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Stuttgart, 12. Juli. Die Ständever- sammlung wurde durch Se. Maj. König Karl in Person eröffnet. Thronrede. Edle und geehrte Herren! Liebe Gelreue! Nachdem die göttliche Vorsehung! Mich zu der Regierung dieses Landes berufen, war eS Mein Erstes, unter der feierlichen Zusage unverbrüchlicher Festhaltung der Verfassung Mich an Mein Volk zu wenden, und ihm die Zuversicht aus- zusprechen, dasselbe werde Mir mit Vertrauen und Liebe entgegenkommen, damit daS feste, auf Recht und Treue gegründete Band, das Fürst und Volk Württembergs stets einigte, auch zwischen Mir und ihm fest und aufrichtig fortlebe. In gleicher Weise ist eS Mir nun Bedürfniß, Mich an die Stände des Landes zu wenden und ihnen in dieser feierlichen Stunde dieselbe Zuversicht auszusprcchen. Freundlich entbiete Ich Ihnen Meinen ersten Gruß, begleitet von dem aufrichtigen Wunsche einigen Zusammengehens von Regierung und Ständen, da nur durch Eintracht zwischen ihnen des Landes wahres Wohl gedeiht. I ch habe Sie, geehrte Herren, in einer ernsten, vielbe­wegten Zeit um Mich versammelt. Viele Fra^ gen von hoher Bedeutung fordern uns zu ebenso umsichtiger als entschiedener Thätigkeil auf. , Große Beruhigung gewährt mir hiebei, daß zwischen den beiden deutschen Großmächten, deren tapfere Truppen für den gleichen Zweck, für Deutschlands Ehre und Recht, ihr Blut vergossen, eine Einigung erzielt worden ist. welche zu der Hoffnung berechtigt, es werde die ganz Deutschland bewegende Frage der schleS- wig-holsteinischen Herzogihümcr in einer dem nationalen Sinn und dem nationalen Recht ent­sprechenden Weise ihre Lösung finden. Möchte es gestattet sein, hieran die wertere Hoffnung zu knüpfen, daß aus dieser Einigung auch für alle andere Verhältnisse Deutschlands Ergebnisse hervorgchen, welche zu Befriedigung gerechter und besonnener Erwartungen der deutschen Nation in politischer, wie in handelspolitischer Beziehung führen! Meine Regierung würde, seien Sie dessen gewiß, hiezu mit aller Verse- nigen Bereitwilligkeit Mitwirken, welche die Liebe zum deutschen Gesammtvaicrlande vorzeichnet. Im Innern nimmt Sie, geehrte Herren, zu­nächst eine umfassende Arbeit in Anspruch. Der , Staatshaushalt soll für weitere 3 Jahre ge­regelt und festgestellt werden. Staatobedürf- nlssc der verschiedensten Art sollen Berücksichti­gung finden, insbesonde erwarten die Eisenbahnen und die Anforderungen des öffentlichen Dienstes Ihre einsichtörolle Mitwirkung. Zu nicht ge­ringer Befriedigung würde es Mir gereichen, durch glückliche Erledigung dieser bedeutungs­vollen Aufgaben sogleich beim Beginn Meiner Regierung bewiesen zu sehen, daß die wahren Bedürfnisse des Landes erkannt werden, und jedes berechtigte geistige und materielle Inte­resse den ihm gebührenden Schutz findet. Wei- tere Gesetzesentwürfe sind in der Vorbereitung

begriffen, um Ihnen vorgelegt zu werden, so­bald die Erledigung der von Ihnen bereits be­gonnen Arbeiten und der nnt dem Budget ver­bundenen Gegenstände dies mit Zweckmäßigkeit zu tbun gestattet. Ich beschränke M i ch für jetzt darauf, hier die Bauordnung, die Weg» vrvnung, das Gesetz über Regelung der Waid­rechte und eine neue, auf Durchführung des öffentlich-mündlichen Verfahrens gegründete Strafproceßordnung hervorzuheben und beizu­fügen, daß der Entwurf einer allgemeinen deut­schen Civilproceßordnung in Hannover in erster Lesung vollendet ist. Lassen Sie uns, geehrte Herren, einträchtig Alles, was zum Wohl des Lundes gereichen kann, berathcn! Möge der Geist des Gründers der Verfassung, Meines nun in Gott ruhenden vielgeliebten Herrn Va­ters Majestät, unter dessen Walten dem Lande in einer Zeit von nahezu 48 Jahren so viel­fache Segnungen zugingen, der Geist der Mäßi­gung und Ordnung über Ihrer Thätigkeit weilen und Möge es mir vergönnt sein, während Mei­ner Regierung zu dem Wohle unseres theuren Vaterlandes so berzutragen, wieMeine Wünsche und Bestrebungen hierauf gerichtet sind. Un­terstützen Sie Mich mit Rath und That, Ich werde Ihnen immer mit Offenheit entgegen­kommen , beseelt von der vollsten Liebe für mein Volk und in stetem Aufblick zu dem, ohne dessen Segen nichts gelingt.

Stuttgart, 12. Juli. Bei dem stän­dischen Ausschüsse sind 2 Gesetzesentwürfe ein- gekommen, wovon der eine die Festsetzung der Civilliste für die Reg. Sr. Maj. des Königs betrifft. Hienach soll die Civilliste betragen: 777,800 fl. an Geld, an Naturalien jährlich 4500 Eenrncr Dinkel, 1250 Ceniner Roggen, 768 Centner Gerste, 11,200 Ceniner Haber, 1400 Klafter Buchenholz', und 800 Klafter Tannenholz. Dieses Gesetz soll mit dem 26. Juni d. I. in Wirksamkeit treten. Nach dem andern Gesetzesentwürfe soll die provisorische Forterhebung der Steuern bis zum 31. Decem- ber d. I. genehmigt werden.

Aus dem Begleitungsvortrag des Chefs des Finanzdepartement an die Sländeversamw- lung» betreffend die Festsetzung der Civilliste für die Regierungszelt Seiner Majestät des Königs, geht hervor, daß, während alle Preise sich veränvert haben, mithin eine vcrhältniß- mäßige Erhöhung auch dieser Summe zu er­warten gewesen wäre, Seine Majestät Sich mit der früher» Summe begnügen wollen.

Pforzheim, 11. Juli. Gestern Vormit­tag wurde in der Nähe hiesiger Stadt ein kleiner Pinscher-Hund eingefangen, welcher von der Wuthkrankheit im höchsten Grad befallen ist.

Nürnberg, 11. Juli. Die Arbeiter der hiesigen Zeltner'schen Ultramarinfabrik haben durch Abzüge von ihren Löhnen einen Beitrag von mehr als vierthalbhundert Gulden für Schles­wig-Holstein geleistet!

Redaktion, Druck und Verlag der Mcetz'fchm Buchdrucker« «