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dentod des ungarischen LeonidaS hatten die guten Wie­ner mächtig ergriffen« indem sie die nahe liegende Be­deutung des zeitgemäßen Stoffes vollkommen erfaßten und würdigten. Alle diese Umstände vereinigten sich, dem jungen Dichter eine in diesem Theater »och nie erhörte Auszeichnung zu verschaffen. DaS Publikum begrüßte ihn mit jubelndem Zuruf, die schönsten und vornehmsten Damen der Wiener Aristokratie spendeten ihren Beifall dem glücklichen Dichter. Einige Tage war von nichts Anderem in Wien die Rede, als von dem berühmten TrauerspieleZrinp". Alle Welt wollte das Stück sehen und den Dichter kennen lernen. Es fehlte ihm nicht an Einladungen und Beweisen der ehrenvollsten Theilnahme von Seiten der ersten Wiener Häuser. Selbst die Salons der Aristokratie standen ihm offen und mancher schöne, sonst so stolze Mund hatte für ihn eia freundliches Lächeln und zuvorkom- mcudes, schmeichelhaftes Wort. Kaum waren einige Tage nach der ersten Aufführung des Zrinp verstrichen, so beeilte sich der kaiserliche Theatcr.Jntendant, Fürst Lobkowitz, den Jüngling für immer in Wien zu fesseln, indem er ihm von freien Stücken die Stelle eines Hof- Theaterdichters mit einem für die damaligen Verhält­nisse bedeutenden Gehalt antrug. Auch der Erzherzog Carl, der berühmte Held von Aspern, wollte ihn ken­nen lernen und überhäufte ihn mit Beweisen seiner Anerkennung. Fast noch ehrenvoller für ihn war aber ein Brief des Dichterfürsten Göthe, der wie Schiller ein Freund seines Vaters war und sich in seinem Schrei­ben über das Talent des jungen Dichters in der wohl­wollendsten Weise äußerte. Gab es je ein Kind des Glückes, so war eS damals Theodor Körner, der noch außerdem von einer liebenswürdigen Schauspie­lerin geliebt wurde, die er in kurzer Zeit mit Bewilli­gung seiner Eltern als Gattin heimzuführen gedachte.

Mitten in seinen Triumphen und seiner Liebete- ligkeit aber traf ihn die Nachricht von der preußischen Erhebung und keine Macht der Erde vermochte ihn zurückzuhaltcn. Er riß sich mit männlicher Kraft aus den Armen der Geliebten und den Lockungen des Lebens, um seine eben so ehrenvolle als angenehme Stellung mit den« rauhen Lager und den schweren Gefahren des bevorstehenden Kampfes zu vertauschen. Ohne Aufent­halt war er nach Breslau geflogen, um sich als Frei­williger bei der todesmuthigen Schaar zu melden, welche der kühne Major von Lützow unter seine Fahne sammelte. Nicht ohne Mühe war es Theodor gelungen, in der allgemeinen Verwirrung den tapfern Lützow ausfindig zu machen. Dieser hatte in einer ärmlichen Schenke vor dem Odcrthor sein Hauptquarncr aufge- schlagcn, wo sich die edelsten Jünglinge, die Blüthe Preußens, um den bereits erprobten Führer schaarte. Auf seine Frage nach dem Major wurde Theodor in ein großes düsteres Zimmer gewiesen, in dem er, zu seiner nicht geringen Verwunderung, statt des anwesen­den Lützow eine zarte Dame mit jenen anmuthigen Zügen fand, deren vornehme Haltung wunderbar von ihrer wüsten Umgebung abstach. Ihr schlanker Wuchs, die blonden Locken um die edle, weiße Stirn und die blauen, mildstrahlenden Augen verliehen ihr das Aus­sehen eines deutschen Frauenbildes, wie eS die alten j Maler darzustellen lieben. Ein eng anschließendes, , bis zu dem schlanken Hals hoch hinaufreichendeö Kleid I

von schwarzer Seide und ein weißer sogenannter Stuart­kragen, nach damaliger Mode, verstärkten nur noch den Eindruck ihrer milden, anmuthigen Weiblichkeit. Ver­legen über die unerwartete Erscheinung fragte Theodor nach dem Major von Lützow.

