O e tt r c i ch.
Wien, 14. Nov. Dre Frci'tagabendprcssc theilt mit: die mit Berlin »nb London gepflogenen Unterhandlungen ergeben die Unwahrscheinlichkeit einer persönlichen Leiwohnung an dem Kongresse Seitens der Souveräne von Oester- reich» Preuße» und England.
Preußen.
Berlin, 12 Nov. Heute fand im Ab» gcordnetenhaus die Präsidentenwahl statt. 268 Mitglieder waren anwesend. Zum Präsidenten wurde gewählt Hr. v. Grabow mit 224 Stimmen gegen Hrn. v. d. Heybt, auf den 37 Stimmen fielen; zu Vicepräsidenten die HH.v. Unruh und v. Bvckum-Dolffs. In seiner Antrittsan. spräche bezeichnte Hr. v. Grabow sein Amt als ein schwieriges bei der düsteren Lage des Landes. Der lebhafte Wunsch des Landes und des Houles nach einer Lösung des Zerwürfnisses werde erfüllt werden, wenn die beschworene Verfassung immer nur in ihrem eigenen Geiste auögelegt und gehanbhabt werde. Dann werte die Treue gegen die Kronrechtc nicht mehr von der Treue gegen die Volkörechle zu trennen sein, äußere Gefahr werde todesmutng besiegt werden und Preußens Beruf in Deutschland gesichert sein.
Ausland.
Frankreich.
(Der Kongreß.) Ein längerer Artikel des „Schw. Merkurs" schließt mit folgenden Worten: Wir finden nicht ein einziges Moment, welches den Kongreß als etwas Wunschtiis- werihes oder seinen angeblichen Zweck als irgendwie ausführbar erscheinen lasse. Noch ist ungewiß, ob er Zusammentritt ober nicht, aber untweisclhast ist, daß von ibm die neue Fric- densara nicht datiren wird. In, günstignen Fall würden die Mitglieder des Kongresses ohne irgend welches Ergebniß, im wahrscheinlicheren rn feindlichen Gruppen getrennt, auseinander gehen. Hoffnung auf das Gelingen des F,ie- denswerkce wird es nicht sein, wenn die Fürsten Eurvpa'S dem Rufe des Kaisers gehorchen.
England.
England ist bereit an dem Kongreß therl-- zunehmen unter der Bedingung, daß die bedenkliche Allgemeinheit des Programms modificirr und auf bestimmte Beraihungsgegenstände beschränkt werke; daß die Wiener Verträge als Grundsatz des europäischen Staalsrcchts bestehen bleiben und die Basis der Bcrathungen bilden, und daß eine Theilnahme an dem Kongreß nicht gleichbedeutend mit der Anerkennung aller gegen die Verträge vollzogenen Thatsachen sei. Die Annahme dieser Bedingungen würde dem Na> poleonischen Kongreß die Spitze abbrechen, und könnte auch die konservativsten Machte mit dieser so harmlos gemachten „Idee" versöhnen. Wenn Louis Napoleon seinen Kongreß nicht fahren lassen will, so muß er auf die von England gestellten Bedingungen eingehen. In zweiter Linie bliebe dann nur noch zu entscheiden, welche Mächte bei den Beschlüssen stimmberechtigt sein
sollen. England wird wahrscheinlich und mit correctcr Consequenz das Stimmrecht auf die Unterzeichner des Wiener Vertrags beschränkt wissen wollen. Sollte auch dieß zugestandcn weiden. io wurde das vom kreißenden Berge zu Tage geförderte Mäuslein allerdings sehr harmloser Natur sein. (A. Z.)
Dänemark.
Kopenhagen- 15. Nov. Gestern Nachmittag 3>/r Uhr staib seine Majestät der König von Dänemark auf Schloß Glücköburg an der Gesichtsrose.
Der König Friedrich VII von Dänemark war geboren den 6. Oktober 1808 und Sohn des Königs Eviistian VIll. Da derselbe keine Kinder hinierläßi, und der noch einzige Sprosse der regierenden Lime, Prinz Ferdinand lm Juli d. I- verschieden ist, so tritt jetzt die Frage ein, welche schon io lange erörtert wird, ob nämlich der sogenannte Pioiolollpriuz, Prinz Christian, den Gesammilbro» Dänemarks besteigt, oder ob dps Reich in zwei Tbeile zerfällt und die schlcS- wig-holsteinische Frage von filblt ibrer Erledigung zugefiihrt wild, da weder der deutsche Bund die durch daö Londoner Protokoll willkürlich veränderte Erbfolgeordnung genehmigt» noch die zur Nachfolge berechtigte Augustendurger Linie dieselbe anerkannt hat.
(Eine Mahnung des 18 Oktober) Sic heißt: Schaffung von jugendlichen Wehrver- eincn in allen Städten unseres Landes. — Die Uebung in den Waffen billigen schon alle jene Gründe, welche die körperlichen Hebungen als Mittel zur Erhaltung der Gesundheit des Körpers und res Geistes empfehlen. Noch mehr aber erscheinen die Wafflnübungcn ganzer Vereine empfohlen durch die großen Vorthelle, welche sie einersciis dem Staate, andererseits den Theilnehmcnden düngen. Wir betrachten es als Ausgabe der jugendlichen Wchrvereinc, in Kriegsfällen unserem He>re einige Hundert, noch besser einige Tausende junger Männer zuzuführen, die einer weiteren Ausbildung, wenigstens als Infanteristen, nicht mehr bedüsltg sein würden» deren gebildetere und an militärischen Kenntnissen hervorragenderen Elemente einen tüchtigen Slamm zur Besetzung der viele» im Kriegsfälle auszusüllendc» OsfizierSstellen abgebcn könnten, welche ferner für Unterosfiziersstellcn und bevorzugte Waffen ein brauchbares Material wären. Mußte 1859 theilweise aus militärisch ganz und gar keniitnißloien junge» Männern in Elle ein Olstzierkorps gebildet und im Einzelnen durch Unteroffiziere erft ein- gclernt werdrn, um wie viel besser würde künftig im ähnlichen Fall der Bedarf auS Jugendwcyrleuten gewonnen werden können? Auch in Bezug auf die Con-- skription in Friedcnszeiten belohnt sich rie Mühe der freiwilligen Aneignung militärischer Ausbildung gar wohl. Wir erinnern an die von dem K. Kricgsmini- stcrium brauchbaren Jugendwehrmännern in Aussicht gestellte Abkürzung ihrer Präsenz im Heer. Was die Einwendung von Prinzipalen re. wegen Zeitversäumniß und Zerstreuung belristt, so höre man: In Stuttgart sind die Hebungen der Jugendwchr zu folgenden Zeiten: die lie Kompagnie (Polptechniker und Gymnafi- sten) ercrziren Lvintcrs zweimal wöchentlich von l bis 2 Uhr; die 2ie und 3te Kompagnie (Kaufteuie und Handwerker) ebenso von halb 9 Uhr bis gegen lO Uhr Abends. Die Jnstruktionsstunden der Chargen finden einmal wöchentlich Abends statt. Die Musterungen