267

größt. Die Souveräne Badens, Weimars und Koburgs batten heute Nachmittag eine Be« sprechung im Westenddallbotel. Den l6. Aug. Mittags 1 Uhr. Sämmtliche eingeladene Bun­desfürsten mit Ausnahme der Könige von Preu­ßen und Dänemark und der Souveräne von Gernburg, Detmold und Homburg sind anwe­send. Den 17. Aug. Der kaiserliche Re­formentwurf ist vcriheilt, auch an Preußen mit Einladung zur Rückäußerung. Er enthält 36 Paragraph"». Fünfgliedcriges Direktorium: Oesterreich, Preußen, Bayern, zwei Gewählte. BundeSraih, bestehend aus der fetzigen engeren Bundesversammlung, zur Seite des Direktoriums. E>n Abgeordnetenhaus aus 300 Lclegirten (75 Oesterreich, 75 Preußen re.) Eine Fürstenver- sammlung aus Fürsten selbst oder Prinzen zur Genehmigung der Beschlüsse des Abgeordneten­hauses. Ein Bundesgericht aus ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern.

(Wann'S jezt nicht Tag wiid!) Wer möchte noch leugnen» daß es fe,t ernulich zu tagen beginnt. Zuerst kommt der Fürsteniag, dann der Abgeordnetentag» dann der Renntag, dann der katholische Vereinstag, dann der Ar- beilertag, dann der Juristcntag, dann der israe­litische Langetag oder Lersöhnungslag. Wann aber kommt der VersöhnungSiag» welcher endlich die Fürsten und Völker vereinigt?

Die ständige Commission des deutschen Ab- georoneteniages hat denselben aus den 2l. und 22. August d. I. nach Frankfurt a. M. einbe- rusen. Der Zweck dieser periodisch wieberkeh- rcnden Versammlungen deutscher Abgevidneien besieht nach 8 1. der Saznngen darin:

über wichtige Fragen von gemeinsamem Interesse, welche in Ermanglung eines deutschen Parlaments zur Lerathnng in den Kammern der Emzelstaaten sich eignen, eine Verständigung und ein möglichst gleicharti- ges Verfahr,» in den dcuischen Kammern im Sinne der Einigung und freiheitlichen Entwicklung Deutschlands za fördern."

W u r r r e <> k» e r a

Ucber das Befinden deS auS Gesundheits- Rücksichten abwesenden Präsidenten der zweiten Kammer, Staatsralhs Römer, früheren Chefs der MärzministeriumS, sind aus Constauz, wo er bei seiner dort verheieathetcn Tochter weilt, schlimme Nachrichten eingegangen. Er soll hoffnungslos darnieder liegen. Jedenfalls ist nicht daran zu denken, daß er bei Wiedereröff­nung der Kammern im Oktober das Präsidium wird übernehmen können. Gegenwärtig vertrittt ihn im ständischen Ausschuß der Vicepräsident Fchr. v. Varnbüler.

In Weiden stellen wurden zwei an ei­nem Fruchtwagen bespannte Pferde wegen der quälenden Mücken scheu und warfen im Hofe den beladenen Wagen um. Die den Wagen begleitende Frau wurde tobt unter demselben hervorgezogen. Ihr Man» und 1 Kind beka­

men so gefährliche Verlezungen, daß an dem Wicderauskommen des Ersteren stark gezweifelt wird, die Rettung des «indes dagegen ist nicht zu bezweifeln.

Baden.

Aus Baden, 14. August. Mit Ende die­ses Jahres muß der Landtag wieder zusammen­treten und sind bis dahin die Ersazwahlcn für die ausgetretenen Mitglieder der zweiten Kam­mer mit einem Viertheile ihres Bestandes vor- zunebmen.

Bay ern.

In München ist vor einigen Tagen die Brauchbarkeit einer aus der Maffei'schen Fabrik hervorgegangenenStraßenlocomotive" erprobt worden. Man hatte der Locomotive zu diesem Zwecke einen schweren Eisenbahntender angehängt, um denselben von der genannten Fabrik nach dem eine stunde entfernten Eisenbahnhofe zu transporliren. Der Transport, zu welchem 14 dis 16 Pferde erforderlich gewesen wären, ließ nichts zu wünschen übrig.

In RcgenS bürg ist ein förmlicher Sturm gegen die schlechten Biere ausgebrochen. Che­miker haben das Fabrikat verschiedener Brauer untersucht und sind dabei zu einem gräulichen Resultat gekommen. Ein Arzt zählt im Regens­burger Tagblarr aus seiner Praxis eine Reihe von Krankheiten aus, bei welchen allen die Quelle auf den Genuß des schlechten Bieres zurückzu- fuhren ist, u,d bemerkt dabei, daß, wenn der Unfug der Bierfälschuiig, der jetzt im Schwünge ist, noch längere Zeit sortdauen, die medicinische Ltaiinik unter de» Sterbeiällcn eine Bereiche­rung höchst gefährlicher Krankheiten der Magen- und Gedärmesphäre, in Verengerungen, Entzün­dungen, Verhärtungen und sogar in Krebs be­stehend, zu verzeichnen haben wird.

Der Stand des Tabaks in der Pfalz ist in diesem Jahre ein ausgezeichneter. Mit Aus­nahme weniger Ortschaften längs des Gebirgs deren Gemarkungen strichweise von Hagel be­troffen wurden, hat die Pflanze seist Jahren keine so rasche und günstige Entwickelung durch- gemacht, wie diesen Sommer.

Imöffentlichen Interesse" macht die k. Negierung von Oderbaycrn zwei merkwürdige Fälle von Wiederbelebung Scheintodter bekannt. Ein siebenjähriger Knabe von Reichenhall hatte über 40 Minutenvöllig unter Wasser gelegen" und war bereits so erstarrt, daß ihm die Klei­der vom Leibe geschnitten werden mußten. Der Arzt ließ die Reibungen so lange fortsetzen, daß Arm und Brust ganz wund geworden waren, und Blut aus der Haut aussickerre. Der Knabe wurde ins Leben gerufen und war Tags darauf frisch und munter. Ein zu LandSberg im März um 3 Uhr Nachmittags vermißtes Mädchen wurde um 4V« Uhr aus dem Wasser gezogen. Am Kinde war weder Puls noch Herzschlag wahrzunehmen; der ganze Körper war eisig kalt, das Gesicht blau und schwärzlich, Hände und