Kronik.

Deutschland.

Würtremb erg.

Die Ständeversammlung ist auf den 2. Juli nun wieder einberufen.

Vom Schwarzwalde den 26. Juni. Vor einigen Jahren wurde auf dem sogen. Calwer Wald bei Obcrwciler ein damals in Simmersfclv stationirter K. Landjäger durch einen Schuß in den Unterleib entseelt gesunden. Da der Schuß aus seinem eigenen, neben ihm liegenden Gewehr geschehen war, so gieng da­mals die allgemeine Vermuthung auf Selbst­mord oder auf einen Unglücksfall. Neuestcnü aber ist von Seiten der französ. Behörden in Straßburg eine Anzeige an die betreff, inlän­dische Behörde ergangen, nach welcher ein dort arbeitender Mezgerkuecht aus dem Jnlande, von Gewissensbissen gefoltert, gegen einen Ka­meraden sich selbst als den Mörder jenes Land­jägers bekannt habe und in Folge dessen in Haft genommen worden sey. (Schw. M.)

Baden.

Pforzheim, 26. Juni. Die Vorbereit­ungen für den 3. Juli sind allenthalben in vol­lem Gang, und verspricht das Fest eines der großartigsten zu werden, die je in Pforzheim gefeiert worden sind. Die erste technische Probefahrt auf der Eisenbahnstrccke Pforzheim- Wilferdingen ha« heute mir dem günstigsten Er­folg stattgefunden. (Pf. B.)

Ausland.

England.

Die Bevölkerung Londons beträgt der neuesten Ccnsuoaufnabme zufolge 2,803,034 Köpfe, was in den Iczlen lO Jahren eine Zu­nahme von 440,798 ergibt.

Seit dem Samstag Nachmittag ist London von einer Feuersbrunst heimgesucht worden, wie sie in sol­cher Furchtbarkeit seit vielen Jahren nicht erlebt wor­den ist. Durch Unvorsichtigkeit einiger Arbeiter gericth gegen 5 Uhr Nachmittags ein nahe bei Londondridge, hart am rechten Themseufer gelegenes Magazin im so­genannten Cottonwharf in Brand. In diesem und in den anstoßenden Magazinen lagen bis in das sechste Stockwerk hinauf Tausende von Theerkistcn und Sei« dcnballcn, während die unteren Raume und die Keller mit Talg, Salpeter, Ocl, Baumwolle und Getreide gefüllt waren. Diese ganze Masse von Speichern sammt einigen anstoßenden Wohnhäusern die zu­sammen einen Flächenraum von etwa drei Acker Lan­des einnahmen sind heute nur noch ein dampfender Schutthaufen, aus dem noch fortwährend Flammen aufschlagen, und unter dem es noch in den ausgedehn- ten Kcllerräumen in gefährlicher Weise fortbrennt, ohne daß man dem Feuerherde der großen Hize wegen nahe kommen kann. Wie groß der Schaden ist, läßt sich zur Stunde kaum ermessen; die Einen schäzen ihn auf eine halbe Million, die Andern ans weit mehr, ober leider sind auch mehrere Menschen umgckommen, unter ihnen der allgemein geschähe Braidwovd, Chef

der Londoner Löschanstalten, der die Feuerlcute eben postirte, als eine Salpetercrplofion stattfand, und eine dadurch zusammenstürzende Mauer ihn begrub, mit ihm ein Hr. Scott, und auf dem Flusse ein Mann auf ei­ner Barke, die von der Strömung geradezu ins Feucr- mcer gesagt wurde. Denn eS brannte nicht blos auf dem Lande auch die Themse war stellenweise zum brennenden Strom geworden, nachdem sich Massen brennenden Oels und Talgs hincinergossen hatten. So halfen alle Sprizcn nicht. Sie mußten sich darauf be­schränken, die naheliegenden Gebäude, zumal die Bahn­höfe bei Londonbridge nach Kräften zu schüzcn und den Feuerheerd auf sich selber zu begrenzen. Dank der Windstille ist dies denn auch gelungen, und die Gefahr einer weiterer Ausdehnung des Brandes scheint glück­lich vorüber zu sepn. Das Schauspiel war ein grauen­haftes und der Anblick der Brandstätte ein fürchterlicher.

F r a n k r e i cl,.

Paris, 25. Juni. Der Moniteur meldet: Der Kaiser hat Victor Ema- nuel als König von Italien anerkannt. Indem dieser Einschuß in Turin mitgeheilt wurde, hat die Negierung des Kaisers erklärt, daß sie jede Verantwortlichkeit für Unternehmungen, welche geeignet sind, den Frieden Europa's zu stören, von sich abweise. Die kaiserliche Re­gierung fügte hinzu, daß die französischen Trup­pen so lange im Nom bleiben würden, als nicht die Interessen, welche sie dahin geführt, durch hinreichende Garantien gedeckt seyn würden.

Daß in einigen Lokalitäten der preußischen Rheingrenze der Jahrestag der Schlacht von Waterloo gefeiert worden, ist, aus gewissen Be­merkungen der officiösen Blätter zu schließen, in den Tuilerien sehr übel vermerkt worden; an­statt aber hierüber verdrießlich zu seyn, sollte man sich am angedeutctcn Orte die Frage stellen, wie es komme, daß ein Erinerungsfest, welches seit einer langen Reihe von Jahren nicht mehr begangen worden war, jezt plözlich von neuem > gefeiert wird.

Miszellen.

Wie die Photographie zuj manchen Dinge nüze ist.

(Mitgetheilt von C- KI Wir hängen in Nachfolgendem eine Geschichte an die große Glocke des Enzthäters in der Hoffnung, daß sic der zarten Hälfte der leidenden Menschbelt einige tröstliche Unterhaltung gewähren und daß eine gcwiße Klasse der unvcrheiratheten Frauenwllt einen liebes- dienstlichen Fingerzeig darin finden werde, auf welcher Hälfte des Erdenrunds ihre abgcblaßtcn Hoffnungen noch zur Wahrheit werden könnten.

»Den Dank, Damen, begehren wir nicht,«

Nicht laut und nicht leise,

In keinerlei Weise.»

Denn obwohl wir zum ledigen Stande zählen, so hat doch unsere Jugend längst ausgetobt; die nur mit der Loupe sichtbare Haarkultur unseres bemoosten Hauptes und das Bewußtsepn, daß unsere Gliedmaßen