„Abermals wieder Mysterien und Geheimnißkrämerci?! Ist. es renn auch eine der modernen Errungenschaften, daß Fürstenjöhne in solcher Weise ans Abenteuer aus- ziehcn?»
Ich weiß eS nicht, mein liebes Kind; soviel aber ist gewiß, daß um Engeniens und Deinei-wiilen der Scherz nicht fortgesponnen werden darf. Uno für die Tbatsache, daß sich binter dem Pseudonymen eines Herrn v. Eisberg der Prinz Philipp verbürgt, spricht der Umstand, daß nach dem genealogischen Taschenbuch außer ihm u>d dem Prinzen Oscar kein anderer deutscher Prinz dicieS Alters von den mediatisirtcn Hausern mehr unvermahlt ist.»
Prin eß Laura stieß einen leisen Seufer auö und sagte: „Ich wünschte von Herzen, daß Prinz Phtlipp's Augen an Eugenien hangen bleiben würben, denn ich für meinen Theil muß gestehen, daß ich eben jezt nicht in der Fassung bin, für eine Werbung zugänglich zu sepn Und ich habe ja das Versprechen meiner gütigen Eltern, mich nicht gegen meinen Willen zu einem Ehe- dunde zu drängen!»
„Eine Zusage, welche wir Dir auch halten werden, meine tiebe Tochter!» sagte die Fürstin „Aber nun laß uns in's Schloß zurüäkehrcn uud Augusten's Mutter zu uns bitten!»
7 . !
Die Gesellschaftszimmer aus dem fürstlichen Schlosse > zu Gleisberg wurden soeben glänzend beleuchtet, und ! in allen Honoratioren-Häuscrn des Städtchens schmückten ^ sich Frauen und Mädchen für die heutige Assembler. !
Der Fürst war erst nach Einbruch der Nacht mit ^ seinen Gästen von dem Ausfluge nach Hirzenborn zu- rückgekehrt, woselbst er diese bewirrhct halte. Dann war er in sein Zimmer gegangen, um sich umzukleiden. Kaum hatte er dieß erledigt, so ließ die Fürstin ihren Gemahl bitten, aus einen Augenblick in ihrem Boudoir einzusprechen, bevor er sich in die Salons begebe. Es drängte sie, ihm rcn Inhalt und das Ergebniß der Unterredung mit ihrer Tochter mitzutheilen, und sie that dieß, sobald er bei ihr cintrat.
„Ich bitte dringend, den Gästen heute Abend noch das Räthsel z» lösen, Rudolph,« schloß sie. «Vergebens habe ich heute Nachmittag zweimal nach der Mutter Augustcns gesandt, um sie zu bitten, daß sie ihre Tochter auf die Enttäuschung vorbcreite, welche ihrer harre. Allein die gute Frau war ausgetahren, um Pastors in Egclsce zu besuchen, und ich wagte nicht, rä selbst auf mich zu nehmen, Augusten zu verwarnen!»
