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Stadtgericht gegangen, hätte dort daS Geld hingezä-lt, es sammt dem Brief deponirt, sodann den ganzen Vorfall zu Protokoll nehmen, in gehöriger Form Rech- tcnS unterzeichnen lassen, und dann wäre ich ruhig wieder nach Hauke gegangen und ruhig hätte ich schlafe» können."
Waldncr war nicht wenig empört über die Art und Weile, wie der Mann, der sein College war, sein Freund sein wollte, sc>ne Angelegenheit behandelte, ihn vertveidigte. Heftig erregt trat er vor und in den Kreis und sprach: Ich danke Ihnen, Herr College, daß Sie meine Sache in so srcuiidschastlichcr Art dar« stellen und verfechten, zugleich so klar darlegen, was sie an meiner Stelle gethan haben würden. Es durfte Ihnen aber wohl in »iesem Falle gerade gehen, wie jenen Rathsherrcn, die klüger vom Rathhaus herunter kamen als sie hinauf gegangen waren. Wenn ich zu jener Zeit in einer ruhigen normalen Stimmung gewesen wäre, so hätte ich »och natürlicher und wvdl auch noch weiser gehandelt, als Sie anzugeben kür gut befunden. Ich würde einfach den einmal geöffneten Brief selbst an seine wirkliche Adresse befördert baden. Daß ich diese natürliche, so nahe liegende Lösung unterlassen konnte, mag Ihnen Beweis sein, wie düster es damals in meinem Innern auSsah, und welche schwere Sorgen und Gedanken mich drückten und beherrschten. Danken Sie übrigens dem Himmel, daß er Sie mit solcher Weisheit begabt». Wen» Sie einmal in eine ähnliche verwickelte Lage — vor der Sie der Himmel in Gnaden bewahr-» möge! — ge- rathen sollten, so werden Sie sich schon zu helfen wissen!"
Diese Rede machte scheinbaren Eindruck auf den frühern Sprecher, wie auch auf seine zahlreiche Zuhörerschaft und der Kreis wurde sichtlich lichter. Manches ehrsame Cludmitglicd entfernte sich sogar mit einem geheimen Lächeln der Befriedigung über die kleine Niederlage des gewaltigen Mannes, hütete sich aber, solche Gesinnungen laut oder auch nur sichtbar werde» zu lassen, was Herr Mecrmann sicher auf's strengste geahndet baden würde. Denn ein großer Theil der Gescllschaftsnntglieder fürchtete sich gleichsam vor ihm, und da« aus Ursache! Herr Meermann batte nämlich unter Anderm »och die schöne Gewohnheit, jedes Gespräch so laut zu führen, daß man 'eS sogar in den Nebenzimmern noch recht deutlich hören konnte. Eine solche Convcrsation ist natürlich nicht Jedermanns Sache, noch Liebhaberei, und wird auf alle Fälle doppelt unangenehm, wenn sic sich iu Meinungsverschiedenheiten ergeht. Also kam eS denn auch, daß der redegewaltigc Buchhalter aus dem Club stets das letzte Wort behielt.
Bald darauf verließ Herr Mecrmann das Gescll- schaftSlocal; die achte Stunde hatte geschlagen, und das war die Zeit, wo er sich allabendlich in den ersten vornehmsten Gasthof der Stadt verfügte, um daselbst sein Abendbrot, nebst einem guten Schoppen einzunehmen; wobei er natürlich nicht verfehlte, seine Ti ch- uachbarn, sowie alle übrigen versammelten Gäste tn seiner lauten Redeweise mit der pikanten Neuigkeit, dem Bricfabeuteuer seines College» Waldner, zu uo- rhaltcn
Daß er dabei die Begebenheit auf seine Weise darstrllte und beurtheilie, wird sich der geneigte Leser nach dem oben Mitgetheilten, wohl zur Genüge vor- stellen können.
(Forts, folgt)
(Für Schleswig Holstein.) Nachfolgendes Gedicht des patriotischen Dichters Klau« Groth verdient eine Stelle u> der GcschiLte der schleswig-holsteinichen Kämpfe.
Die Kampfgenossen «rn die Landesversammlung.
Wir sind es,
blau weiß roth ist unsre Farbe.
Wir haben geknirscht mit den Zähneo,
Sic sagten: so äßen wir Brod;
Wtr haben gebetet in Thräncn, *
Sie sagten: so danken wir Gott;
Wir kamen mit Fahnen und Farven,
Sie sagten: va« seien nicht wir.
Auch die tür das Vaterland starben.
Mein Vaterland, nahmen sie dir.
Doch müssen die Todt-n auch schweigen.
Und lügt man d e Lebenden tobt:
Dann werden die Wiesen eS zeigen,
Die Nachtigall singt'S von den Zweigen,
Und die Blumen blühn blau weiß und roth.
ES ruft der Frühling sein Werde Hinein in die wartende Zeit.
Wie keimt'« in der seligen Erde,
Wie blühct's in Fröhlichkeit! ^
Das läßt sich nicht deuten und drehen.
Die Farbe des Frühlings ist ächt.
Und die Welt toll eS hören und sehen:
So ist schleSwig-holsteinisch Recht.
Drum, müssen die Torten auch schweigen. Unser Recht — man lügt es nicht todt l Wir kommen wie Laub an den Zweigen,
ES Hunniel und Erde zu zeigen:
Wir sind's, und find blau weiß und roth.
(DaS Düppelkpicl.) Einem Gutsbesitzer in Thüringen wurde neulich ein Gartenhaus total zerstört. Er erfuhr, daß die Dorfjugenh eS gethan habe und begab sich dcßhalb selbst in die Schule, um dir Thäter ausfindig zu machen. Die Jungen gestanden unter Heulen und Zühnklappern ein, daß sie eS gethan, sie hätten Düppel gespielt und das Gartenhaus als da» nische Schanze dcmolirt. DaS Düppel spiel freute den Gutsherrn so, daß er jeden Strafantrag fallen und aus eigene Kosten daS Gartenhaus wieder Herstellen ließ. _
(Raum ist in der kleinsten Hütte.) Der Sohn des Gründers des Credit Modilier, Herr Jakob Pcreire in Paris, hat sich mit der Tochter Michael Chevaliers verheirathet. Die Spitzen am Schleier und dem Braut- ileide der jungen Dame repräsentiren die Kleinigkeit von lv.000 FrcS.
Siodaktiou. Druck und Verlag der Mretz'jchm Buchdrucker ei in Neuenbürg.