^

M?L'-

^Lirsö

ME

WMEMY

ÄÄWLs^

°Ä^»--'''-

-~k

^ :7is.

ÄikWK

MM

MM!

-----ÄÄ.

40. Amts-

und Nnzeigrülakt für den Bezirk Calw. 73. Jahrgang.

SrlchetrU Dtesätagl, Sonn er rt ag » und Samitagi. St- SknÄLMglg-dühr betrügt >m Bezirk und in nächster r-ngebun« « s;z. dt« Zeile, weiter entsmit lL Psg.

Dienstag, den 5. April 1898.

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadl Mk. 1. 01 ins Haus gerächt, Mk. L. IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. 1. SS.

HmLttHr Bekrm«r«schEkrHSK

Die Schultheiß enämter,

welche noch im Rückstand sind, werden unter Hinweis auf den oberamtl. Erlaß vom 23. März d. I. (Calwer Wochenbl. Nr. 35) betr. die Schutzimpfung gegen Schweinerotlauf an sofortige Einsendung der Anmeldungen, eo. an Erstattung von Fehl­anzeige erinnert.

Im Hinblick auf die seither eingelaufenen An­meldungen wird darauf hingewiesen, daß die Im­pfungen nur in solchen Gemeinden vorgenommen werden, aus welchen mindestens SV Schweine zur Impfung angemeldet werden, eine Zahl, welche nicht bloß für die Anmeldung, sondern auch für die Gestellung zur Jmpfnug gilt.

Vergl. näher. Z. 2 des Min--Erl. o. 10. März 1897 (Min.-A.-Bl. S. 95 f).

Calw, den 4. April 1898.

K. Oberamt.

Gottert, Amtm.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 4. April. Am letzten Freitag fand im Georgenäum der feierliche Schlußakt der ge­werblichen Fortbildungsschule statt. Die Schule war im Sommer von 82, im Winter von 134 Schülern besucht. Der Unterricht im Freihand- und technischen Zeichnen, in Deutsch, Rechnen, Geo­graphie, Geschichte, Naturlehre, geometr. Rechnen, Englisch, Französisch und Buchführung wurde von 7 Lehrern erteilt. Der Schulvorstand, Hr. Prof.

Haug, betonte in einer trefflichen Ansprache den Wert des Zeichnens, besonders des geometrischen und Fachzeichnens und gab.seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß das Betragen der Schüler im ver­gangenen Winterhalbjahr ein gutes gewesen sei. Im Auftrag des Gewerbevereins richtete Hr. Sattler­meister Wiedmaier an die Schüler freundliche Worte der Ermahnung und ebenso legte der Vorstand des Gewerbeschulrats, Hr. Fabrikant Bau mann, den jungen Leuten, namentlich den aus der Lehre Austretenden, ihre fernere Ausbildung sowohl im eigentlichen Beruf als auch in den allgemein bildenden Fächern dringend nahe. Fleißige und anständige Schüler konnten auch in diesem Jahr wieder mit Prämien und Belobungen bedacht werden. Die Preise bestanden in baar Geld, Büchern und Handwerkszeugsn.

* Calw, 4. April. Zum dritten Mal trat der aus Dilletanten bestehende Musikverein in einem eigenen am Freitag abend veranstalteten Konzert in der Brauerei von Dreiß auf. Dis Besetzung des Orchesters bestand aus 14 Mitspielenden; das Pro­gramm umfaßte 14 Nummern und enthielt verschiedene Piecen für Violinen, Klavier und Blechinstrumenten. Sämtliche Nummern zeugten von flotter Vortrags­weise, die Nüancierung war durchaus gut ausgeabeitet und am exakten Zusammenspiel war nichts auszusetzen. Auf Einzelheiten wollen wir nicht eingehen; es ver­dient aber hervorgehoben zu werden, daß mehrere sehr schöne und schwierige Kompositionen auf allge­meines Verlangen wiederholt werden mußten; als Zu­gabe erfolgten noch einige schneidige Märsche. Das Pub­likum begleitete die trefflichen Leistungen der mit vollem Eifer an die Sache sich hingebenden Mitglieder mit

Jeirirteton.

Hev-stblüte.

Roman von Clarissa Lohd e.

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

An dem Rat sind die Jahre nicht so spurlos vorüber gegangen, als an seiner Gattin. Haar und Bart find weiß geworden, er geht etwas gebückt; aber über die harten Züge hat sich etwas Friedvolles gebreitet, der scharfe Kampfes­mut, die herben Linien um den Mund sich gemildert. Er sieht bester aus, als in seinen Mannesjahren, wenn auch die Spuren sorgen- und arbeitsvoller Tage sich in sein Antlitz eingezeichnet haben. Er fühlt sich wohl, fern von dem Treiben der Welt, in dieser stillen, mit so viel Reizen der Natur geschmückten Einsamkeit. Der im Staub seiner Akten, beim Lärm der Großstadt Ergraute, freut sich des ruhigen Lebensabends, den ihm dis Vorsehung geschenkt hat. Sein Stolz und sein Vergnügen ist es, für den Garten zu sorgen, das Sprossen und Grünen des Frühlings, das Wachsen der Frucht im Sommer, die Ernte des Herbstes zu beobachten. Ihm ist der Sommer, trotz seiner hohen Temperatur, nicht zu heiß, der Winter nicht zu einsam, zum Aerger seiner Frau, die immer hinausstrebt und das Großstadtleben nicht zu vergessen vermag. Sie klagt oft über Lange­weile und schmiedet jeden Frühling und Herbst Reisepläne, die fast nie in Er­füllung gehen. Nur zweimal hat sie ihre Villa verlassen, um nach Straßburg zur Pflege Ottis bei der Geburt ihrer Enkelkinder zu gehen. Dann kehrte sie jedesmal heim, Kisten und Kasten gefüllt mit allerlei modischem Kram, der gar nicht in dieses einfache, mit hochgebildetem Schönheitssinn ausgestattete Landhaus paßt. Aber die Lust am Kaufen ist ihr nun einmal nicht abzugewöhnen, und ihre Familie ist zufrieden, daß sie ihr nicht zu oft zu fröhnen vermag. Sie aber

