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Ausland.
Kopenhagen» 11. Febr. Eine Geheim- rathssltzung beschloß, die ganze Nalionalkraft zur Zurückgewinnung Schleswigs aufzubieten.
Paris, 13. Febr. Man macht sich keinen Begriff von der Unverschämtheit, mit der die dänischen Agenten falsche Gerüchte in Umlauf setzen. Eben so groß ist die Indolen; der deutschen Diplomatie, die absolut nichts thut, um aus die öffentliche Meinung in Frankreich zu wirken.
Napoleon IN. erhält nun offenbar giinsti- ges Fabrwasser für seinen Liedlingsplan einer europäischen Conferenz. Schleswig-Holstein tr'ii als neue brennende Frage auf die Tagesordnung der europäischen Tracianden. Indem die Nolhwendigkeit einer allgemeinen Auseinandersetzung der großen Cabinrtte dadurch gesteigert wird, bietet jenes jetzt herrenlose Land ein werthvolles AusglcichungS- und Abrundungsobjekt, für dessen Abtretung man in Paris sich anderweite Concessionen von Seiten der damit zu betheilenden Mächte versprechen zu dürfen scheint.
London, 11. Febr. Die Erklärungen für die skandinavische Union mehren sich jetzt auch in der englischen Presse, zumal der dänische Ge« sammtstaat allgemein aufgegeben, und die Los- trennung Schleswig-Holsteins als vollzogene Thatsache betrachtet wird.
Miszellen.
Ein Stückchen vom alten Blücher.
(AuS H. Wachenhusens Hausfreund.)
(Fortsetzung.)
Der Rittmeister war an diesem Tage in einer sei- lenen Laune. Sein sonst ruhiges Gesicht zeigte große Ungeduld; mit fieberhafter Unruhe starrte er durch die kleinen in Blei gefaßten Fenster seines bescheidenen Zimmers in dir Schncelandschaft hinaus, dir er von der außerhalb der Stadt belegencn Wohnung weithin übersehen konnte.
„Muß auch gerade heute dies verfluchte Wolfs- Wetter eintreten," brummte er in den Bart, indem er vom Fenster zurücktrat und die ausgcrauchte Thonpfcife auf den Fußboden ntcderschmctterte, daß mir, da ich mit dem Stopfen seiner unzähligen Pfeifen beschäftigt war, die Stücken an den Kopf flogen.
Ich reichte ihm ruhig eine neue Pfeife, und legte eine glühende Holzkohle auf den türkischen Taback, den er damals ausschließlich rauchte. „Halten zu Gnaden, Herr Rittmeister, einen Bellingschen Husaren kann das Bischen Schnee nicht abhalten, seine Schuldigkeit zu thun."
„Aber cs ist ja beinah' unmöglich, daß Fritz bei einem solchen Schneetreiben rechtzeitig von der sieben Meilen entfernten Stadt hier sein kann," rief er ärger- lich, und zeigte auf das freilich arg tobende Wetter, das eben eine ganze Ladung Hagel und Eisstücke gegen die Fenster warf.
„Pahl" entgegnete ich dreist, „haben in dem letzten Winterfeldzuge bei ganz anderm Wetter tagelang zu Pferde sein müssen, und oft um nichts und wieder nichts. Fritz weiß, daß es heute gilt, dem Herrn Rittmeister einen Dienst zu erweisen, und welcher Husar in der Schwadron würde sich besinnen, seinen letzten Athcm- zug an die prompte Ausführung Ihres Auftrages zu setzen."
„Werden sehen," unterbrach mich der Rittmeister, denn er hörte nicht gern in solcher Art von sich sprechen. „Jedenfalls richte Dich so ein, daß wir ohne Verzug abfahren können, sobald Fritz eingetroffen ist." Damit trat er an das Fenster zurück und spähte abermals durch das Schneegestöber auf die Landstraße hinaus, die sich an dem Hause vorbeizog.
Ich verstand die Ungeduld meines Herrn und ich will es nicht verhehlen, daß ich sie eigentlich theilte. Der Rittmeister hatte nämlich einen alten zuverlässigen Husaren, Fritz, mit dem Aufträge nach der sieben Meilen entfernten Stadt Stolv geschickt, dort ein Weihnachtsgeschenk, welches für eine Dame bestimmt war, die sehr hoch in seiner Achtung stand, von einem Kameraden, der sich der Beschaffung derselben unterzogen hatte, in Empfang zu nehmen. Der Husar hatte den Befehl, jedenfalls bis zum heutigen Mittage zurück zu sein, weil der Rittmeister sein Geschenk am Christabende persönlich überreichen wollte. Die erwähnte Dame war die Gemahlin des Rittergutsbesitzers o. W. auf dem zwei Meilen von unsrer Garnison entfernten Groß-C. Der Rittmeister war in dem Hause des Hrn. v. W. ein gern gesehener Gast, und es verging auch selten eine Woche, i» der wir nicht in dem gastlichen Hanse vorsprachen. Frau v. W., eine schöne und geistreiche Dame, behandelte den Rittmeister mit ganz besonderer' Aufmerksamkeit, die derselbe erwiederte. Sie war in Aachen geboren und halte ihrem Manne, als die einzige Tochter eines reichen Kaufherrn, nicht nur eine bedeutende baare Mitgift, sondern auch ein beträchtliches Quantum alter Weine zugebracht, die damals in der Gegend selbst in den ersten Häusern kaum dem Namen nach bekannt waren. Ja der Schwadron war man darüber uneinig, ob diese Weine oder die schönen Augen der Frau der Magnet seien, der den Rittmeister so oft nach C. zog; so viel weiß ich, daß sich das Gesicht meines Herrn immer ganz besonders belebte, wenn er der schönen Frau gegenüber stand. Er machte sich sonst nicht viel aus den Weibern, aber diese hielt er damals besonders hoch. Und daß die schöne, geistreiche Frau den Rittmeister den hölzernen Landjunkern der Nachbarschaft vorzog, ist erklärlich, da mein Herr zu jener Zeit der schönste Offizier war, der jemals die kleidsame Uniform des von Bellingschen Husareu-Regi- mcntS getragen.
(Fortsetzung folgt.) Gold-Co«rs
der Ä.würt temb. Staats lassen-Verwaltung. Württemberg Dukaten (Fester Cours.) S fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem CourS . . 5 fl. 31 kr.
Preußische Pistolen.9 fl. 54 kr.
Andere ditto.9 fl. 36 kr-
Lü Franks-Stücke.9 fl. 18 kr.
Stuttgart, den 15. Februar 1864.
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'scheu Buchdrucker« iu Neue» bürg.