Ich bin seine Frau," sagte die Dame mit sanfter, wohlklingender Stimme.In seiner Abwesenheit bin ich bereit, Ihre Wünsche entgegen zu nehmen."

-Ich habe die Absicht, als Freiwilliger bei ihm cinzutreten- Da aber der Herr Major nicht zugegen ist, so will ich zur gelegeneren Zeit wicdcrkommcn."

O! das thut nichts," lächelte Frau von Lützow. Ich bin zugleich Adjutant meines Gatten und in sii- ner Abwesenheit ermächtigt, die Meldungen anzuneh­men; darum bitte ich um Ihren Namen, um ihn ln die Listen des Bataillons einzutragen."

Ich heiße Theodor Körner," entgegnrte der Dichter zögernd.

Theodor Körner!" rief die Dame sichtbar überrascht.Der Dichter Körner! Sie find uns will­kommen, gewiß sehr willkommen."

Zugleich rief sie einige junge Männer herbei, welche während dieses Gespräches in demselben Zim­mer verweilten, um sie mit dem für sie freudigen Er­eignisse bekannt zu machen. Diese reichten dem neuen Kameraden zutraulich dir Hände und begrüßten ihn wie einen alten Freund. Besonders herzlich erwies sich ein hochgewachsener Krieger mit den edelsten Zügen, der in seinem blonden Lockenschmuck und mit seinem kräftigen männlichen Wesen unwillkürlich an den küh­nen Siegfried des alten Nibelungenliedes erinnerte. Er nanme sich Friesen und war einer der besten Turner aus der Jahn'schcn Schule, eine echte Helden­natur und zugleich hoch gebildet, gleich ausgezeichnet durch körperliche und geistige Vorzüge. Beide Jüng­linge fühlten sich vom ersten Augenblicke an mächtig zu einander hingezogen und waren schon nach wenig Stunden innig nnt einander befreundet. In solch' aufgeregten Zeiten reift die Blüthe schnell zur Frucht und die Herzen, von gleichem Gefühl beseelt, finden und verstehen sich im Hluge der Begeisterung. In einer nah gelegenen Weinstube wurde der Freundtchafls- bund bet der blinkende» Flaiche besiegelt und bald tönte das freundliche Du von ihren Lippen. Sie bildeten den Mittelpunkt eines schnell improvisirten Festes zur Feier der Ankunft Theodor Körners, an den, sich auch die übrigen Kampfgenossen bctheiligten. An dem lan­gen Tische prasidirte der siebngjährige Rittmeister Fischer, eine originelle Soldatennatur, der unwill­kürlich an Blücher erinnerte, mit langem weißen Barte, der ihm fast bis auf die Brust niederreichtc, bewaffnet mit einem alten, breiten Richtschwert, weil ihm kein anderes groß genug war; neben ihm saß der nicht min­der originelle Peter Beuth, der seinen Posten als Ge- heimcr Obcrstcucrrath verlassen hatte, um als Freiwil­liger in das Lüßowsche Corps einzut-etcn, der spätere Schöpfer und Begrün!er der preußischen Industrie, einer der bedeutendsten und genialsten Männer seiner Zeit. In bunter Reihe folgten Lutzow's Bruder Leo, sein Schwager, der edle Graf zu Dohna, die braven Brüder Petersdorff, Palm, Thümmel, ein Verwandter des berühmten Dichters Reil, Kruckenberg, Meckel, Dorow und August von Vietinghoff, Friesens treuester Freund, dessen Liebe weit über das Grab des Gefalle­nen reichte. Theodor fühlte sich in diesem Kreise aus­gezeichneter Männer und Jünglinge bald heimisch. Die Gläser klangen so hell wie feierliches Glockengcläute und die Begeisterung flammte in den Augen der tapfe­ren Krieger.

(Fortsetzung folgt.)

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