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antrag wird angenommen. Ein weiterer Ge« genstand der Tagesordnung ist die Berathung des Berichts der Finanzkommission über den Art. 5 des Entwurfs des Finanzgesezes pro 186161/ betreffend die Ucberwcisung der von dem Anlchen des Jahrs 1859 für außerordent­liche Miliiärbedürfnisse noch verfügbaren Mittel an den Eisenbahnbaufond. Sofort schreitet die Kammer zu Berathung des Berichts der Finanz- kommission über den Ertrag von den Salinen. Schließlich folgt die Berathung des Berichts der staatsrechtlichen Kommission über die recht­liche Natur der Stuttgarter Wasserleitung. Berichterstatter: Pl ank. Die Kommission stellt den Antrag: die Kammer wolle aussprechen, daß der von der StaatSfinanzverwaltung unter dem 22.-27. September 1860 mit der Stadt­gemeinde Stuttgart abgeschlossene Wafferleitungs- vertrag der ständischen Zustimmung zu unter­stellen scy und die Finanzkommission mit einem Bericht über den materiellen Inhalt desselben beauftragen. Die Kammer beschließt dem Kom- missionsanlrag gemäß/ die Wasserleitungsfrage an die Finanzkommiffion zur weiteren Begut­achtung zu überweisen.

Stuttgart, 13>Okt. Kaum daß unsere Abgeordnetenkammer dem bestehenden Princip des Staatsmonopols der Eisenbahnen ihre An­erkennung versagt hat, so zeigt sich schon die Privatindustrie, welche verschiedene Eisenbahn­projekte in unserm Lande zu Tage bringt. Von allgemeinem Interesse ist hier die längst ge­wünschte und im nationalen Interesse liegende Eisenbahnverbindung der Bundesfestung Ulm gegen den ober» Schwarzwald in der Nähe von Stockach. Da der Staat zum Bau dieser im­mer dringender nvthwcndig werdenden Linie noch nicht so bald sich entschließen wird, so hat in Ulm ein Privateisenbahncomite sich gebildet, und haben die bürgerlichen Collegien Ulms eine Peli'ion an die Negierung und an die Stände abgeschickt, in welcher sie die Genehmigung nach­suchen, eventuell diese Bahn mit Privatmitteln zu bauen. (F. Postz.)

Nachdem einige Wochen lang wegen der östreichischcn Sechser eine künstliche Aufregung unterhalten worden ist, welche schon anfing, von dem Wucher ausgebeutet zu werden, hat sich durch Untersuchung auf der königl. Münze her» ausgestellt, daß diese östreichischcn Sechser gar nicht so geringhaltig sind, als man sie dafür ansehen wollte, und sie befinden sich nunmehr in ungestörtem Cours.

Da wie verlautet, schon im nächsten Monat die Wahlen in die Abgeordnetenkammer sorge- nommen werden sollen, so wird unser politisches Leben wieder neue Erregung erhalten.

Der Bericht der volkswirthschaftlichen Kommission der Kammer der Standesherren über die Gewerbeordnung ist dem Verneh» men nach bereits dem Druck übergeben worden. Derselbe soll von den Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten nur in dem Punkte der Min­

derjährigkeit eine wichtigere Abweichung enthak» ten. In allen übrigen Punkien fallen die Mei­nungsverschiedenheiten unwesentlich, wenigstens nicht unversöhnlich seyn.

Stuttgart. Der 18. Oktober wird dieses Jahr hier seit langer Zeit zum ersten Male festlich begangen werden.

Baden.

Karlsruhe. Die Direktion der Großh. Verkchrsanstalten macht bekannt, daß auf der Eisenbahn an Sonn- und Feiertagen auch wäh« rend des Winterdienstes Netourbillete zu ermä­ßigten Preisen ausgegeben werden.

Preußen.

Berlin. Man hat hier berechnet, daß die bisherigen freiwilligen Beiträge zur deut­schen Flotte bereits die bedeutende Summe von 170,000 Thalern oder beinahe 300,000 fl. be­tragen.

Hessen-Kassel.

Vom Main, 15. Okt. Es scheint in der kurhcffischen Frage eine Wendung einzutrelen, die sehr folgenschwer werden kann. In Hanau begann man nämlich damit, die Bezahlung der direkten Steuer zu verweigern oder sic nur unter Protest zu bezahlen, weil man sich auf den Boden der Verfassung von 1831 stellen will. Wtr wissen nicht, ob die Anregung dazu etwa von außen gegeben wurde, oder ob man es aus eigenem Entschlüsse that, müssen aber daraus Hinweisen, daß man sich damit auf einen ge­fährlichen Boden begibt. (.St.-Anz.)

Großbritannien.

London, 12. Okt. lieber die Hopfen­preise bringen die neuesten englischen 'Nach­richten die Mittheilung, daß der Hopfen in diesem Lande in den lezten Tagen vor obigem Datum ein nicht unbedeutendes Zurückwelcheir seines Preises erlitten habe. Nur die feinsten Sorten des neuen Hopfens sollen sich »och etwas halten und gesucht sepn, sonst gehe das Geschäft in diesem Artikel überhaupt sehr träge von Statten und zeige sich immer mehr Neigung zum Sinken. Mittel- und Ost-Kenlner Hopfen wurde auf süddeutsche Währung und Zollgewicht berechnet, per Centner mit 118 bis 160 fl., Hopfen aus dem sogenanten Kentner Wald mit 100 bis 118 fl. und solcher aus der Grafschaft Süsser mit 91 fl. 30 kr. bis 100 fl. bezahlt.

Rußland.

Warschau, 14. Okt. Heute ist der Kriegszustand für d aS ganze König- reich Polen proelamirt worden. Die öffentlichen Pläze in Warschau sind mit Mili- tärzeltcn bedeckt. Nationaltrachten undTrauer- adzeichcn sind verboten.

Amerika.

Newpork. Die Bundestruppen sind im Vorrücken begriffen. Während des Marsches haben in Folge fehlerhafter Befehle die Bun­destruppen selbst aufeinander geschossen, wobei eine große Anzahl getödtet oder verwundet wurde.

(Mit einer Beilage.) Redaktion, Druck und Verlag der Mer h'scheu Buchdruckerci in ü eu cv t> ü rg.