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nachgerade wurmstichig geworden find, haben uns bestimmt, der schönen Welt Valet zu sagen und es liegt uns der Gedanke ferne, uns eine Ehegesponsin auch nur „an's linke Bein antrauen zu lassen,» um mit dem unvergleichlichen, seligen Heine zu reden.
Nach dieser Vorbemerkung, die vielleicht überflüssig gewesen wäre, beginnen wir mit der Erzählung.
Ein junger, blondlockiger, blauäugiger Schwabe, der, wie man zu sagen Pflegt, nicht auf den Kopf gefallen und ein abgesagter Feind jener geistreichen Beschäftigung war, die darin besteht, daß man zwei tödt- lich langweilige Stunden hindurch ein Instrument «Schießprügel/' genannt, vor einem Gebäude hin. und herträgt, in welchem vielleicht nur Razcn, Mäuse und andere liebenswürdige Hausthiere Hof halten, der ferner das von einem französischen König erfundene «europäische Gleichgewicht' nicht für wichtig genug hielt, um für dessen Aufrcchterhaltung seine geraden Glieder ein- zubüßen, oder gar sein junges Herzblut zu vcrsprizen, suchte zeitig genug in der neuen Welt eine neue Hei- math.
Vom Glücke begünstigt (»denn Gott verläßt keinen Deutschen nicht,") war er nach wenigen Jahren in die Lage gekommen, ein eigenes rentables Geschäft zu gründen.
In jenem Brustbeutel, das die Anatomen mit dem Namen Herz bezeichnen ( — ein Wort, auf das unsere Poeten so schön und rührend das Wort Schmerz zu reimen wissen,) empfand nunmehr unser Landsmann, der in der Taufe den Namen Jakob erhalten hatte' die Wahrheit jenes Spruches, der da heißt: »Es ist nicht gut, daß der Meusch alleine sey.»
Aber, wenn man in dem sogenannten „freien" Amerika nichts weiß von all' den polizeilichen und seel- sorgerlichen Quälereien und Plackereien, mit welchen hier zu Lande ein Ehestandscandidat geschoren ist, so stellte sich dagegen unserem Jakob ein bei uns in Deutschland nicht gekanntes Ehehinderniß entgegen, nämlich der Mangel an Frauenzimmern.
In dieser Noth seines an Töchtern Evas so reich gesegneten Vaterlandes sich erinnernd, gab er seinen Eltern in der Heimath den briefliche» Auftrag, ihm eine „Ergänzung seines Jchs," das heißt eine Ehcgc- sponsin zu suchen. Vermögen fügte er hinzu, brauche sie nicht zu haben (und das war recht schön und löblich von ihm,) wenn sie nur brav, ordentlicher Leute Kind und im Stande scp, einer Haushaltung vorzustehen — lauter Bedingungen, die geeignet gewesen wären, die Cominisfien außerordentlich zu erleichlern, falls die lieben Eltern versucht hätten, auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege eines Aufrufs in öffentlichen Blättern, wozu namentlich der „schwäbische Merkur" sich eignet, das gewünschte Ziel zu erreichen.
Sey es, daß sie eine massenhafte Wallfahrt >on Kupplerinnen, oder mehr oder minder alten Jungfrauen (die — wie böswillige Zungen hämischerweise behaupten — bei solchen Anlässen außerordentliche Entschlossenheit an den Tag legen sollen,) sey es, daß sie eine Ueber- schwemmung von brieflichen Anträgen fürchteten: sie fanden vorerst für gut, innerhalb ihrer eigenen Verwandtschaft und den Gevattern Handschuhmachern sich umzusehen.
Wer weiß, wie ausgedehnt solche schwäbische Verwandtschaften zu scyn pflegen, sollte meinen, eS hätte den guten Eltern an einer großen Auswahl nicht fehlen sollen. Es schien auch anfänglich, als ob.die Mission der Eltern zu einem baldigen, günstigen Resultat führen würde. Denn bei Ruchbarwerdung des den Eltern gewordenen Auftrags legten sich die verwandten und befreundeten Frauenzimmer, deren Jugendblüthe zum Thcil das Schicksal gehabt hatte, wie die Rosen- blüthe des Sommers) 1860 ausserordentlich au den Laden. Ja bei manchen Frauenzimmern, die zehen Jahre lang im 26. Lebensjahre stehen geblieben waren, und die bisher allerlei Altjungfernlaunen, oder sonstige angenehme Eigenheiten und «Geschinäcklein« au den Tag gelegt hatten, schien eS, als hätten sie über Nacht »ihr gährend Drachengtft in die Milch frommer Denkungsart" verwandelt. Aber die Eltern Jakobs „kannten sich aus," wie man in Ulm sagt, und je länger sie rath- schlagtcn und je öfters sie über ihre Rathschläge schliefen, je weniger konnten sie sich entschließen, ihre Wahl auf eine der zahlreichen wirklichen und eingebildeten Schönen ihrer ausgedehnten Verwandt- und Bekannt- schast zu lenken.
Ihre Noth war groß und sic machten keinen Hehl daraus.
Da reifte in der Brust der mit der Sachlage vertraut gewordenen stattlichen Magd des Hauses, (sie war eine arme Waise und hatte seit vielen Jahren bei den Eltern Jakobs treu und redlich gedient,) ein kühner Entschluß.
(Schluß folgt.)
Coloffale Prellerei! Wer jemals im bayerischen Oberlande reiste, wird sich auch des früheren Gastgebers und Posthalters zu Mittenwald nächst dem Scher- nizpasse als einer in obiger Beziehung gefürchteten Persönlichkeit erinnern. Die Lehre, welche ihm König von Bayern angedcihen ließ, ist aber zu originell, um nicht mitgcthcilt zu werden. Der kunstsinnige Fürst hatte bei einer Durchreise durch Mittcnwald beim Herrn Postmeister während des Pfcrdewechsels eine Taffe Kaffee getrunken und diesen höchst mäßigen Genuß mit 18 Gulden bezahlen müssen. Seitdem war manches Jahr vergangen. Als aber der König einmal wieder durch Mittenwald kam und die Pferde wechseln ließ, bemerkte der pflichtschuldigst am Thore stehende Postmeister, der das Frühstück schon bereit hielt, zu seinem Entsezen, daß der König sich seinen Kaffee selbst im Reisewageo bereitete. An den Schlag tretend, frug der Herr Postmeister unterthänigst an, ob Sc. Maj. vielleicht etwas zu wünschen geruhe, erhielt jedoch die geschichtlich wohlverdiente Antwort: «Nein, lieber Postmeister, Ihr Kaffee ist mir zu theuer!" Und König Ludwig fuhr weiter, während der verblüffte Postmeister noch immer gleich einer Salzsäule dastand.
Eine neue Nahrun gS p flanze, zu den Heiden gehörig, ist nach den Frauend. Bl. aus Sibirien eingeführt worden. Dieselbe soll außerordentlich ergiebig, ihr Kraut als Viehfuttcr und die Körner zu mensch- lischen Speisen zu verwenden seyn. Graupen aus den Körnern sollen von angenehmem Geschmack und sehr nahrhaft seyn. In Frauendorf sind bereits Anbauver- suche gemacht worden.
Redaktion, Druck und Verlag der Mee h scheu Buchdruckerei in Ilcucnbürz.