2SS
Württemberg beschickt die Genfer Conferenz für Organisation des SanitäksviensteS in Krieg-, fällen ebenfalls. Es wird durch Hrn. Dr. Hayn, Pfarrer zu Eslach, vertreten sein.
Gestorben in Friedrichsvafen den 4. August: der Yens. Oberamrmann Schöpfer» Ritter des Friedrichsordens.
Pforzheim, 7. Aug. (Zum Schützenfest.) Gestern und im Laufe des heutigen TagrS brachte fast jeder Eisenbahnzug Schützen mit» welche sich im edeln Wettstreite um die zahlreichen und prächtigen in Buden ausgestellten Ehrengaben bewerben wollten. Die Gaben übersteigen im Gesammtwenhe die Summe von 2000 fl. Wie wir hören, sind bis jetzt bei dem Kreisschießen vertreten die Schützengesellschafien Mannheim, Heidelberg, Brette», Bruchsal, Durlach, Karlsruhe, Kehl, Offenburg» Schopfheim, Lörrach, Kempten, Offendach, Frankfurt und Stuttgart; die Zahl der Schützen beträgt etwa 400. Mit Vermeidung alles unnöihtgen Gepränges zog um 12'/- Uhr die schmucke Schützenschaar, 9 berittene Vereinsgenoflen an der Spitze und von 2 trefflichen Musikchor's begleitet, vom Linden- platz aus durch die festlich beflaggte Stadt auf den Schießplatz Die Schützen wurden bei Ankunft auf dem Fcstplatze durch die Vertreter hiesiger Stadt, welche sich auch der gemeinschaftlichen Tafel anschloffen, begrüßt. Um drei Uhr begann das Kreisschicßen und hören wir, daß im Allgemeinen sehr gut geschossen worden sei.
Ein Wiener Hutmacher, in Mariahilf wohnhaft, hat eine Sammlung aller solcher Hüie, die feit dem Jahre 1848 in Deutschland und Italien verboten wurden. Es sind 18 verschiedene Exemplare.
(Reir'quienunfug ) In Köln stand soeben der Pomp des katholischen Kirchenkesteü in höchster Dlüthe, es war große ReliquienauS- fiellung. Außer dem Hauptgegenstande, den hl. drei Königen selber, waren durch „Verehrung" («Jemanden etwas verehren" ist das Stammwort) ausgestellt im Dom u. A. zwei Ringe aus der Kette, womit Petrus im Kerker gefesselt war und der obere Theil seines Wanderstabes, den er selbst seiner Zeit dem heiligen MaiernuS nach Köln schickte, (das untere Stück wird in Limburg gezeigt); in der Andreaskirche die Gebeine der sieben maccabäischen Brüder und ihrer Mutter; in der Jesuitenkirche ein Talar des heil. Ignatius von Loyola, Stifters der Gesellschaft Jesu, der Rosenkranz des heiligen Franziskus Xaverius und das Cruzifir deS heil. Aloysius; in der Ursulakirche die Gebeine der heil. Ursula und ihrer 1>,000 Jungfrauen; i« der Gereonskirche die köpfe des heil. Gero» und deS heil. Gregorius, ferner die Köpfe von zwei Schaaren Soldaten aus der Thebaischen Legion, ein Stück vom heil. Kreuz» eine Reliquie von der heil. Helena rc. — Italien ist, wie man weiß, das Land der Reliquie». ES «ri-
stiren in verschiedene» Klöstern, Kirchen, Kapellen rc. 63 Finger deS heiligen Hieronymus, 1600 Knoche» des heiligen Pancratius, 13 Arme des heiligen Stefan, aber der außerordentlichste Heilige in dieser Beziehung ist der heil. Ignatius, Bischof von Antiochien. Man bat von ihm drei ganze Körper, 7 Füße und 17 Arme. Hiezu muß noch bemerkt werden, daß nach der orthvdoren Legende der heilige JgnatiuS von Antiochien von Löwen gefressen wurde.
Ausland.
In Paris bestehen gegenwärtig 30 Brauereien, die im Winter Tag für Tag Lagerbier nach bayerischer Art, >m Sommer dagegen, ebenfalls fast ohne Unterbrechung, Doppelbier und sogenanntes Kleinbier zu brauen pflegen. Letzteres mag ein „vorzügliches" Getränk sein, denn zu dessen Herstellung wird kein Malz, sondern Syrup verwendet.
Warschau, 5. August. Der Chef der Nationalregicrung Traugott und die AbtheilungS« chefs Krajewski, TvczySki, Zulinski und Jezio- ranSki sind heute früh auf dem Glacis der Cita- delle geväng», elf Nationalregiernngsbeamre theils zu Zwangsarbeit, «Heils zu Festungsstrafe in Sibirien begnadigt worden.
Ein turiner Corresp. deS Schw. M. erzählt folgende schmachvolle Begebenheit: Der einst vielbesprochene Raub deS Judenknaben Mortara von Bologna durch die römische Geistlichkeit hat sich jüngster Tage zu Rom unter erschwerenden Umständen wiederholt. Der Sohn eines Israeliten Michael Kohen, im Alter von zehn Jahren, arbeitete bei einem christlichen Schuhmacher an der Drücke Quattio Capri Nr. 13, als dieser Tage unerwartet ein Geistlicher eintrat und einen Schuh auöbessern ließ, den er durch den anwesenden israelitischen Jungen nach Hause getragen haben wollte. Zugleich erklärte er aus die Ausbesserung warten zu wollen, um dann den Knaben begleiten zu können, da es doch möglich wäre, dieser könne sich in der Straße oder dem Hause irren. Nach gefertigter Ausbesserung begleitete der Knabe den Geistlichen, welcher ihn aber, anstatt in seine Wohnung, zu den Katechumcnen brachte, deren Vorsteher ihn, trotz alles Bittens und BetenS und selbst thätlichen Widerstandes, behielten. Als der Vater des Knaben das Geschehene erfuhr, eilte er zu dem Aufenthalt seines SohneS und verlangte ihn heraus, allein rer.eblich; ja eü wurde ihm nicht rinmal gestatnt, denselben zu sehen oder zu sprechen. Ebenso vergeblich waren die Schritte sowohl des Vaters, wie der israelitischen Gemeindevorsteher bei den Behörden, die bei dem Grundsätze stehen blieben, daß das Heil einer Seele ihnen höher stehen müsse, als das weltliche Recht eines Vaters. Alle Commentare sind hier überflüssig, sowie auch alle weiteren Schritte, die von Regierungen oder hochgestellten Personen in der Sache gemacht werden könnten, überflüssig sein werden.
Rchakti«,, Druck mW Verlag der Mretzlch« Buchdrucker« i, »»»endllr».