von der Kirche tauchen mitunter auch komische An­sichten auf. So äußerte sich neulich ein Bauer von H. im schönen Lande der Zwiebelnkultur: Wir (die Gemeinde H.) gestatten es unter keiner Bedingung, daß die Schule von der Kirche ge­trennt werden darf; haben wir doch erst vor wenigen Jahren wegen dem Neubau eines Schul­hauses so große Auslagen gehabt, und jetzt sollen wir schon wieder ein neues Schulhaus bauen, die Schule darf nicht von der Kirche getrennt werden! In H. ist nämlich das Schulhaus an die Umfassungsmauer der dortigen Kirche an­gebaut.

In Wien fand zu Ehren des dorthin ge­kommenen Königs von Preußen eine große Revue statt. Die Beziehung der sechs Bataillone, um welche die Wiener Garnison von außen h r dazu verstärkt wurde, verursachte einen Kostenaufwand von 93,000 fl. (Viel Geld für die österreichi­schen Finanzen!)

, Berlin, 19. August. Außerordentliches Interesse erregt hier das Vorhaben der Hol­steiner» einen allgemeinen Städtetag nach Neu- münstcr zu berufen, um gegen die Prälaten und Ritter zu prete icen, die aus das Provisorium in den Hcrzogthümern hindrängen.

Ausland.

Der internationale Congreß zu Genf zum Abschluß eines Concordats für die Neutralität der Heilinstitute für Kriegsverwundete und deren Verpflegungspersonal hat seine Arbeiten beendigt. Die Delegirten von 15 Regierungen sind dem Programm des Congresses beigelreten.

Die Zabl der Personen, welche auS Anlaß des Napolevnstagcs (15. August) um die Evren- legion einkamen, betrug nicht weniger als 19,000! Niemals hat das Eitelkeitefieber eine solche Höhe erreicht.

In Belgien ist seit 1830 die Zahl der Klöster von 251 auf 1200, und die Zahl der Klosterbrüder und Schwestern von 3645 auf 17,000 gestiegen. Hat der Hang zu beschau­lichem und erbaulichem Leben hinter Kloster­mauern in unserer Zeit so ungemein zugenom­men? Schwerlich; in Belgien wenigstens mischen sich die guten geistlichen Brüder und Schwestern gern in die Händel dieser Welt, sie dringen ein in die Häuser uud Familien, in den Ständesaal und in die Lehranstalten, sie sind die eifrigsten Berather von Mündeln und Leuten, die Testa­mente zu machen haben; sie verachten den Mammon der Kinder dieser Welt nicht und leiten den schädlichen Ueberfluß in ihre heiligen Mauern über. Mit dem so oder so gewonnenen Mammon bauen sie immer neue Klöster und jeder Zuwachs verstärkt ihren Einfluß.