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Meister, Sprünge; die Damen der Königin mußten kurze Kleider tragen, damit man beobachten könne, ob sie auch Tanzschritt hielten. Die Maskeraden wur. den nun in Frankreich mit Bällen in Verbindung gebracht und die Nationaltänze der Provinzen auf den Bällen nachgeahmt.
In Deutschland gab es wenig Naiionaltänze; bekannt sind die Rciftänze der Böttcher, die Zunfttänze der Fischer und anderer Handwerker. Alle glichen mehr oder weniger dem Walzer. Lange Zeit hindurch blieben die deutschen Tänze unauSgedildet, und erst in neuerer Zeit wurden sie gefälliger.
In England und Holland verdanken die Na- tionaltänzc ihre Entstehung den Schiffern und tragen deshalb den seemännischen Charakter an sich. Nur die Anglaise hat einen milderen Charakter; eben so die Ecoffaise der Schotten. Vorzügliche Tänze haben auch die Polen, wie denn ihre Polonaise, Masurka rc. überall gewöhnlich sind. Auch die Russen lieben den Tanz mit Leidenschaft und fast alle Provinzen haben ihre Nationaltänze, unter denen der kosakiiche vorzüglich bekannt ist. In Griechenland ist der Tanz eine viel allgemeinere und öffentlichere Belustigung als im westlichen Europa; er wird am meisten im Freien und zwar von Mä-mern aufgeführt, an jedem schönen Tage oder Abende- Zn den niederen Ständen mischen sich auch Frauen unter die Tanzenden, und dann geht es allerdings oft zügellos zu. Die Frauen aus den höheren Ständen tanze» nur bei Festtagen, besonders zu Ostern, auf grünen Pläzen, in Gärten ober auf den flachen Dächern der Häuser, doch nie unter Männern- Die Tänze der Griechen sind übrigens voll Anmuth und Kraft. Nicht selten tanzen Kinder und Greise mit; auch schließen sich den Tanzenden Matronen und Mütter mit lhren Säuglingen an.
Bei den Türken werden unzüchtige Tänze von öffentlichen Tänzern und Tänzer nnen auigefuhrl; sie gehören zu den Prunkstücken eines öffentlichen Festes.
Die Indianer undR or dam er ika n er lieven den Tanz vor allen andern Vergnügungen und bringen damit ihre meisten müßigen Abende zu. Die Süb- amerikaner haben auch mimische Tänze, bei denen sie die Gebercen gewisser Thierc nachahmen.
Es mögen hier die Worte Plaz sinken, die vor nun mehr als 300 Jahren Dr M. Luther über das Turnen geschrieben hat; sie treffen genau das, was unserer Zeit vor Allem noch thut. Luther sagt: »Darum ist es auch sehr wohl bedacht und geordnet, daß sich junge Leute üben und etwas Ehrliches und Rüzlichcs Vorhaben, damit sie nicht tn Schwelgen, Un- zucht. Saufen und Spielen gcratben. Derhalben gefallen diese zwo Uebungcn und Kurzwelle am allerbesten, nämlich die Musica und Ritterspiel oder Leidesübungen mit Fechten, Ringen, Laufen, Springen rc. Unter welchen das erste die Sorgen des Herzens und die traurigen Gedanken vertreibt; das andere macht feine, geschickte, starke Gliedmaßen am Leibe und erhält ihn sonderlich bei Gesundheit. Die endliche Ursache ist auch, daß man nicht aus Unzucht und Spielen gerathe, wie man jezt leider sieht in den Städten und an den Höfen. Also geht's, wenn man solche ehrbare
Hebungen und Rittcrspiele verachtet und nachläßt. Zu geschweige», daß uns Deutschen zu dieser Zeit wahrlich hoch von nöthen ist, zum Heer und Streit tüchtig und allezeit bereit zu seyn. Denn cs sollen ja unsere Jungen Land und Leute vertheidigen und Kricgsleute seyn; dieselbig« sind als Pfeile, die da treffen, der Herr schießt sie ad und qiebt sie. Alte Leute find nicht geschickt zum Kriege, sondern wo Arbeit ist, dieselbe sollen junge Leute auf sich nehmen. Sie gcrathen auch in dem Krieg oder Streit wohl, wenn Gott seinen Segen gibt; denn derselbige will also, daß die Jüngern Land und Leute deschüzen und vertheidigen; cs hießen daher auch Ritter oder Reuter die, so ihr Leutlein auS Noth errette, haben, unk werden all» bei ihren Namen, ihres Standes, Amtes und Tugend ermahnt. Dero« halben müssen untere Jungen ernst und streng auferzogen werden, nicht tändelnd und spielend wie etliche thun. Sic sollen frühzeitg lernen und entbehren, die Arbeit lieben, Beschwerden ertragen und keine Anstren« gung zcheuen; denn sie mäßen hinaus in das Leben und hinfort auch in den Krieg zi.hen; da ist aber eitel Arbeit und viel Drangsal zu erdulden. Die Tugenden, in welchen wir unsere Jungen ausrüsten sollen, find vornehmlich: Gottesfurcht, -Arbeitsamkeit, Vaterlandsliebe, Mäßigung, Mulh und Drmuth. Mit solchen Waffen sind sie zu jeglichem Kampfe wohlgerustet, denn sie haben eine gesunde Seele in einem gesunden Leibe.»
sW i r t h s h a u s v e r s e.) I-, einem Gastbause „zum goldenen Löwen ' in einem thüringischen Dorfe stehen folgende Verse mit großen Buchstaben an der Wand, die auch manchem andern Gasthause zu empfehlen sind:
Kommt lieben Gäste, kommt herein.
Doch wohl gesittet müßt ihr seyn.
Trinkt, stoßet an und rhul Beicheiv,
Doch liebt dabei die Mäßigkeit,
Macht mimeihi» hier auch ein Spiel,
Doch ist's um Geld, sep es nicht viel.
Kommt, sepd vergnügt und lacht und sprecht; Doch nur bis ,ehn Uhr, Herr wie Knecht,
Ich dulde hier kein schlechtes Wort,
Die Zänker aber sag' ich fort.
Ein Jeder kann hier fröhlich seyn.
Doch Kinder kommen nicht herein, siiuta. bene! Der Nachdruck dieser Verse ist allen Wirthen gestattet.
Wir bringen hiemit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir unser altes Privilegium, mittels einer von uns selbst erfundenen Methode in Sicilien und Neapel von Zeit zu Z it die Lust zu reinigen, unserm Geschäftsfreunde, dem Nalurfortcher und -Pyrotechniker Herrn Garibaldi übertragen haben, welcher bis auf Weiteres auf eigne Rechnung für hiesige Plaze darin arbeiten wird.
Sicilien und Neapel, im Jahre 1860.
Aetna und Vesuv, Lavafabrikanlen und Pyrotechniker I. Claffe.
(Kladd.)
Hans kam unter die Soldaten und als Flügelmann in die Garde. Sein Vater hatte eine Heren« freude. Hab ich's nicht immer gesagt, rief er, unser HanS würde einmal was Großes werden!
Redaktion, Druck und Verlag der M «« h'schen Buchdruckerei in lileueubürs