stbuen- Die beiden Nachbarn dagegen zeigten wenig oder gar keinen Appetit. Sie hatten bereit- um 10 Uhr ihre» verdorbenen Mägen mit einigen Flaschen Wein und einem Gabelfrühstück aufgeholfen und darauf kvnnte natürlich die einfache, kräftige Kost nicht mehr munden. Pfeifer ließ ruhig liegen, was er nicht mochte; Rein- ganum dagegen warf die schönsten Stücke Fleisch den Hunden hinab und schleuderte taS GemüS Brocken um Brocken mit der Gabel nach. Maurer sprach dagegen, Reinganum opponirte, es entstanden heftige Wortwechsel und Klagen und die Kluft ward immer weiter. Daß der Umtausch der Geschäfte von Seite des Principals den Haß der erbitterten Stattkinder nur noch steigerte» bedarf sicherlich keiner Erklärung. ,,O Reinganum, du hast uns in eine schöne Patsche gesezt!" murrte ver­drießlich Pfeifer, einige Tage nach dem neuen Arran­gement in dem langen Küstern Gewölbe, während brau­sten die Sonne ihre Strahlen hell und funkelnd über die Dächer und Straßen warf; »pfui, pfui! diese häßliche abscheuliche Arbeit! Wir dürfen jezt den ganzen Tag wieder in diesem Loch stecken, Maaren sortiren, Ballen schieben und Staub schlucken. Ich danke bestens, Herr Collega! Prosit die Mahlzeit!"

»Trage vielleicht ich die Schuld?« fragte dagegen Reinganum, dem das Weinen näher stand als das Lachen, denn er hatte sich längst über diese Handlanger­dienste erhaben geträumt und fühlte seinen Ehrgeiz aufs Tiefste verlezt.

«Nun, wer sonst? Warum hast du den Landjunker nicht in Ruhe gelassen? Wir zogen immer und immer den Kürzeren und doch hast du stets wieder neue Hän­del angestiftet. Vor solchen Mistkäfern muß man sich hüten.«

Hintenher ist gut predigen und schmähen! Warum hast denn deine Weisheit nicht früher ausgekramt? Verbinde dich doch mit dem edeln Herrn! Ich wenigstens und kein nobler Mann auf der ganzen Welt ist falschen Angebereien und perfiden Denunciationen gewachsen. Sann ich dazu, wenn dieser Bcttelvogt das trockenste Stück Rindfleisch für Pasteten hält und mit Heißhunger verschlingt? Kann ich dazu, wenn der Junge die ganze Nacht wie ein Kalb schläft, unsere fldelen Ausflüge ver­schmähte und auch überdies seit einiger Zeit hartnäckig sich weigert, des Nachts seine Klosterzelle zu öffnen? Die herrlichen Nächte sie find verschwunden! Uebri- gens, mein Treuester, trage nur auch an der Schuld mit. Ich muß nur deinem schwachen Gedächtnisse ein wenig aufhelfen. Wer hat denn unser flottes, rentables Geschäftchen, das ganz hübsche Procente abwarf, ar- rangirt und etablirt? Bekanntlich Herr Pfeifer Junior et vomp. Wir luden den Vaganten zur vollen Theil- nahme als Affocie ein und er? ... schlug es ab, sage ich, rund ab und die Spekulanten dürfen sich vor Entdeckung hüten. Hab ich Recht?"

Leider leider! seufzte Pfeifer und rollte müh­sam einen schweren Ballen bei Seite. »Ich wollte gar nicht über die povere Arbeit klagen, wenn nur nicht jeder Verdienst rein abgeschnitten wäre. Wir dämmern und lungern in dieser Höhle, schwizcn und schanzen wie armt Sün er und der Herr Maurer handthiert bei der Spedition, verkehrt mit den Flößern, Fuhr- und Schiffsleutcn und hält goldene Ernte. Ich will

hundert gegen eins wetten, daß er wöchentlich mehr als drei Gulden eincaffirt, während ich meine leztr Wocheneinnahme um dreißig Kreuzer verkaufe. Man muß nur sehen, wie er diese halbwilden Beförderung-« Menschen honorirt und bckomplimentirt! Nicht um tau- sentl Zulden vermöchte ich daS. ES ist zu drollig, wcnu der dienstfertige Packesel oft stundenlang in den Lagern herumkriecht, um ein verschobenes Gut zu.suchen und wie diese Land- und Seeratten mit ihren dickbauchigen Brieftaschen kommen und eine Million Fezen und Pa­pierchen auskramcn. Dafür aber . . ." und der Spre­cher ließ Daumen und Zeigfingcr über einandergleitcn als zähle er Geld.

(Fortsezung folgt.)

DaS sogenannte »Leipziger Commersbuch", jener treue Freund und Begleiter der akademischen Jugend in der von Wilhelm Hauff so schön gefeierten Zeit der Burschensabre, bringt unter dem neuen Schaz von Gedichten eines, das die Gedanken und Empfindungen eines Herzens wieder gibt, das einst ebenfalls auf der berühmten Hochschule geträumt, gelärmt und gesungen hat und nun nach Jahren wieder erscheint

Vor Jena.

Aus den Bergen die Burgen,

Im Thale die Saale,

Die Mädchen im Städtchen,

Einst Alles wie heut'.

Ihr wertben Gefährten,

Wo sepd ihr zur Zeit mir,

Ihr Lieben, geblieben?

Ach, alle zerstreut!

Die Einen, sic weinen.

Die Andern, sie wandern.

Die Dritten, noch mitten Im Wechsel der Zeit.

Auch Viele am Ziele,

Zu den Tobten entboten,

Verdorben, gestorben.

In Luft und in Leid.

Ich alleine, der Eine,

Schau' wieder hernieder Zur Saale im Thale.

Doch traurig und stumm.

Eine Linde im W nde.

Die wiegt sich und biegt sich.

Rauscht schaurig und traurig;

Ich weiß wohl, warum!

Der Herzog in Cumberland befand sich einst mit Foote in Gesellschaft und sagte zu Diesem: Ich ver­schlinge alle Ihre guten Einfälle! Dann haben Eure Hoheit eine vortreffliche Verdauung, antwortete Foote, denn Sie geben keinen wieder von sich.

»Ich weiß den Schmerz zu würdigen," sagte eine Dame zu ihrer Freundin, die eben Wittwe geworden, »wenn man einen geliebten Galten verloren hat und Schwarz Einem schlecht kleidet.«

Neuenbürg.

Turn-Vmiil.

Heute Abend ist Turntast. Wahl des Turnraths.

Der Vorstand.

Redaktion, Druck und Verlag der Mceh'sche» Buchdruckerei in NrueudürA.