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Krornk.

Deutschland.

Im Lause der vergangenen Woche sind die Verhandlungen zum Schluß gebracht worden, welche unter den Staaten des Zollvereins über die Londoner Ausstellung geführt worden sind. Der Zollverein wird als ein Ganzes auftreren.

Am 31. Juli und am 1. und 2. August künftigen Jahres wird zu Hamburg ein Thier- schuzcongreß abgehalten, auf welchem die sämmt- lichen in. und ausländischen Thierschuzvereine durch Deputationen vertreten seyn werden. Ge- genwärtlg werden von dem Thierschuzverein zu Hamburg Unterschriften zu einer Petition ge­sammelt, in welcher die gesezgebende Behörde um Erlaß eines zeitgemäßen Thierschuzgesezes angegangen wird.

Baden.

Karlsruhe. In einem Leitartikel der Landeözeitung,der Briefkreuzer und die Volks­schule" überschrieben, wird der Vorschlag ge­macht, den Briefkreuzer nicht aufzubeben, wie beabsichtigt ist, die Einnahme daraus aber, die 6070,000 Gulden jährlich beträgt, für die Volkserziehung, für die Volks- und Gewerbe­schule, und zwar zunächst für eine erweiterte Bildung der Lebrer, sodann für Besserstellung derselben zu verwenden.

Die Nachtheile der amerikanischen Krise wirken zusehends auch auf die Geschäftswelt in unserem Lande zurück. Außer der Beeinträchti­gung des früher so schwunghaft betriebenen Ta- bakshandels in den unteren Gegenden desselben äußert sich dieser nachtheilige Einfluß besonders in der Bijouterie- und Golbwaarenfabrikation der durch diesen Erwerbszweig sich auszeichnen­den Stadt Pforzheim. Manche Fabriken, welche in diesen Maaren früher bedeutende Geschäfte machten, können ihre Arbeiter jezt kaum zur Hälfte beschäftigen. tF. P.)

O e <? r e i ch.

Sekt einiger Zeit halten im Hotel zur Kaiserin Elisabeth in Wien einige großdeutsch gesinnte Männer Besprechungen über die deutsche Frage; auch Lerchenfeld und Fröbel und einige Abgeordnete nehmen daran Theil; ein neues großes Journal:Der Botschafter" wird mit dem neuen Jahr dieser Partei zum Organe dienen.

Sachsen.

Koburg, 27. Dezbr. Die Gesammtsumme der vom Geschäftsführer des Nationalvereins an das preußische Marineministerium eingesendeten Flottenbeiträge belauft sich nach der Wochen- schrift auf 130,000 fl.

Ausland.

F ra n k r e i <>,.

Durch italienische Agenten werden neuer« dingS groß» Quantitäten Waffen >in Frankreich angekauft. Einem einzigen Pariser Hause sind dieser Tage 400,000 Fr. für gelieferte Revolver auSbezahlt worden.

Italien.

Neapel. Zwei Drittel der Stadt Torre del Greco sind eingcstürzt. Die schönsten Pa­läste find ein Trümmerhaufen. Die Pfarrkirche ist eine Ruine. Die Brunnen sind vertrocknet. Aus den Erdrissen steigen bläuliche Flämmchen und Schwefcldünste auf. Das Meer hat sich längs der Küste drei Metres zurückgezogen ; das Wasser sprudelt wie siedend. Dieses Phänomen sezt die benachbarten Orte in großen Schrecken; es wird ein Regen siedenden Wassers befürchtet. Der Jammer ist grenzenlos, die Hilfspuellen ungenügend; viele früher wohlhabende Personen bitten um Almosen. Mehr als 24 000 Men­schen sind ohne Obdach und haben keine Hoff­nung, ihre Wohnungen wieder zu sehen. Ge­stern schleuderte der Vesuv dichte Aschenwolken aus. Torre del Greco hat sich über ein Meter über die Meeressläche erhoben.

Amerika.

New-Iork, 18. Dez. Die Aufregung ist enorm. Das Cabinet discutirt die Forder­ungen Englands mit Mäßigung. Es herrscht allgemein der Glaube die Commissäre würden unter keinen Umständen ausgcliefert werden; indessen erwartet man keinen Krieg. Der Dam­pferAfrica" wurde zwei Tage zurückgehalten, um eine Depesche des englischen Gesandten an dieenglifcheRegierung zu überbringen. (T.V.A Z.)

Corvin, ein Soldat, der vielerHerren Länder gesehen hat, der Berichterstatter der A. A.Ztg., wohnte in Washington einer großen Parade des nordamerikanischen Heeres bei. Sein Urtheil lautet: Ich glaube nicht, daß irgend ein an­deres Land im Stande seyn würde, in so kurzer Zeit eine solche Armee von 500,000 Mann ins Leben zu rufen» sie so zu kleiden, zu ernähren und zu bezahlen, wie es Nordamerika unter schwierigen Umständen gethan hat. Wenn nur so schnell Offiziere wie Soldaten gebildet wer­den könnten, dann könnte sich Amerika mit jedem Feinde messen. Aber die meisten Generale ver­stehen nichts von der Kriegskunst und haben nie Pulver gerochen; ein Generalstab, der sie leiten könnte, eristirt noch nicht.

Als Pröbchen von den nach Nordamerika abgchenden Fregatten beschreibt die Army and Navy Gazette den Orlando. Derselbe führt auf dem Hauptdeck 38 achtzöllige Kanonen, auf auf dem Oberdeck 4 achtundsechzigpfündige Ka­nonen auf Drehscheiben und 8 hundertpfündige Armstrongkanonea ebenfalls auf Drehscheiben.

Redaktion, Druck und Verlaa der Mceh'scheu Buchdruckerei in Neuenbürg.