Baden.

Karlsruhe. 26. Okt. Das Gesetz der VerwallungSorgaiusation ist im Regierungsblatt verkündigt. Man erwartet nunmehr die gemein» same Einführung der Gerichts- und Vetwal- tungSorganisation auf den 1. Juli 1864.

Preußen.

Berlin, 80. Okt. DieNat.-Ztg." de» zeichnet die bis setzt bekannten Wahlen also': 260 liberal, 24 klerikal, 37 konservativ, 26 Polen, 2 unbestimmt. Unbekannt ist noch das Resultat von 7 Wahlen.

Köln, 29. Okt. In Dortmund haben die Stadtverordneten den Beschluß gefaßt, eine schwarz-roth goldene Fahne zu beschaffen, damit diese bei Festivitäten neben der preußischen und Dortmunder am Rathhause auügehängt werde; das erste Beispiel dieser Art in jüngster Zeit.

Ausland.

Amerika.

So unsicher die Nachrichten vom nord- amerikanischen Kriegsschauplatz sind, geht doch aus Allem hervor, daß die südliche Armee wieder Vortheile errungen hat. Seit der Schlacht von Chaitanvoga, welche, wenn sie auch nicht so verderblich für den Norden war, als anfangs befürchtet wurde, doch jedenfalls für denselben ungünstig ausfiel, sind die südli­chen Truppen unter Lee wieder gegen den Nor» den vorgerückt, sie haben de» Rapidan über­schritten und stehen wieder auf dem Boden, wo schon zwei blutige Schlachten geschlagen wur­den. bei Bullruu. Ein dort stattzehabtes Ge­fecht fiel zu Gunsten des Nordens aus. Zu einem größeren Kampfe ist eo bis jetzt nicht ge- kommen. General Meade erwartet vorher noch bedeutende Verstärkungen, die bereits auf dem Marsche sind.

Miszellen.

Theodor Körner 's Uniform.

Vaterländische Erzählung von Mar Ring.

(Fortsetzung.)

»Dieses Glas gilt dem Vaterland«!" rief er in gehobener Stimmung.Wir wollen für dasselbe leben und sterben."

Leben und sterben!" wiederholte der Chor und man sah iS Alle» an, daß es ihnen mit ihrem Schwur Ernst war.

Ich trinke auf das Wohl unseres Theodor Körner, der ZrinyS Heldentod verherrlicht hat," sprach Friesen tief bewegt.

Er lebe hochl" jubelte die ganze Gesellschaft.

Fortan sei meine Leper und mein Schwert," er- wiederte der Gefeierte,nur dem Vaterlande und mei­nen Brüdern geweiht."

Jetzt aber," rief der Rittmeister Fischer,gieb uns ein frisches, fröhliches Lied zum Besten, ein Lied von Dir!"

Damit waren natürlich alle Anwesenden einver­standen und Theodor sang mit wohlklingender Stimme: Es blinken drei freundliche Sterne Ins Dunkel des Lebens hinein.

Die Sterne, sie funkeln so traulich.

Sie heißen Lied, Liebe und Wein."

