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gekehrt. Nun verschloß sie die Goldstücke in ihre Schublade und trat zu der Gruppe der spielenden und laut und fröhlich plaudernden Kinder, fich erfreuend an den glänzenden Bl cken ihrer Lieden, an der in letzter Zeit so selten zum Vorschein gekommenen Heiterkeit ihres Gatten.
Es war eine kurze, selige Stunde, die di» beiden Gatte», die Familie Waldner durchlebten. Rusch verflog sie — nur zu rasch! — und leider sollte ihr so bald kein» gleiche mehr folgen.
1l.
Palmsonntag.
An dem nun folgenden Palmsonntag wurden die Mieihc, die verschiedenen anderen Rechnungen und Posten bezahlt und eS blieb schließlich immer noch eine kleine Summe übrig für die Bedürfnisse der Familie, rer Haushaltung; eS war sogar Aussicht zu Osterkuchen vorhanden, waS dem kleinen Knaben auch durchaus nicht vcrhebli wurde und diesen überglücklich zu machen schien. Osterkuchen und bunte Eier waren von nun an einzig und allein sein Denken und Reden, unv zwar große, große Stück Kuchen und viele, viele Eier! Ob seine kindliche Hoffnung, seine Ostcrfreude fich erfüllen, sich verwirklichen wird 2 — Wer weiß cs?
Am selben Palmsonntag fand Nachmittags eine öffentliche geistliche Mufikaufsührung in einer der Kirchen statt und vereinigte In jenen Räumen eine große Menge Andächtiger und Musikfreunde, bunt durcheinander. Waldner, der «in großer Verehrer und Liebhaber der heiligen Musika war, hatte sich von seiner Frau bestimmen lassen, doch zu seiner Erholung und so ooth- wendigen Erheiterung dieser Aufführung deizuwohncn. Als er zur Kirche kam, fand er alle Plätze bereits besetzt. Es gelang ihm indessen doch, noch ein Sitzblätz- chen zu finden und zwar durch die Freundlichkeit eines kleinen alten Herrn mit weißem Kopfe und gar offen und behaglich dreinschauendem Gesichte, der bei Wald- ners Erscheinen seine Nachbarn zum Zusammcnrücken ausgcsordert. Zu seiner Verwunderung hörte Waldner im Verlauf der Aufführung seinen Nachbar des öfter» „Herr Waldheim" nennen. Die BriefvcrwechSlung, an die er schon nicht mehr gedacht, trat wied.r lebhaft vor sein» Seele und er brannte vor Begierde, mit Herrn
di e u k n b I, r Ergebnis des
Waldheim — wenn er der Adressat sein sollte — da" rüber zu reden. Eine solche Gelegenheit fand fich denn auch in der nächsten Paus». Auf seine bescheiden angebrachte Frage erfuhr Waldner denn auch sofort von dem freundlichen Herrn, daß er allerdings Waldheim heiße, früher Privatlehrer gewesen, setzt aber Privatier, das heißt Rentier sei und in der Felsstraße als der einzig« seines Namens wohne. Waldner nannte ihm nun auch seinen Namen und knüste daran die Bemer. kung, was er denn wohl gedacht, als er vor einigen Tagen einen Brief mit englischen Bauknoten, den er, Waldner geöffnet habe, empfangen.
Der kleine Herr ließ bei dieser Mittheilnng fast die goldene Dose, aus der er soeben seine Nase gespeist zu Boden fallen und mit weit geöffneten Augen starrte er feinen Nebenmann an. kaum fähig zu stammeln. »Einen geöffneten Brief? - mit englischen Banknoten? — Von einem solchen weiß ich nicht« — gar nichts!"
Jetzt war es an Waldner, zu erstaunen', und zugleich bemächtigte sich seiner ein Gefühl des Schreckens und Entsetzens. Doch nein! es konnte ja nicht möglich sein. Er hatte ja selbst dem Briefträger, dem alter, Meusel den Brief in die Hand gegeben, ihm da« da- rinnenlicgende Geld gezeigt. Es mußte ein Jrrthum obwalten!
Der kleine alte Herr, unbehaglich aufgeregt, bat um weitere Aufklärung und da diese in der Kirche nicht wohl zu geben war, ersuchte er Waldner, mit ihm hinaus, oder noch besser in seine Wohnung zu gehen, allwo seine Frau, die gewöhnlich die Eorrespvndenz besorge, vielleicht etwas Näheres über den Brief wisse und einen etwaigen Jrrthum aufkläien könne.
Waldner war dies zufrieden, und Beide verließen die Kirche unv schlugen d»n Weg nach der Felsstraße, nach der Wohnung »cs Herrn Waldheim ein.
(Forts, solgrz
Gold-ILour-
derK. wurttemb. Staatskassen-Verwaltung.
Stuttgart, de» 16. April 1664. Württemberg. Dukaten (Fester CourS-4 5 fl. 45 kr.
Dukaten mit veränderlichem CourS . . 5 fl. 3l kr.
Preußische Pistolen.S fl. 54 kr.
Andere d,l,o .9 fl. 36 kr.
HO Franks-Stücke.9 fl. 22 kr.
Fruchl narkea am und 14. Mai 166i.
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Brodtaxe: 4 Pfund weißes Kernenbrod kosten 15 kr. 1 Krcuzerweck muß wägen 5 V, Loth.
Stadtschuldhetffenamt. Weßincher.
Redaktion, Druck uud Verlag der Merh'schen Puchdrchckerei in Nenendir^