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Rückzug unter Geberden antraten, die man bei uns zu Lande Purzelbäume heißt. Da I. Majestät, wie man behauptet, seit dem Tod ihrer Schwester nicht mehr gelacht hat, so ist man den siamesischen Gesandten zum höchsten Dank verpflichtet. — In diplomatischen Kreisen spricht man viel von der plözlichen Abreise des preußischen Gesandtschaftssecrciärs, Prinzen Neuß auö Fontainebleau. (F. P.)
Die Berichte» welche aus den verschiedenen Theilen Frankreichs über den durch Gewitter und heftige Stürme angerichteten Schaden ein- laufen, mehren sich mit jedem Tag und das Betrübendste ist, daß immer eine Nachricht trostloser lautet, als die andere.
Rußland.
In Rußland wird das Evangelium von der Freiheit von den Dauern mißverstanden. Mit einem Sprunge wollen die seither Leibeigenen sich von allem, was sie drückt, befreien. In Hunderten und Tausenden von Dörfern gibts Tumult und Aufstand, die Soldaten haben überall zu thun, um zu dämpfen. Der Kaiser läßt sich aber nicht irre machen: er hält - sein großes Ziel, Aufhebung der Leibeigenschaft, fest.
Spanien.
Madrid, 29. Juni. Spanien gibt seine Ansprüche gegenüber dem Kaiserreich Maroeco völlig auf und wird Teiuan als Eigenthum von Spanien erklären. Spanien wird Tetuan uneinnehmbar machen und das noch rm Besiz habende Territorium colonisiren.
Miszellen.
Wie die Photographie zu manchen Dinge nüze ist.
(Mitgetheilt von C- K.)
(Schluß.)
Als ein äeus ex wuoiiinu trat sie eines schönen Morgens vor ihre so sehr in die Klemme gerathcne Dienstherrschaft und erklärte, das Herz in beide Hände fassend, daß sie geneigt wäre, dem Herrn Jakob die Hand zu reichen, wenn er, den sie nie gesehen, seine Photographie schicken uuv diese ihr gefallen würde Lausend Entschuldigungen versuchend, verließ Marie, so war sic benamst, den erstaunten Herrn des Hauses und die fast zur Salzsäule gewordene Dienstfrau.
Der an Marien längst Gefallen gehabt habende Papa ging indessen Knall und Fall auf ihren Vorschlag ein. Nicht so Mama, welche an Marien zwar nichts ausznsczcn hatte, aber »um deS Gcschwäzes und des Gespöttels der Leute willen," ihre Zustimmung verweigern zu müssen glaubte. Dem Papa gelang es jedoch bald, die widerstrebende Mama zu besiegen. Denn halsstarrig war sie nur bis zu einem gewissen Punkte.
Das Herz Mariens „pfupfcrtc« vor Freude und Glückseligkeit, als ihr von der Dienstherrschaft, welcher sie feit ihrem Anträge nicht mehr in die Augen zu blicke» gewagt hatte, verkündet wurde, daß mau ihr das Heirathsanerbicten nicht nur nicht verübelt habe, sondern daß sic Beide mit Wrgnügen in eine Hcirath
zwischen dem Sohne und ihr willigen, falls jene selbst kein Bedenken haben würde.
Kurz darauf ging ein Brief der Herrschaft mit einer wohlgetroffencn retouchirten Photographie Mariens an Jakob ab. Es versteht sich von selbst, daß sie sich zum Akte des Photographircns in den schönsten, von der Herrschaft zum Geschenke erhaltenen „Sonntagsstaat", und ihr Autliz in die freundlichsten Falten geworfen hatte.
In unerwartet kurzer Frist kam ein Brief des SohneS an, in welchem er sich von dem Bildnisse Mariens bezaubert und ihre Hand mit Freuden annehmen zu wollen erklärte. Zugleich enthielt der Brief eine begreiflicherweise ebenfalls retouchirte Photographie Jakobs. Marie, welche an lezterer ausserordentlichen Gefallen fand, schlug — aller Zweifel, Qualen und Sorgen ledig — srommfreudig die Hände zusammen und stammelte, kniecnd vor der Herrschaft, ihre Einwilligung. „Ja, rief sie weinend aus, ich will ihn lieben, hegen und tragen, wie ich Euch, die ihr meine zweiten Eltern geworden sind, geliebt, gehegt und getragen habe."
Die weiteren Correspondenzen und Vorbereitungen können sich unsere Leser füglich selbst denken. Es erübrigt uns nur noch die Bemerkung, daß nach Ablauf einiger Monate Marie, reichlich ausgestattet, Europa verließ, begleitet von dem inbrünstigen Segen der Schwiegereltern, und dem in allen Farben schillernden Neide der Väschen ihres Zukünftigen. Es waren noch keine zwei Monde verstoßen, als bei den Eltern ein Brief aus Amerika eintraf, welcher die lakonische Meldung enthielt: „Seit heute sind wir glückliche Eheleute. Herzlich und vicltausendmal grüssen und küssen die lieben Eltern Eure Euch ewig dankbaren Kinder
Jakob und Marie."
— Ein einfacher Erdarbeiter hat der Stadt Paris ein Mittel angegeben, um die Wasser- und Gasröhren, die unter der Erde fortlaufcn, vor Rost zu bewahren. Er bemerkt, daß diese Röhren überall, wo sie durch kalkartige Erde geführt waren, schnell verrosteten und daß sich dann viel Gangstem daran festsezte, während dieselben Röhren, wenn sie durch thonartigc Erden liefen, entweder gar nicht oder sehr wenig orydirten. Der brave Arbeiter beschstzt in Folge dessen die Röhren vor Rost, indem er sie mit Thonerde umgibt. Dieser der Stadt Paris geleistete Dienst ist von einer solchen Wichtigkeit, daß der dankbare Gemeinderath beschlossen haben soll, dem Erfinder eine lebenslängliche jährliche Pension von !000 oder >500 Fr. zu bewilligen.
Butter. Ein Mittel, immer frische Butler zu haben, ist folgendes: Nachdem die Butter, sowie sie aus dem Buttcrfaffe kommt, rein gewaschen, vollkommen hergerichtet und abgetrocknet ist, zertheilt man sie in kleine Brocken und bringt dieselben in Töpfe, die in einen großen, halb mit Wasser angefüllien Kessel gestellt werden Das Wasser wird bis zum Kochen er- hjzt, dann läßt man es abkühlen und nimmt die Töpfe heraus. Durch das Schmelzen der Butter gehen die darin enthaltenen Käietheile vollständig zu Boden und man erhält eine äußerst gereinigte und schmackhafte