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und Bundeskommissäre nicht hindern und ver­langen nur den Durchmarsch durch Holstein. Wird dem Ausschuß zugewiesen.

Frankfurt, 19. Jan. Veranlaßt durch das Auftreten der deutschen Großmächte, beschloß die geschäftsleitende Kommission der Abgeorvnc. trnversammiungdie Berufung des größeren (36r) Ausschusses auf nächsten Sonntag nach Frankfurt.

Auf die jüngste englische Note hat der sächsische Minister v. Brust die rechte, nämlich eine deutsche Antwort ertheilt. Hr. v. Beust sagt den Engländern u. A. das, was die belr. Note enthalte» sei ein neuer Beweis von der Unwissenheit über die Dinge, welche in Deutschland Vorgehen und bemerkt kurz und ohne Umschweif, die getadelte (deutsch-patriotische Haltung der Bundestruppen in Holstein sei ein Gegenstand, der eine fremde Regie rung gar nichts angebt.

Stuttgart, 19. Jan. 40. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Tagesordnung: Deraihung des Berichts der staatsrechtlichen Kommission über den Antrag von Probst und Genossen in Sachen Schleswig-Holsteins < be­ziehungsweise Mobilmachung unserer Truppen!. Berichterstatter Wiest. Die Kommission bean­tragt einstimmig folgende Fassung: Hohe Kam­mer wolle an die K. Staatsregierung die drin­gende Bitte richten: 1) dem deutschen Bunde zur Sicherung der Herzogthümer Schleswig. Holstein diejenige Truppenzahl, welche sofort ausgerüstet werden kann, zur augenblicklichen Verfügung zu stellen; 2) für die Mobilmachung des würtiembergischen Contingents alles Erfor­derliche jetzt schon in der Weise vorzukehren, daß dasselbe aus die erste Aufforderung der Bundesversammlung auszumarschiren im Stande ist; 3) durch einen selbstständigen dringenden Antrag am Bunde dieselben Maßnahmen von Seiten der bundeStreuen deutsche» Staaten her beizuführen. Der Antrag der staatsrechtlichen Kommission, welcher allein noch vorliegt, wird einstimmig mit 75 Stimmen angenommen.

Neuenbürg, 20. Jan. Nach längerer Unterbrechung versammelten sich heute unter Vorsitz des gemeinschaftlichen Oberamts mebrere Mitglieder des bisherigen Bezirksarmen- Vereins, denen sich auf ergangene Einladung weitere Freunde der Sache als neu eintretende Mitglieder anfchloßen. Der Verein wurde sofort neu constnulrt, ein kurzer Statutenentwurf be- rathen, Nachricht über den Stand des inzwischen verwalteten Vermögens gegeben und ein Aus­schuß gewählt, der s. Z. Näheres über die Or­ganisation des Vereins veröffentlichen wird.

Von der Ulm er Alp, 13. Jan. Fol­gende Jagdgeschichte bat sich kürzlich in unserer Nabe zugetragen. Ein Jagdpächter, der das dießjähüge Ergcbniß seines Jagdbezirks längst voraus berechnet hatte, wollte den vielfachen Anträgen zur heurigen Jagd geladen zu werden, nicht widerstehen, ebensowenig aber auch einen ganz leert» Forst zeigen. Zu diesem Zwecke

nun erkaufte er sich ein im Orte stehendes zah­mes Schwein, das bis auf die Farbe, im Aeu- ßern so ziemlich scinen wilden Kameraden ähn­lich war. Diesem Uebel wußte der kluge Nim­rod schlauesten- abzuhelfen. Eine mit Kienruß angemachte Leimschwärze half dem Farbmangel gänzlich ab, und nach halb vollendetem Trocknen dieses Anstrichs, mit dem Besen gegen die Bor­sten gekehrt, gab dem zahmen Thierlein das wildeste Aussehen. In diesem Zustand wurde eS am Morgen dcS bestimmten Jagdtages per Schlitten in das Dickicht gebracht, und daselbst angebunden, dis an den Distrikt die Reihe des Treibens kam. Die wohlinstruirten Treiber wußten recht wohl, was sie zu thun hatten. Im Revier angekommcn, lösten sie das zum Tode vcrurtheilte Thier ab und trieben es mit wildem Hurrah gegen die aufgestellten Posten der Jäger, woselbst cs dann von drei Seiten zumal auf's Korn genommen und im Feuer getödtct wurde Das Thier wurde an demsel­ben Abend als vorzügliches zahmes Schwarz- wildpret von der Jagdgesellschaft verzehrt.

(Werkthätige Liebe.) Zwei Schuhmachers« Eheleute in München haben sich erboten, ein Mädchen aus Schleswig-Holstein an Kindesstatt anzunehmen und demselben, wenn es sich ver- heirathen sollte, die Hälfte ihres Vermögens mitzugeben. Der Münchener Hilfsverein hat an das brave Ehepaar ein Dankschreiben ge­richtet und zugleich den Hamburger Hilfsaus- schuß von dem patriotischen Anerbieten in Kenni- niß gesetzt. Es verdient noch erwähnt zu wer­den, daß auch der etwa >l)jäbrige Sohn der wackeren Leute, der demnächst in ein Priester« senünar cinrreten wird, bereitwilligst seine Zu­stimmung zu dem Entschluß der Eltern gegeben hat, das kleine Vermögen zur Hälfte der frem­den Pflegetochter zu verschreiben. Als ibnen vorgestellt wuide, daß die Bevölk.rung der Her- zogthümcr zum weitaus größten Theile prote­stantisch sei, erklärten sie, eS sei ihnen freilich, der Uebcrcinstimmung wegen, erwünschter, ein katholisches Kind zu adopliren, sie würden aber auch ein protestantisches wie et» eigenes halten.

Ausland.

London. Eine hier neuangelegte Straße hat die bemeekenswerlhe Einrichtung, worin sie den zukünftigen Straßen wohl ein Muster sein wird, daß unter der Straße in der Mitte ein zwölf Fuß breiter und sieben Fuß hoher Bogen­gang sich hinzieht, von welchem aus Scitcngänge in die Keller der noch zu bauenden Häuser hin­leiten. Dieser Bogengang ist zur Aufnahme der Telegraphendrähte, der Wasserleitung und der Gasröhren bestimmt; die beiden letzteren haben durch die Seitengänge ihre Abzweigungen in die Häuser. So ist es möglich, an den Gas« und Wasserleitungen die nöthigcn Reparaturen vorzunehmen, ebne deßhalb die Straße zu sper­ren; ein Vorzug, welcher dem Verkehr die un­erträglichsten Ucbelstände erspart.

Aedavion, Druck und Verlag der Mceh'scheu Buchdruckerei in Nrurubirg.

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