Noch manches Lied wurde gesungen und manche- GlaS auf das Wohl des Vaterlandes unv auf den glücklichen Ausgang des bevorstehenden Kampfes geleert. Als die Begeisterung ihre» höchsten Gras erreichte, erschien noch vcr jüngere Bruder Lützows, Namens Wilhelm, mit der Nachricht, daß am nächsten Tage das ganze Freicorps ausrücken und sämmtlichc Theil- nchmer dabei im vollen Waffenlchmucke erscheinen soll­ten, um den kirchlichen Segen in feierlicher Weise zu empfangen. Diese Botschaft mahnte die fröhliche Ge­sellschaft zum schleunigen Aufbruch, oa jeder sich für morgen zu rüsten hatte. Dem Emen orrr dem Andern fehlte noch dies oder jenes Waffenftück, irgend eia Thcil der kriegerischen Gardeiobe, da es unmöglich war, bei dem großen Andrange der Freiwilli,en, das Nöthige sogleich herbeizuschaffen. Am Ucbelsten war aber Theodor selbst daran, da er im Eifer seine Equi- pirung vergessen hatte und nicht einmal die nöthige Uniform besaß. In seiner Verlegenheit wandte er sich an Friesen, dem er feine Lage mttherlte, d>e um so peinlicher für ihn war, da er unter keiner Bedingung bei der Einsegnung der Lützower fehlen wollte. Beide Freunde eilten jetzt von einem Schneider zum andern, aber Keiner wollte sich dazu verstehen, in so kurzer Frist die gewünschte Uniform anzufertigen, indem Alle vollauf beschäftigt waren und keine neue Arbeit mehr annehnicn konnten. Umsonst verschwcnveien der unge­duldige Dichter und sein neuer Freund ihre ganze lieber - redungskunst, vergebens gaben sie die besten Worte, boten sie den höchsten Preis; die vielbeschäftigten Bres­lauer Kleiderkijnstler blieben unerbittlich, überhäuft mit älteren Bestellungen.

--Hier kann nur Frau von L ützow helfen," tröstete Fsriesen den verzweifelten Theodor.Sie ist in der Thai einer gütigen Fee zu vergleichen, di« Wunder thua und das Unmögliche möglich machen kann."

Auf seinen Rath eilte der Dichter sogleich zu der holden Frau, um ihr seine Roth zu klagen und ihren Beistand zu erbitten.

Ich will sehen," sagte sie lächelnd, --ob ich Ihnen die gewünschte Uniform verschaffen kann. Hier im Hinterhause wohnt ein Schneider, dessen Bekanntschaft ich neulich gemacht habe, aiS ich Lützows Uniform von ihm in Stand setzen ließ. Vielleicht gelingt eS mir, ihn zu rühren; jedenfalls kann der Versuch nichts schaden."

Obgleich cs schon dunkelte, begab sich die licbcns- würdige Dame mit ihr.m Schützling nach der Woh­nung des wackeren Meisters, die drei Treppen hoch in dem schmutzigen Hose lag. Dort saß der ehrsame Schneider ui seiner niedrigen Werkstatt bei der Arbeit während sc ne Gebauten mit anderen Dingen beschäf­tigt waren. Meister Hüberlcin war nämlich verliebt dis über die Obren und zugleich sehr unglücklich, da der Vater seiner geliebten Louise ihm nichts weniger als günstig gesinnt war. Dieter war nämlich der Wirth des Hauses, ein wohlhabender Bierbrauer und Schenk- wirtd, nebenbei ein echter Patriot, der am liebsten mit in's Feld gezogen, wenn er nicht schon zu alt gewesen wäre. Mit Verachtung schaute er daher auf dem ar­men Schneider, dem er lerne beiondere Courage zu- trautc, obgleich der tapfere Derstinger, der cs sogar dis zum Branoenburgischen Felvmarschall gebracht hatte, doch auch nur ein Schneidergesell gewesen war. So mächtig war aber sein Vorurlheii gegen die ebrsamc Schnciverzunft, daß er geschworen hatte, nun und nim­mermehr seine Tochter einem windigen Schneider zu geb-n. Darob empfanden die beiden Liebenden großes Herzeleid, da sie unter keiner Bedingung von einander lassen wollten. Sie schwuren sich gegenseitig ewige Treue »nd weinten darüber so sehr, daß es hätte einen Stein rühren müssen, obgleich sich der Bierbrauer kei­neswegs rühren ließ.

(Fortsetzung folgt.)

LL" Die neuen Eisenbahn- und Postkurse wer­den wir mit dem nächsten Blatte bringen.

Die Redaktion.

Redaktion, Drnck nnd Verlag der Meeh'schen Buchdruckern in Neuenbürg.