großem Beifall. Dem Konzert wäre in Anbetracht des großen Kunstgenusses ein zahlreicherer Besuch sehr zu wünschen gewesen; dem Wiederauftreten des Vereins wird gerne entgegengesehen werden.

* Calw, 4. April. Wie aus andern Orten Württembergs so auch aus unserem Bezirk hört man, daß unter den Hühnern die sogenannte Hühner- cholera herrsche. Der Krankheit sind schon viele Tiere zum Opfer gefallen. Zur Verhütung weiteren Schadens sollten die Hausfrauen dafür besorgt sein, daß die gesunden Tiere sofort von den kranken ent­fernt und in einem besonderen Stalle untergebracht werden. Auch sollten keine Karrenhühner, die wochen- und monatelang in Käfigen herumgeführt, schlecht genährt und oft mit Ansteckungsstoff behaftet sind, gekauft werden, da die Sachverständigen der Ansicht sind, daß durch diese Hühner die Krankheit einge­schleppt und verbreitet werde.

Stuttgart, 31. März. Der bekannte Gasthof zum schwarzen Bären wurde für 250000 ^ durch den neuen Besitzer Restaurateur Dauer, welcher ihn noch nicht bezogen hat mit 10 000 Mark Gewinn an Jauß zur Tivolibierhalle (welche letzterer bekanntlich letzter Tage an das Baugeschäft von Müller und Zerweck mit über 120000 ^ Ge­winn verkaufte) erworben. Das ehemalige Reichshallentheater (jetzt Königsbautheater) soll für späteres Domicil in dem Saalneubau des Jmmo- bilienvereins im Wittwerschen Anwesen Ecke Schloß- und Friedrichstraße erhalten.

Stuttgart, 1. April. Zu Nutz und Frommen der Radfahrer, welche mit Eintritt der guten Jahres­zeit wieder beginnen, landauf landab die Straßen zu

klagt stets nach solcher Abwesenheit doppelt über den Mangel an Zerstreuung in ihrer Zurückgezogenheit. Es gehe doch nichts über das Leben in einer großen Stadt. Schon in Straßburg lebe man auf, wie ganz anders sei es noch in Berlin! Wenn sie nur einmal wieder nach Berlin könnte.

Die kategorische Erklärung des Gatten: Mich bekommst Du nicht mehr nach Berlin, Du wirst Dein Gelüsten bis nach meinem Tode verschieben müssen/ macht diesen Klagen dann gewöhnlich ein Ende.

Elli war mit Schwager und Schwestern und Baron von Teschen auf einer Tour nach dem Monte Gcneroso abwesend, und. wurde erst zu Abend zurücker­wartet. Es war der letzte Ausflug vor ihrer Abreise nach München und Venedig, in welchen beiden Städten sie sich Atelier und Wohnung eingerichtet hatte, um dort während des Herbstes und einiger Wintermonate ihren Studien obzuliegen. Ihre Schwester Leni begleitete sie dorthin und führte den kleinen, auf sehr be­scheidenem Fuße eingerichteten Haushalt. Frühling und Sommer brachte sie bei ihren Eltern zu. Sie war wirklich, wie die Professorin ihrem Sohne erzählt hatte, eine passionierte Bergsteigerin geworden. Am liebsten wanderte sie allein mit einem Führer, der ihr Staffelei und Malkasten trug, ohne bestimmtes Ziel wohin der Weg sie gerade führte. Oft blieb sie zur Sorge ihrer Angehörigen die Nacht fort, in irgend einem Bauernhause, einer Sennhütte auf einsamer Höhe. Sie liebte die großartige Schönheit der Gebirgswelt, die hehre Einsamkeit, in der sie Gott sich näher fühlte, die ihr zur Trösterin geworden war in ihrem Leid. Wenn Alles sonst versagte, selbst die Kunst, die sie so eifrig, und nach ihren vollendeten Studien in Paris auch mit Erfolg ausübte, fand sie dort immer wieder Sammlung und Ruhe, die Kraft, weiter zu streben und sich in ihr trauriges Geschick zu finden. Krankte doch noch immer ihre Seele an der Bitter­keit ihrer Erfahrungen. Die Stützen ihres jungen Lebens, Liebe und Freund­schaft, sie lagen zerbrochen zu ihren Füßen. Irmgard und Ottomar, die beiden Namen, die für sie mit allem Schönen und Glücklichen verbunden waren, das