Neuenbürg. (Nachricht). Die in Nr. 77 dieses Blattes von Freunden des Schö­nen an den Gemeinderath gerichtete Bitte, zum Baumsaz an der Eiterstraße gegen Wildbad nicht Zwetschgen- sondern Zier-Bäume zu wäh­len, ist heute Gegenstand der Berathung im Gemeinderath gewesen, wobei es übrigens, und zwar durch die entscheidende Stimme des Unter­zeichneten, bei den Zwetschgenväumen verblieb. Die Gründe liegen theils in der geringen Breite der Straße und Beschaffenheit des Ufers, welche Bäume mit starkem Stamm und dichtem Wald, wie Kastanien, Ulmen, Linden, nicht als wohl angebracht erscheinen lassen, theils in der grö­ßeren Schwierigkeit, Zierbäume anzuschaffen und in den nicht seltenen Fällen des Abgangs wieder zu ersezcn, theils aber aach in der Wahrneh­mung, daß eine üppige Zwetschgenblüthe und noch mehr reich mit Früchten behängte Zwetsch­genbäume Aug und Herz erfreuen, welche Freude beinahe alljährlich eintritt, da an dem Enzufer die Zwetschgen vorzugsweise gedeihen. Mit Widmung dieser Nachricht ersuche ich die verehr!. Einsender, dahin zu wirken, daß meine Absicht an der neuen Pforzheimer Straße eine hübsche Allee anzupflanzen nicht durch das Gespenst des Schattens oder sonstige, noch minder wichtige Einwendungen vereitelt wird. Den 29. Sept. 1862. Stadtschuldheiß Weßinger.

Kronik.

Deutschland.

Koburg, 22. Septbr. Abgeordnete von 42 deutschen Landschafts-Sängerbünden tagten gestern hier in der Herzog!. Reitbahn unter dem Vorsiz von Dr. Otto Elben aus Stuttgart und beschlossen: Der deutsche Sängerbund ist ge­gründet. Die Sazungen desselben wurden im Wesentlichen nach dem Entwurf des schwäbischen Sängerbundes angenommen. Zum geschäfts­führenden Ausschuß wurde der schwäbische Sän- gcrbundsausschuß gewählt, in den Gesammt- ausschuß Männer aus ganz Deutschland.

Wärt rein berg-

Stuttgart. Wegen des französischen Handelsvertrags sind zwei politische Gesinnungs­genossen und sonst noch persönliche Freunde, im Beobachter" einander entgegengetreten. Hr. Pfei­fer, obgleich Katholik und Ocstreich geneigt, will Annahme des Vertrags aus Besorgniß vor einer Sprengung des Zollvereins; Hr. Ammer­müller, Protestant und sonst gut für Preußen und den Naiionaloerein gesinnt, sinder den Ver­trag unserer Industrie zu nachtheilig, als daß er angenommen werden könne.

Bekanntmachung in Postsachen.

Folgende Sommerpostverbindungen, und zwar die zweiten täglichen Eilwagenfabrten zwischen Mühl­acker und. Wildbad, die wöchentlichen dreimaligen Eilwagcnfahrten zwischen Freudenstadt und Wild­bad und die täglichen Postbotengänge zwischen Calw

und Wildbad werden mit dem 30. September d. I. eingestellt-

Vom 1. Oktober d. I. an kurfirt zwischen Wild­bad und Pforzheim-Mühlacker nur noch einmal täglich ein Eilwagen mit folgenden Kurszeiten:

Abgang aus Wildbad: um <?/§ Uhr Morgens; durch Neuenbürg: gegen 6'/« Uhr Vormittags (mit Anschluß an die Post nach Herrenalb, Gernsbach); durch Pforzheim: um 9^/« Uhr Vormittags;

Ankunft in Mühlacker: um 11'/« Uhr Vorm, (zum Anschluß an die Züge VIll., XV. x. und X. v.)

Abgang aus Mühlacker: um 4 Uhr 35 Min. Abends (nach Ankunft der Züge Xll. und XV. v); durch Pforzheim: um 6Uhr Abends; durch Neuen­bürg: um 73/4 Uhr Abends (mit Anschluß der Post von Gernsbach, Herrenalb);

Ankunft in Wildbad: gegen 9^4 Uhr Abends.

Vom gleichen Tage an kommen die täglichen Post­fahrten zwischen Neuenbürg u. Herrenal b-Gcrns- dach in folgender veränderter Weise zur Ausführung:

Abgang aus Neuenbürg: um 8 V 4 Uhr Vorm, nach Ankunft des Eilwagens von Wildbad; durch Herrenalb: um 11V- Uhr Vorm.; Ankunft in Gernsbach: um iVr Uhr Nachm, zum Anschluß an die Post nach Muggensturm (badische Eisenbahn).

Abgang aus Gernsbach: um 2 Uhr Nachm, mit Anschluß des Postomaibus von Muggensturm; durch Herrenalb: um 4'/- Uhr Abends; Ankunft in Neuenbürg: um 7V- Uhr Abends zum Anschluß an die Post nach Wildbad.

Stuttgart, den 26. September 1862.

K Postdirektion.

Scholl.

O e ft r e i ch.

Wien» 27. Sept. Der Postofficial Kallab (eine durch die kürzlich bekamen großartigen Brief- und Werthpaket'Unterschlagungen traurige Cele- britä'i) wurde heute vom Gerichte wegen Miß. brauchs der Amtsgewalt zu zehnjährigem ^schwe­rem Kerker verurtheilt.

Ausland.

A m e r ik a.

Aus Anlaß der für die amerikanischen Nord­staaten so unglücklichen Kämpfe in den lezten Tagen des vorigen Monats bemerkt die Ncu- yorker Handelszeitung:Mit der bisherigen Halbheit kann und darf der Krieg nicht länger fortgefühlt, nicht noch einmal dürfen Gut und Blut der loyalen Bürger zwecklos vergeudet werden. Dem Präsidenten und seinem Cabinet muß es endlich klar geworden sein, daß die Na­tion das bisherige Verfahren entschieden miß­billigt und ähnliche Fehler, wie die seit Jahr und Tag begangenen, nicht ungerügt lassen wird. Wir möchten Hrn. Lincoln keinen Cent für sein Amt geben, wenn er den Wünschen des Volks, von dessen Organen unumwunden ausgesprochen, nicht endlich Rechnung trägt. Die Verwegenheit der Rebellen ist es nicht, die uns zu Schanden gemacht, auch nicht Feigheii unserer Truppen, die sich vielmehr bei jeder Gelegenheit gut ge­schlagen haben; Unentschiedenheit des Gouver­nements, Unfähigkeit, wenn nicht Verrath der Befehlshaber unserer Armee tragen einzig und allein die Schuld und dagegen gibt es Gott sey Dank noch Mittel, zu denen man im äußersten Fall auch greifen wird "

Redaktion» Druck und Verlag der Meeh'schen Buchdruckerei in Nr«»»bürg.