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in seinen Sitzungen zulassen, sondern den legitimen Herzog von Holstein zur Ernennung eines Bundeslagsgesandten auffordern wird. Endlich der Erbprinz von Augustenburg. Wenn er der Aufgabe, die ihm jetzt zufällt, gewachsen ist, so darf er sich nicht mit einem Protest gegen die Thronfolge des Protokollprinzen begnügen. Er muß diejenigen Schritte thun. welche erforderlich sind, um sein Erbrecht chatsächlich zur Geltung zu bringen.
Miszellen.
Theodor Körner s Uniform.
Vaterländische Erzählung von Mar Ring.
(Schluß.)
Der Chor wiederholte begeisternd die letzten Verse und die Hornisten fielen zur rechten Zeit mit ihren schmetternden Hörnern in, daß das Echo in den nahen Bergen erwachte und der grüne Wald laut wicderhallte. Als Körner das Lied geendet hatte, da brach ein unermeßlicher Jubel auS. Die Kameraden schloffen einen Kreis um ihn und der wackere Hüberlein, der sehr viel poetisches Gefühl besaß, setzte ihm unter allgemeinem Beifall einen frischen Eichcnkranz, den er untcrdeß geflochten, auf das junge Dichterhaupt. Körner's Gedicht wurde seitdem das Lieblingslied der braven Lützower und ging von Mund zu Mund durch das ganze vrcu- ßische Heer, in dem es noch bis zu diesem Augenblick lebt.
Bei dem Uebcrfall, den die Franzosen gegen die verhaßten Lützower während des Waffenstillstandes treu- los ausführten, wurde Körner schwer verwundet und nur durch ein Zusammentreffen glücklicher Umstände gerettet. Sobald er genesen, eilte er wieder zu dem Heere, wo die treüen Kameraden den Todtgeglaubtcn mit dem größten Jubel empfingen. Bald ging cs wieder ins Feld gegen den Feind, die Reste der Lützow'- schen Freischaar vereinigten sich unter dem Oberbefehl des Generals von Wallmoden mit der hanseatischen Legion und den englischen Hilfstruppen, welche in der Nähe von Hamburg auf dem rechten Elbufcr dem Da- voust'schen Corps gegenübcrstandcn- Major Lützow hatte einen Streifzug von zweihundert Rettern ange- ordnct, dem sich eine kleine Abtheilung von Jägern und Scharfschützen anschloß. Theodor, Friesen und Hüberlein, der sich stets in der Nähe Körners hielt, waren bei der Partie und ritten in der Nähe des alten Fischer, der aus seiner kurzen Tonpfeife wie ein Schornstein dampfte, stets bereit, die Pfeife mit dem gewichtigen Schlachtschwert zu vertauschen. — Es war ein herrlicher Morgen, der Thau funkelte im Grase und im Hellen Sonnenschein glänzten die Waffen der Reiter. Die Pferde wieherten vor Lust und in das Schmettern der Hörner mischten sich die Lieder der Sänger. Von der Poesie des Kampfes begeistert, hatte Theodor so eben ein neues Gedicht beendet, das er auf der Rast seinen Freunden mittheilte — eS war sein berühmtes „Schwertlied," der Schwanengesang des scheidenden Dichters.
In diesen poetischen Genüssen wurden fie durch die Meldung des Wachtpostens unterbrochen, der die
Ankunft eines feindlichen WagenzugcS unter dem Schutze einer starken feindlichen Jnfantcrieabtheilung anzeigte.
„Aufsitzen!" befahl Major Lützow.
Im nächsten Augenblick stürmten die tapferen Krieger auf die überraschten Franzosen, die thcils die Flucht ergriffen, theils sich in die Gräben und nahen Gebüsche warfen, von wo aus rie feindlichen TiraillcurS ein wirksames Feuer «öffneten. Dabei gebrauchten die Franzosen die List, daß sie scheinbar Pardon anuahmen und wenn die Lützower hcranrückten, um den Gefangenen die Gewehre abzunchme», in unmittelbarer Nähe abfeuerten.
„Die Halunken I" rief Körner empört. „Wer ein braver Kamerad ist, der folge mir!"
Die braven Lützower und vor allen Haberlein, dessen Courage im fortwährenden Wachsen war, ließen nicht auf sich warten und stürmten hinter Theodor drein, obgleich der alte Fischer vergeblich abmahnte und, als die Freiwilligen nicht hören wollten, nach seiner groben Art die „Grünschnäbel" fluchte und wetterte. Mehrmals ließ er zum Appel blasen, um die Hitzköpfe von ihrem gcfähilichen Unternehmen abzubringcn, aber ihre Erbitterung führte sie nur immer weiter. Wie die Windsbraut fegten sic einher. Allen voran aber Theodor auf seinem Schimmel, gleich einem jugendlichen Schlachtengott. Leise sang er das am Morgen erst vollendete Gedicht:
„Wohlauf, ihr kecken Streiter,
Wohlauf ihr deutschen Reiter I Wird Euch das Herz nicht warm.
Nehmt'« Liebchen in den Arm.
Hurrahl"
„Hurrah!» riefen ihm die tapferen Kameraden nach und folgten ihm gegen den Feind.
Da fiel aus dem nächste» Gebüsch ein Schuß; die Kugel pfiff und traf das edelste Herz, das je für Frei- heit und Vaterland geschlagen. Körner sank zu Tode verwundet von seinem Roß in die Arme des guten Hüderlein, der ihn fest hielt, während die Uebrigen seinen Tod rächten. Noch einmal schlug er die blitzenden blauen Augen ans.
„Es wird wohl nichts zu bedeuten haben," flüsterte er im Sterben.
Das Haupt mit einem grünen Eichcnkranz geschmückt, wurde Körner in den Sarg gebettet; ruhig lag er da mit gefalteten Händen, als ob er schlummerte. An seiner Seite kniete der edle Friesen und der treue Hüderlein. Bald folgte ihm der tapfere Friesen nach, der mitten in sc »er Siegeslaufbahn auf franwsischem Boden von einer tückochcn Kugel getroffen wurde. Glücklicher war der gute Schneider, welcher nach beendigtem Kriege mit dem eisernen Kreuze geschmückt in seine Hcimath zurückkehrte und seine Louise, mit Bewilligung ihres Vawrs, heimführcn durfte. Er lebte und lebt vielleicht noch in Breslau als Regimcntsschnei- der, wozu er in Anbetracht seiner Verdienste ernannt wurde. Sein Meisterstück war aber die Uniform Theodor Körners, auf die er mit Recht stolz sein durfte und sein Lieblingslied blieb das Lied von „Lützow's wilde verwegene Jagd" und mit besonderer Lsehmulh erfüllte ihn die letzte Strophe:
»Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht,
Unter winselnde Feinde gebettet?
Es zuckt der Tod auf dem Angesicht,
Doch die wackern Herzen erzittern nicht;
Das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn Ihr die schwarzen Gefall'nen fragt:
DaS war Lützow's wilde verwegene Jagd."
Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'scheu Buchdruckern in Neue «bür-.