stübchcn zu bahnen, das mit zur Mezclek anfgespeiLer- > tcn Christen und Emirs arigebäusk war, die zuiezt. ermordet werden sollten. Als die Drusen so weit ge­kommen waren, wußte sich Nagif im Getümmel seiner Kleider zu entledigen, besudelte sich mit Blut und -reckte sich auf den Boden nieder, als Ware er schon ermordet und allsgeplündert. Zum Glück für ihn lövtctcn die Drusen in seiner unmittelbaren Nahe drei oder vier andere Christen, deren Leichname ihn bedeck­ten und den Blicken der getäuschten Mörder nar noch mehr entzogen. Mit anbrechender Nacht erhob er sich, bekleidete sich mit einem blutigen Hemde und mtt einer wetten arabischen Hose, die man einem der Gemorde­ten gelassen halte, sprang in den Garten ond von da in die Straße; dann richtete er seine Schritte nach dem Hanse der Naifa, der Schwester des Drusenge- »erals. Die Leuchte auf seinem Wege war die flam- wende Stadt Bald befand er sich zwischen zwei bren­nenden Häusern und zwischen einer kaum zwölf Schritte davon entfernten Truppe von Drusen. Er hielt stille, bedachte sich einen Augenblick und stürzte sich dann rasch entschlossen in die Flammen, welchen er, da sic glück- licherweise an dieser Stelle nicht sehr breit waren, mit nicht sehr erheblichen Verlezangen entkam und von da in einen verlassenen Hof gelange«, von wo aus er Las HaoS, das er zum Zufluchtsort gewählt hatte, errei­chen konnte. Einige Tage später kam Nagif unter der Führung eines Drusen, dem er ein namhaftes Löt'egcld zahlen mußte, nach Damascus.

Seit den Gräueln, die so viele Unglückliche nach Damaskus gezogen, fühlte sich die christliche Bevölke­rung dieser Stadt von Tag zu Tag niehr bedroht. Die SchreckcnStage von Marach, Alcp und Dieddah waren in Aller Erinnerung. Jedermann weiß hier, wie weit es der muselmännische Fanatismus bei der geringsten Reizung treiben kann.

Zur Zeit des Aufstandes dcr SpahiS fehlte wenig, daß eine allgemeine Niedermezelei der Europäer unv Christen auch in Syrien stattgefundcn hätte. Gewisse Gerüchte, die sich damals verbreitet hatten, gaben einen Begriff von der sonderbaren Art und Weile, wie die türkische Bevölkerung ihre Beziehungen zu Europa auf­faßt.

Man sagte damals, daß die indischen Muselmänner mit unerhörter Schnelligkeit plözlich die britische Gränze überschritten, London verwüstet und geplündert und die Königin mit ihren Veztrcn versagt hätten, welche nebst den Trümmern ihrer Armee naä> Konstantinopel ge. flohen sep, von wo aus Rußland ihre Auslieferung verlange. Der Sultan zögerte, hieß es, den Wün­schen Rußlands nachzugebcn und zwar in Anbetracht der Eilfertigkeit, mit der zur Zeit des Krimkrieges die Königin Victoria ihrem türkischen Oberlehnsherr eine Armee und eine Flotte zur Verfügung gestellt hatte, «in Dienst, den der Fürst der Gläubigen dadurch be­lohnt hatte, daß er England, so wie auch Frankreich und Sardinien auf drei Jahre von dem sährlichcn Tri- but, den alle großen ungläubigen Vasallen ihm schul, den, befreite. Dieses Zugeständnis Abdul.Mcdjiv's war der Gegenstand allgemeinen Tadels.

Die Eifrigsten erklärten, daß der Augenblick ge­kommen sey, nach dem Beispiel dessen, was in Indien ge­

schehen, alle Ungläubigen auszurotkcn. Man war hier­auf von Tag zu Tag gefaßt. Die Christen durften sich nicht außerhalb ihrer Quartiere zeigen oder auf dem Lande frische Luft schöpfen; der geringste Streit zwischen einem Muselmann »nd einem Rapa hätte un- ! mittelbar die schlimmsten Folgen haben können.

Unterdessen fand die Affaire von Dieddah statt und die augenblickliche Ungestrafthett ihrer Urheber steigerte die muselmännische Aufregung zu einem solchen Grade, daß es um die Christen von Damascus geschehen ge- wrsen wäre, wäre nicht noch gerade zur rechten Zeit die Nachricht von dem Bombardement von Dfeddah, durch die Engländer cingctroffen. Diese Nachricht brachte eine» wunderbaren Eindruck hervor.

Die Muselmänner erklärten nämlich jezt, daß Eng­land allmächtig sep, daß England die ganze Welt de» herrsche, daß sie selbst Engländer scpen und ihr Fana­tismus nahm plözlich den äußeren Schein der brüvcr- lichsten Zuneigung für alle Christen und der ausgesuch­testen Höflichkeit gegen alle Europäer und ihre Diener­schaft an.

Leider aber wußte England in Syrien nicht das Uebergewicht zu behaupten, was Ihm vic nur zögernde und unvollständige Züchtigung von Dieddah so rasch verschafft hatte. Anstatt sich im Orient zu Geltung und Anseben zu br ngcn, schien England cS sich zur Auf­gabe gemacht zu haben, sich dort zu einer zweiicn Macht hcrabdrückcn zu lassen. Die Weisungen, welche es sei­nen Agenten gab, schienen darin bestanden zu haben,,, daß diese in Nichts der türkischen Regierung zuwider sepn sollten. Daraus folgte, daß die englischen Unter« thanen selbst den ärgsten Quälereien ausgesezi waren. England hat eS so weit gebracht, in diesem Land nicht bloß seinen eigenen Einfluß zu zerstören, sondern auch bis z» einem gewissen Punkt den der andern cioiliflr- tcn Rationen, den» die Orientalen unterscheiden nicht und es ist unmöglich, daß eine europäische Macht in ihren Augen von ihrem Ansehen einbüßte, ohne daß die anderen darunter leibe».

Die allgemeine Meinung in Syrien ist, daß die fränkischen Fürsten, geschwächt und unter sich uncinS, zugleich auch durch die kolossale Macht de» türkischen Reichs eingeschüchtert, geradezu unfähig sind, ihre eige­nen Untcrthanen zu befchüzen, viel weniger denn die Rayas, so daß, wenn ein Gemezel stattgefundcn habe, der Sultan nur dem Pascha von Beirut zu befehlen brauche, vor den französischen und englischen Schiffen zu salntiren und daß damit Alles abgemacht sey.

Die Folge davon ist, daß wir von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde in der Erwartung eines schreck­lichen Drama'S leben, das der Bestimmung des Chri- stenthumS in Syrien ein Ende machen und das die Geschichte mit dem Namen des Blutbades vo» Damas- cuS verzeichnen wird.

Wenn man zusscht, wie es in den Bergen zügelst, muß man beinahe zu der Ucberzeugnng kommen, daß ein Blutbad von Damaskus und in den andern Städ­ten Syriens nicht bloß eine wahrscheinliche Möglichkeit, sondern so zu sagen eine vorher ausgemachte Sache ist- (Fortsezung folgt.)