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Kronik.

Deutschland.

Frankfurt. Dem Fr. I. zufolge hat der Herzog von Coburg-Gotha eine sehr umfangreiche Denkschrift ausgearbeitct, welche er dem Fürsten- congreß vorzulegen gedenkt I» derselben soll er, die österreichischen Pläne besprechend, seine eigenen Ideen über eine mögliche Einigung Deutschlands ausführlich entwickeln, ohne jedoch mit einem bestimmten Plan hervorzutretcn. 18. August. Als gestern Nachmittags die Sou» veräne vor der Auffahrt zu dem Senatsbanket im Gundespalast versammelt waren, kam die Nichttbeilnahme des Königs von Preußen zur Sprache. Der Herzog von Coburg befürwortete warm die erneuerte Einladung, der Kaiser von Oesterreich stimmte bei, und erklärte vor erfolg­ter Vereinbarung der Fürsten nicht von Frank­furt Weggehen zu wollen. Der König von Sachsen erbot sich persönlich zur Ueberbringung der Einladung, und wurde einstimmig beauf­tragt. Nach dem gestrigen Bankett Unterzeich­neten die versammelten Fürsten ei» Einladungs­schreiben an den König Wilhelm und beule früh ist der König von Sachsen, dem sich der Groß­herzog von Baden anschließen sollte, nach Baden- Baden gereist, um König Wilhelm zu sprechen. Der Fürstenkongreß dürfte noch bis in die nächste Woche verlängert werben. Unstreitig die rührigste Persönlichkeit zu Gunsten des Ne- sormprojektes ist der Herzog von Koeurg; er bat am Sonntag persönlich jedem einzelnen Fürsten die große Sache an's Herz gelegt.

W u r r r e »i b r n

Stuttgart, 14. August. Aus Württem­berg baden sich dem Abgeordnetentag 26 Abge­ordnete, darunter 7 gewesene, angeschtoffcn.

Die Einführung der Franco-Couvcrie durch die K. Postdtreklion ist eine Maßregel, die eine großartige Anerkennung gefunden hat; dem Ve>. nehmen nach berechnet sich der jährliche Verbrauch an solchen Couverten zu 3 Millionen Stück.

Der Berliner statistische Congreß wird von der würticmbergischen Negierung durch Finanz- iath 'Kieke beschickt werden.

Tübingen, 17. August Mit dem näch­sten Semester tritt an unserer Univ/rsiiät eine neue Fakultät, die naiuiwissenschattliche ins Veden, die erste, welche an einer deutschen Hoch­schule eingerichtet sein wird. Zu ihr treten aus der medicinischcn und aus der philosophischen Fakultät folgende Professoren über: v. Mohl» Quenstedt, Neusch, Zech, Vepdig, Strecker, Hoppe; sodann die außerordentlichen Professoren: Sig­nier«, Hohl, Henkel. Man vermuthet, daß nach den Ferien die Eröffnung der neuen Fakultät eine besondere Feierlichkeit Hervorrufen werde.

Daö Gewitter am Montag, dessen allzuab- kühlcndc Nachwirkung wir jetzt noch zu genießen haben, ist insbesondere in Ulm, Blaubeurcn, Vaupheim, Ehingen a. D., Zwiefalten u. a. Orten sehr heftig und verheerend aufgetreten.

Die zahlreichen HiobSposten sagen, daß der Ha« t gel theilweise einen Fuß hoch gelegen und an Sommerfrüchten, den Wiesen, Obstbäumen, Ge» bäuden re. beträchtlichen Schaden angerichtet habe; auch sind Menschenleben zu beklagen, nicht zu gedenken der vielen sonstigen dabei vorge­kommenen Unfälle.

Ausland.

Schweiz.

Ein Gesandter krs GrvßherzogS von Baden übermittelte am 17. August dem BundeSrath einen Entwurf zu einem Staatsvertrag über gegenseitige freie Niederlassung und Gewerbs- ausüdung. Der Entwurf wurde dem Juftizde« partement zur Begutachtung überwiesen.

Frankreich.

L. Napoleon verhehlt in Gespräche» mit Mitgliedern des diplomatischen Kongresses seine Verstimmung über den Frankfurter Kongreß ! »uht. Die offiziöse Presse darf nichts destowe« niger in ihrer beifälligen Sprache um so mehr j fortfahien, als man sich mit der Hoffnung schmei» I chcli, daß der Fiirslcnkongreß kein praktisches Ergcbniß erzielen werde.

Miszellen.

Die Traubenkrankheit.

Aus den meisten Weingegenden laufen die erfreu­lichsten Berichte über den Stand des Weinstocks ein und das gegenwärtige Wetter ist ganz geeignet, die Hoffnungen der Winzer auf ein gutes Weinjahr zu verwirklichen. Leider hat sich aber auch in diesem Jahre die Traubenkrankheit wieder eingcstellr, und besonders an der Mosel, wo man zum sechsten Mal in sieben Jahren einen guten Herbst erwartet, große Verheerun­gen angerichtet, und zwar verbreitete sich das Oidium trotz der Anwendung des Schwefels vorzugsweise in den besten Wcinlagcn. Auch in der Pfalz, im Badi­schen und am Rhein hat sich hier und da die Pilzkrank- heit an den Trauben gezeigt, und eS wird von erfah­renen Weinprobucenten aufs dringendste eine allgemei­nere Anwendung der Schwefelblüthe zur Verhinderung der ferneren Ausbreitung des Ucdels angerathen. Da sich der Gebrauch des Schwefels bei der Traubenkrank- hcit nicht als unfehlbar erwiesen hat, so sind theils Versuche mit neuen Mitteln gemacht worden, theils ist man zur Anwendung von älteren zurückgekehrt. So wurde in Karlsruhe, wie die Badische Landcszeitung mittheilt, ein Versuch mit in Wasser verdünntem frisch abgelöschiem Kalk gemacht, indem die kranken Trauben eine halbe Minute in dieseKalkmilch" getaucht wur­den. Bei der Anwendung dieses Mittels, vor etwa 3 Wochen, waren die Trauben (rothe Gutedel) halb aus­gewachsen, gegen 14 Tage lang blieben die Trauben in rer Entwicklung stMchen, die Pilzkrankheit hatte übrigens an den Beeren nicht weiter um sich gegriffen; seit 8 Tagen nun sind aber die Beeren stärker gewor­den und fangen an, sich roth zu färben, was den Be­weis liefert, daß die Haut derselben (trotzdem, daß der angesetzte Pilz auf den Beeren nicht verschwunden ist) nicht so «eit verhärtet worden ist, um den Zutritt des Lichts und der Wärme zu verhindern. Dagegen em-