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Baden.
Pforzheim, 12. Oktober. Nachdem so eben ausgegebenen Eisenbahnfahrtenp lau, welcher am 15. Oktober in Kraft tritt, geht der erste Zug von hier Morgens 7", der zweite Mittags 12", der dritte Abends 4", der vierte NachtS 8'° ab. Diese Züge bedürfen bis Karlsruhe einer Fahrzeit von 1 Std. 7 Minuten bis 1 Std. 14 M. — Der erste Zug von Karls- ruhe nach Pforzheim geht ab um 5", der zweite um 8", der dritte um 2, jber vierte 6'°; dieser lezte Zug kommt in Pforzheim um 8" an. Außerdem geht jeden Sonn- und Feiertag Nachts nach 10 Uhr ein Sonderzug von Karlsruhe nach Pforzheim und am andern Morgen früh 4^° in umgekehrter Richtung. Die Fahrzeit von Karlsruhe nach Pforzheim beträgt 47 Minuten (Sonderzug) bis 1 St. 50 M. — Keiner der Züge ist ein Schnellzug. — Wer Morgens mit dem ersten Zug von Pforzheim abreist, ist vor 9 Uhr in Karlsruhe, um 9" in Bruchsal, um V-11 Uhr in Heidelberg, um 11" in Mannheim, um 2 Uhr in Frankfurt re. — um '/^I I in Baden, um ^1 in Straßburg, um 2 Uhr in in Frciburg, um V,5 in Basel, um ^10 Uhr in Zürich. — Noch bemerken wir, daß die Züge zwischen Karlsruhe und Pforzheim alle direkt gehen, mit Ausnahme des ersten von Pforzheim und des zweiten von Karlsruhe; bei diesen beiden muß man in Durlach aussteizen. (Pf.B.)
Karlsruhe, 12. Oktober. Das heute erschienene großh. Reg.Blatt veröffentlicht die Verfassung der veremigten evangelisch-protestantischen Kirche des Großherzogtdums.
Miszellen.
Die Köchin.
Ein junges Ehepaar war noch in den ersten Mona- tcn der glücklichen Flitterzeit. Was der junge Ehemann dem lieben Weiblein an den Augen ansah, das mußte flugs geschehen, und was des Männleins geheimste Herzenswünsche waren, suchte die andere Halste eifrig zu erforschen, ihm Tag für Tag eine neue freudige Ueberraschung zu bereiten. Bald hatte fie auch heraus- gefnnden, daß er die Schwachheit so vieler Söhne Adams theiltc, daß er nämlich nicht gerne alle Tag Suppe, Rindfleisch und Gemüse oder Sauerkraut, Erbsen und^peck aß, sondern daß er gar freundlich schmunzelte, wenn sie ihm hie und da einen besonderen, einen feineren Bissen brachte. Das machte freilich dem guten Weiblein nicht wenig Kopfzerbrechens und raubte ihr in der That nicht selten eine Stunde des süßesten Morgenschlummers, denn als Mädchen hatte fie zwar die Geschichte und Geographie aller fünf Welttheile auswendig, hatte Tanzen und Klavier, spielen, Malen und Singen, Stricken und Hackeln gelernt, und in Frankreich oder England hätte fie einer erkauft, denn fie war in Wälschland in einer theueren Pension gewesen, und englisch und französisch wälschte fie fast besser, als ihre eigene deutsche Muttersprache, in der fie jedoch auch unterschiedliche Gedichte von
Göthe und Schiller gelernt hatte, und sogar, wie ihre Frau Mama sagte, selbst allerliebste Verse zu machen verstand.
Nähen und Spinnen, Stricken, Flicken, Bügeln und Strümpfe stopfen, und was dergleichen gewöhnliche oder gar gemeine Beschäftigungen mehr sind, hatte fie freilich nicht gelernt, aber dazu hatte man ja leine Dienerschaft. Auch zum Kochenterncn; meinte die Frau Mutter, sep cs immer noch Zeit, und zudem mache man sich ja rußige Hände und Finger dabei, und wenn man um 10 Uhr in die Küche müsse, könne man sich nicht ordentlich frifircn und anziehcn und Vormittags keine Besuche machen und empfangen; über- Haupt sep das eine Gcfindearbeit, und, wenn eS Noth- thue, habe man ja eine Menge vortrefflicher Kochbücher.
So raisonnirte die Frau Mama, und nach dem Sprüchwort: Wie die alten sungen, so zwitschern auch die Jungen, — stimmte auch das zarte Fräulein in diese Ansicht vollkommen mit ein.
AlS nun aber der heilige Ehestand seine Pforten aufgethan, und die Jungfrau eine junge Frau geworden, und fie da und dort im eigenen Haus, in Küche und Keller zu befehlen, und zu regieren bekam, da wollte ihr'S manchmal Vorkommen, als hätte fie doch Manches nicht gelernt, was sie jezt brauchen könnte, und als der liebe Ehemann nur so leise merken ließ, wie ihm Alles besser schmecke, wenn sie's selber gekocht, und wenn er fie am Herd überraschte, und ihr dann sagte, da, mit den feuerrvthcn Backen hinter der knisternden Küchenflamme gefalle sie ihm am allerliebsten, da sezte fie sich oft gar eifrig an ihr großes Kochbuch von der berühmten Löfflcrin, und studirte da oft stundenlang an den Kochrccepten, die ihr vorkamen wie lauter böhmische Dörfer. Sie hatte herausgebracht, eine gewisse Speise, eine Art Pudding oder Fleischkuchen oder etwas derart, sep ihres Mannes Leibspeise. Mit dieser will fie ihn überraschen. Also geht fie flugs ans Werk, nimmt das Kochbuch zur Hand, legt Holz ans Feuer auf dem Herde, nimmt nach der Vorschrift so viel Mehl, so viel Fleisch, so viel Eier und Salz, Butter und Schmalz, und fährt so Zeile für Zeile ihrem gedruckten Lehrmeister folgend fort, bis die Leibspeise fertig ist. Müde und hungrig kommt das liebe Männlein von der Kanzlei, die Suppe dampft ihm schon wartend entgegen, das Ochsenflcisch folgt, und nun erscheint in verdeckter Schüssel das herrliche Leibgericht.
(Schluß folgt.)
Wieder ein Crinolincnunglück! In Hamburg blieb die Gattin des Schauspieldirectors Görner auf einer Treppe des Theaters in den Reifen ihrer Crinoline hängen,-stürzte 13 Stufen hinunter, brach die Kinnlade und wurde am Knie und Rückgrat schwer verlezt.
Gold-Cours
dcrK. württemb. Staatskassen-Verwaltung. Württemberg Dukaten (Fester Cours) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem Cours . . 5 fl. 32 kr.
Preußische Pistolen . .. 9 fl. 55 kr.
Andere ditto.. fl. 36 kr.
20 Franks-Stücke. 9 fl. 19 kr.
Stuttgart, den 1. Oktober 1861-
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Redaktion, Druck und Verlag der M" h'schen Buchdruckerei in Nruevbürg.