— «Scp ruhig, meine Liebe,» cntgegnete der Fürst; „die Sache ist schon ohne unser Zuthun zu einer Krise gediehen. Herr Ranteck und Herr v- Eisberg sind heute in Hirzenborn unangenehm an einander gcrathen, und hätten sich ohne eine wirklich bewundernswcrthe Mäßigung von Seiten Randeck's offen gezankt. Herr v. Eisberg scheint ebenfalls von Chemie und Hüttenwesen Einiges zu verstehen, wenigstens theoretisch, — und schwazte Herrn Randeck immer in die Quere, wenn dieser sich mit mir über den Betrieb des Eisenwerkes unterhielt. Plözlich brachte Herr v. Eisberg die Rede auf ein neues Verfahren der Stahlbereilung, die Erfindung eines Engländers, die alles Seitherige hinter sich lasse. Randcck dagegen behauptete, dieses Verfahren
möge theoretisch richtig leyn, habe aber bis zur Stunde im Großen noch gar keine praktischen Ergebnisse ge«' liefert. Jeder deharne auf seiner Anga-c, und Herr v. Eisberg, der gar zu sehr geneigt ist. einen abspre« chenden Ton anzuschlagen und keinen Widerspruch zu ertragen, rief: was muß ich besser verstehen, mein Herr; ich bin Bcsizer von mehren großen Hüttenwerke»!' — M,d ich,' venezlc Herr Randcck gelassen, Pu zwar nur Pächter emcS solchen, allein ich glaube in dieser Angelegenheit einiges Gewicht auf meine praktische Erfahrung legen zu dürfen. Der Bessemer'sche Proeeß wurde unter meinen Augen mehrfach erprobt, und mißlang vollständig. Dieses behaupte ich, und nicht mehr! Und dieß belegte er mit Gründen, die mir ganz zu seinen Gunsten zu sprechen schienen. Auch ließ er sich ferner nicht im Mindesten durch die Ein- ! würfe des Herrn v. Elsdcrg stöitn, ivndern stellte die- ^ sen gerade durch seine Ruhe und Gelassenheit in den ^ Schatten. — Der Vorfall war mir natürlich sehr unan- l genehm, allein ich stehe nicht an, zu erklären, daß mich ^ Randeck's Betragen i» der ganzen Angelegenheit sehr zu seinen Gunsten ciiigenouimen hat.»
«Aber was erfolgt daraus für unfern speciellen ! Zweck, mein Lieber?" fragte die Fürstin. „Wie ist eS j zu vcistehcn, daß Herr Randcck nur als Pachter ^ eines Hüttenwerkes sich geriet, während er koch der Be- ' sizer von mindestens einem halben Duzend solcher ist?"
— „Das ist eben das Verwunderliche an der Sache, meine Theure," entgegnete rer Fürst. „Entweder hat Herr Randeck das Incognito des Prinzen von Mcxenthal durchschaut und riese Maske eines Pachters nur vorgcnommen, um sich dichter in seine eigene Vermummung zu Hullen. Wogegen allerdings der aufrichtige Ton und die ganze Rüde und würdevolle Zuversicht spricht, womit er dem Herrn von Eisberg erwiderte, welche beide so sehr das GeprägeAwr Wahrheit trugen, daß ich davon überrascht wurde, ihn staunend und fragend anblickle und ihm meine Betroffenheit nicht bergen konnte. Oder aber.... ist dieser Herr . . . ."
„Randcck?" fragte die Fürstin den Zögernden; — „was ist es weiter mg ihm?"
— „Oder dieser Randcck ist .... nicht mehr und nicht weniger, als er sepn will .... ein Bürgerlicher, ein einfacher, prakmcher Hiittcnmann, .... und wir haben uns geirrt, indem wir ihn für einen verkappten Prinzen hielten," entgegnete der Fürst zögernd.
„Unmöglich I" rief die Fürstin. „Er sollte es gewagt haben, uns zu mpstificiren? Und wir sollten einen Bürgerlichen, einen Roturicr in das Allerhetligste unseres Familienlebens ausgenommen haben? Das wäre enlsezlich!"
— „Alterire Dich nicht so sehr, meine Liebe," sagte der Fürst gefaßter. „Was ich so eben aussprach, ist nur eine sehr vage Vrmuihung, bis jezt durch gar nichts Thatlächüches unterstüzt. Allein der Zweifel, welcher dadurch in mir hervorgcrufen ward, und den ich auch Herrn Randcck nicht verhelften konnte, muß die Krise herdeiführen Er wird als Mann von Ehre selbst fühlen, daß er sich und uns ein offenes Hcrvor-
ireten schuldig ist. Und so wie ich ihn zu kennen glaube, erwarte ich noch heute Abend eine Aufklärung, welche uns über jeden Zweifel hinwegheben wird."
(Fortsczung folgt.)