rufen. — Es läßt sich nicht aisehen, was die bisher so matten Regierungen der Mittclkaaten und des so unselbstständig auftreienden Oesterreich gegen jenen Gewaltakt thun werden. Klar ist es bereits, daß man sich zu Berlin stark ver- rechncte, wenn man die Plane deS specifischen Preußenthums damit zu fördern sich eingetildet hat.
Nach der Neuen Hannoverschen Zeitung, einem halbamtlichen Blatt, sollen dieGrundzüge des Arrangements, weiches in Wien dem dänischen Bevollmächtigten »orgelegt wurde, folgende sein: Oestreich und Preußen sind völlig damit einverstanden, daß wenn Dänemark nicht unumwunden den Herzogthümern mtt Inbegriff LauendurgS entsagt, weder von Frieden» noch auch nur von einer längeren Waffenruhe die Rede sein könne. Dänemark soll Holstein an den deutschen Bund zurückstellen, Schleswig aber an die beiden deutschen Großmächte ab treten; der Bund, welcher über die Succcssivns« frage enscheidet, hat sodann den Herzog von Holstein einzusetzen, dem hierauf die beiden Großmächte Schleswig übertragen. Lauendurg wird an den Herzog von Schleswig-Holstein abgetreten und Dänemark erhält dafür zum Entgelt den Erlaß der Kriegskosten, deren Rest, nachdem Preußen auf die Erstattung eines Vier' tels seiner Ausgaben und Oestreich auf die der Halste der seinigen verzichtet, die drei Herzog- thümer als Preis für ihre Befreiung vom dänischen Joche den beiden Großmächten zu entrichten haben würden. Diese Vorschläge der Slllürlen sollen als Ultimatum aufzusassen sein. Der Kopenhagen» Hof soll denn auch bereits auf die Herzogthümer und die Personalunion verzichtet haben und nur noch die Insel Alsen nicht aufgeben wollen.
Aus dem Herzogthum Schleswig, 22.Juli. Die Gefangennahme des dänischen Piraten Hammer in der Nähe der Insel Föhr wird im Allgemeinen bekannt sein. Der dänische Held hat noch kurz vor seiner Gefangennahme seinen lö- wenartigen Heldenmutb auf der Insel Föhr bewährt: höchsteigenhändiz versetzte er an der Spitze seiner Banditenschaar einem harmlosen Greise auf Föhr einen Faustschlag ins Gesicht, womit er ihm zwei Zähne auoschlug; einem anderen, dem über siebenzigjähcigen Salzfabrikanten Clausen, gab er einen Säbelhieb über den Arm.
Stuttgart, 22 Juli. Für unser Militär sind plötzlich alle Lieferungen zur Uniformirung sistirt worden, da hierin große Veränderungen eintrelen sollen. So sollen die Offiziere ihre Epauletten verlieren und die Gradauszeichnung nach österreichischer Art am «ragen angebracht werden. Auch die Tuchfarbe der Uniform soll eine Aenderung erleiden. Ebenso werden die Aufschläge bei jedem Regiment eine andere Farbe erhalten. DaS Feldjägerkorps soll ansehnlich vermehrt werden, dagegen die Leibgarde zu Pferd ganz eingehen.
Stuttgart. Der König hat die Deputation der zweiten Kammer, welche die Adresse ihm überreicht hat, gestern im Residenzschlosse empfangen und, wie der Präsident Weber in der Kammer heute mitgetheilt hat, derselben un- gefähr Folgendes geantwortet: er sähe die Stände atS die verfassungsmäßigen Organe seines Volkes an, und wisse es zu schätzen, wenn dieselben ihm die Wünsche und Bedürfnisse des Volkes offen barlegen und aussprechen. Den Wünschen seines Volkes seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, werde im stets sein heiligstes Gebot sein, sowie er dagegen auch auf verfassungsmäßige Mitwirkung der Stände zur Erfüllung seiner Bestrebungen rechne."
Stuttgart, 26. Juli. Die Abgeordnetenkammer nahm den Antrag von Oesterlen und 53 Genossen: gegen die gewaltsame Besetzung Rendsburgs durch preußische Truppen feierlich zu protestiren und die Negierung unter Bewilligung der erforderlichen Mittel aufzufordern, dieser Vergewaliigung im Vereine mit den andern Negierungen emgegenzutreten, — einstimmig an. Sodann erfolgte die Vertagung der Ständever- jammlung.
Gräfenhausen» 27. Juli. Seit heute gefärbte Trauben an der Kammerz des Schul- yauses.
Vom oberen Neckar. Nicht mit Unrecht glaubt sich der Schwarzwald, der trotz allen Mahnens in unser Eisenbahnnez immer noch nicht ausgenommen, von der Negierung vernach- läßigt. Man kann nicht sagen, daß die Bewohner des Schwarzwaldes in dieser Lebens- frage unthätig wären; so ist dieser Tage eine , Denkschrift des Ingenieurs Presse! in Wien er, schienen, welche unter den b.iden Concurrenzlinien des unteren Schwa» zmalves, nämlich: Feuerbach- Leonberg-Calw-Pforzheim oder Böblingen Leon- derg-Calw-Pforzbcim der elfteren Linie den Vorzug gibt. Die Dtnkschrifl sucht nacbzuwei- sen, daß die bezeichne»? Lime dem allgemeinen und dem Localverkehr bessere Dienste leiste, daß sich für dieselbe günstigere Betriebs- und bauliche Bedingungen ergeben und daß sie den wahren Jnlercssen der Hauptstadt nicht eutgege »trete. Die Gegner dieses Projektes sind aber für die Stuttgart-Bödlinger Linie nicht weniger rührig. Zu bedauern ist nur, daß nach der Art und Weise der Geschäftsbehandlung zwischen Regie- rung und Kammer das Baujahr 1864 wieder ungenutzt vorübergeht.
Nach Berichten aus Innsbruck ist im dortigen Gebirge am 16. Juli wieder leichter Schnee, fall eingetreten. Man trägt in Innsbruck allenthalben Winurbekleidung.
Ausland.
Bei Arklow in Irland soll das Auswandererschiff „Constitution" auf dem Weg von Liverpool nach Newyork gestrandet sein. 25V Passagiere sind gerettet.
Uebaktk«, Druck und Berlar der Meetz'jchm Buchdruckerej « Neurubitr»,