107
Liberalität walten lassen möge, waS auch Sei» tenS des Finanzministeriums geschieht.
Stuttgart, 2l. März. Bei der Wiederkehr deü Frühlings, wo die Geschäfte in den Weinbergen wieder beginnen und der Ablaß des WeineS vorgenommen wird, ist es wohl am Plazc, auf eine Schrift aufmerksam zu machen, die hier nicht als Buchhändler-Speculaiion, sondern von der Weinverbesserungs - Gesellschaft zu Nu; und Frommen eines rationellen Weinbaues als Preioschr'st sür nur 18 kr. (obschon fast 200 Seilen stark, herausgegeben wurde. Sie heißt „Wein bau sch ule" und hat den Cameralverwalter Dörnfeld in Weinoberg, einen unserer ersten Wein» und Obstprodurenten, zum Verfasser. Er gibt darin ganz genau an, wie, um vorzügliche Weine zu erzielen, der Weinbau betrieben werden muffe. Sodann empfielilt er zum Einbrennen der Fässer beim Ablassen vorzugsweise die arsenrksreien Schwefelschmtien von Fabrikant Lürlle in Großheppach im Nemü- thal, die auch von allen deutschen Regierungen schon empfohlen wurden und warnt vor den schlechteren nachgemachtcn. Es sind dieselben deßhalb auch schon zu einem bedeutenden Fa- brications-- und Handelsartikel Württembergs geworden. Durch die ausgezeichnete Reife, die das Holz der Rebe erlangt hat, ist uns wieder Aussicht auf ein gutes Weinfahr gegeben und auch für daS Obst sind alle Vorbedingungen vorhanden. — Das Mustcrlager der Centralstelle für Gewerbe und Handel hat seit gestern eine interessante Ausstellung eröffnet, deren Gegenstände man größtcntheils der Muni- siecnz des Königs verdankt. Es sind meist chinesische, japanische, ostindifche und andere Erzeugnisse des Kunstsleißeö aus fernen Welt« gegendcn, z- B. von der Küste von Coromandel, aus Tampico in Ccntralamerika u. s w., darunter Dinge, die in jeder Curiosiiätensammlung Epoche machen würden.
Stuttgart den 26. März. Vorgestern Abend wurde der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr für die nächsten vier Jahre gewählt. Von den zur Wahl berufenen 34 Offizieren waren 30 erschienen. Der bisherige Jntcrimskommandant,Hr. Stadtdaumeister Fritz, wurde einstimmig zum Kommandanten, Hr. Werkmeister Arnold mit 27 Stimmen zum ersten Adjutanten und Stellvertreter des Kommandanten gewählt. (Sch. M.)
Baden.
Pforzheim, 21. März. In dem gewaltigen Kampfe gegen das dem badischen Lande durch die Einführung desConcordats drohende Unglück steht die Stadt Pforzheim in erster Linie. Die katholischen und evangelischen Bürger haben in den kräftigsten Petitionen an die zweite und erste Kammer dieses eben so beurkundet» wie die evangelischen Geistlichen nicht allein Pforzheims, sondern der ganzen Diöccse Pforzheim durch ihre Eingabe an den evangelischen Ober- kirchenrath.
O e ft r e i S».
Wien, 20. März. Unter den traurige« Ereignissen der kezten Wochen hat wohl die Nachricht von der Verhaftung eines ehemaligen öst« reichischen Hauptmanns Namens Dore in Verona keine geringe Sensation erregt. Es verlautete hierüber» daß er die Pläne der Festung Verona an Sardinien verratben habe und die- serwegen im kriegsrechtlichen Wege erschossen worden sey. Leider ist daö Factum nicht in Abrede zu stille»; dagegen aber soll es unrichtig seyn, daß Lore bereits erschossen worben ist. Man glaubt vielmehr, daß die Untersuchung noch nicht zu Ende ist und hier gegenwärtig fortgeführt wird, weil es nicht an Verdachtsgrünben fehlt, daß dasselbe Individuum vor der Schlacht von Solferino auf eine noch nicht ermittelte Weise sich in den Besiz der Aufstellungeordre der öst« reichischen Armee zu sezen gewußt und sodann dieselbe an den Kaiser Napoleon verrathen hat, wodurch hauptsächlich die Schlacht bei Solferino verloren ging. Wenn sich diese beispiellose Schandthat eines Mannes, der aus der Privatchatouille deS Kaisers Franz Joseph eine nicht unbedeutende Gnabengabe genoß, nachdem er genöthigt worden war, auf seine Haupimann- Charge zu qniitiren, bestätigte, so wäre dieß ein sehr merkwürdiger Beitrag zu den wohlfeilen Mitteln, deren sich Napoleon III. bedient hat, um mir seinem Onkel den Ruhm eines siegreichen Feldherrn zu tbeilen. Diese Thatsache würde ober zugleich ein neues Licht über die Ursachen des leztcn unglücklichen Feld- zugS Oestreichs in Italien verbreiten.
Wien» 20. März. Nachrichten auS Paris zufolge lautet die Sprache der Tuilerien gegenwärtig wieder sehr friedlich, und sollen namentlich dem Fürsten Metternich in dieser Beziehung s>hr bestimmte Versicherungen gemacht worden seyn. Daß dieselben vier keinen Eindruckgemacht haben, bedarf wohl keiner weitern Auseinandersezung. Man weiß eben, was man davon zu halten hat. Die Erfahrung hat gezeigt. daß, so oft die Tuilerien vom Frieden sprechen, ein Gewitter im Anzug ist. (A. Z.)
Ausland.
Frankreich.
Paris, 25 März. Der „Moniteur" veröffentlicht den Vertrag, wodurch der König von Sardinien unter Vorbehalt der Genehmigung der Kammern in die Vereinigung von Savoyen und Nizza mit Frankreich einwilligt und der am Samstag in Turin unterzeichnet worden ist. Er enthält 6 Paragraphen, nämlich: 1) der König verzichtet für sich und seine Nachfolger auf diese Gebiete; die Vereinigung mit Frankreich geschieht ohne dem Willen der Bevölkerung Zwang anzuthun; die beiderseitigen Negierungen werden sich über die besten Mittel für die Kundgebungen dieses Willens verständigen; 2) der König von Sardinien überträgt die neutralisirten Theile von Savoyen unter den Bedingungen, unter denen er sie bcsizt; der Kaiser verspricht,