Unterschlcifen bei der Verlegung der Armee soll fast außer allem Zweifel stehen. Nach' traulich vernimmt man noch in dieser Bestehung, daß Cynatien selbst eingestande» hat, eine Sum­me von 2'/, Millionen Gulden defraudirt zu haben. So wuiden z. B. auf Allcrböchsten Be­fehl 60.000 Eimer Wein für die italienische Armee bestellt. Der mit der Lieferung betraute Wein­großhändler hatte den Wein per Eimer zu 12 fl. unter der Bedingung zu liefern, daß er ihn zu 8 fl- zurückzunehmen habe, wenn er nicht ange­nommen würde. Der Wein wurde in der Thal zurückgeschickt, daü Aerar hatte aber dessen un­geachtet die ganze Summe zu zahlen.

Wien, 11. März. Es soll sich bestä­tigen, daß schon in nächster Zeit ein Protest der Großmächte, wenigstens Englands, Rußlands und Preußens, gegen die Einverleibung von Savoyen und Nizza erfolgen wird. Ob sich demselben auch Oestreich anschließen wird, scheint noch nicht definitiv bestimmt zu seyn, ist aber wahrscheinlich, jedenfalls kann so viel mit Be­stimmtheit angenommen werden, daß Oestreich die Einverleibung Savoyens und Nizza's nichl billigt, mag es sich nun dem Proteste anschlie­ßen oder nicht. Ueber die Rüstungen in Pie­mont ist man vollkommen genau unterrichtet. Dieselben stehen zweifelsohne mit dem Entschlüsse der sardinischen Regierung in Verbindung, die Annerwn zu vollziehen, und sollen wabrsche n- lich den übrigen Mächten die Ueberzeugung ver­schaffen, daß sie unter allen Umständen ent­schlossen ist, die mittclitalienischen Länder zu be­haupten. (.St.-Anz.)

Nassau.

Wiesbaden, 12. März. Die Kkßle- rische Maschinenfabrik in Eßlingen hat die Lie­ferung von zwanzig 1! ocomoti'v en für die Nhein-Lahn-Eisenbahn übernommen.

Ausland.

Italien.

Turin, 12. März. Der Telegraph ist in unaufhörlicher Bewegung, um die glänzcn- denResultate der Volksabstimmung in der Aemi- lia nach allen Richtungen zu verkünden. Nicht allein Dörfer und Flecken, sondern auch große, volkreiche Städte stimmten bis auf den lezten Mann für die Annexion. Dabei ist der Jubel, der Enthusiasmus unbeschreiblich, und wird ohne Zweifel elektrisch weiter in die Marken und in Umbrien biueinzünden. Besondersaus derRo« magna laufen Berichte von unermeßlichem Ent­husiasmus ein. Von Sympathie der Noma- gnolen für irgend eine Art von päpstlicher Ne­gierung oder Oberherrlichkeit kann fortan keine Rede mehr seyn. In Toscana wird die Wahl zwischen Piemont und dem R-eZuv sepnrnto l unter welchem sich das Volk allerhand Un- Heimlichkeit verstellt und sich in dieser unheim­

lichen Anschauung von sardinischen Agenten tüchtig bearbeiten läßt) keine großen Bedenken machen. Die Resultate der Volksabstimmung werden in Toscana nicht so glänzend wie in der Aemilia, aber immerhin außerordenrltch befrie­digt nd für Sardinien seyn.

Der Anschluß an das sich bildende ita­lienische iiönigreich ist sowohl in Toskana als in den kleinen Hcrzogthümern und der Romagna mit ein-r so entschiedenen Mehr­heit ausgesprochen worden, daß über das Vor- yandensey» des Voikswunsches nach dieser Eini­gung ein Zweifel wohl nicht begründet wäre. Man erwartet sofort eine Kundgebung der sar« dinischen Regierung; ihre Truppen stehen zum Einmarsch bereit. Farini, heißt es, solle jezt Minister deS Innern, Nieasoli Ackervauminister des italienischen Königreichs werden. Es fehlt nicht an Andeutungen, welche augenblickliche in» hallschwere Folgen dieser Volksabstimmung in Aussicht stellen: Zurückziehen der sranzöfischen Truppen aus Italien, bewaffnetes Einjchreitcn des Papstes und Neapels in der Romagna und sogar den Bannstraht gegen Viktor Emanuel. Das entere ist durchaus unwahrscheinlich, und Neapel braucht seine Truppen zu Hause. Schwer­lich durften bei der totalen Verworrenheit der politischen Verhältnisse solche einschneidende Maß­regeln sofort bevorstehen. (Sch. M.)

Miszellen.

Wehr (im Großh. Baden), 27- Febr. Heute hat in unserer Nahe ein großer Unglücksfall stattgefundeu. Es wurde nämlic» ein einstöckiges hölzernes und mit Stroh gedecktes Wohnhaus in Stcinegg durch eine vom Rüttchof her gelöste Schneelawiue eingestürzt. Dabei fanden die HauSeigcnthümeiin, eine 48 Jahre alte Wittwe, ihre 12 Jahre alte Tochter und ein A Monate altes Knäblein den Tod. Drei andere Per­sonen wurden theils leicht, theilS schwer verlezt. Zwei Stuck Rindvieh, zwei Gaisen und zwei Schafe kamen, ebenfalls um und liegen, wie oben erwähnte Personen, troz aller Anstrengungen der Hilssmannschaft, bis jezt noch unter der Lawine begraben. (Karlsr. Z.)

Nach einer Zusammenstellung der Unglücks fälle, welche durch die unseligen Reifröcke veranlaßt wur­den, beträgt die Zahl derselben in Deutschland allem 137, wovon die meisten einen tödtlichen Ausgang hat­ten. Die Mehrzahl davon ist durch Feuer entstanden, die zunächst größte Zahl durch Fuhrwerke und Ma­schinen, an weichend ie Opfer dieser unglücklichen Mode hängen blieben. Wie groß die Zahl der geringen Beschädigungen ist nicht erwähnt.

Mit den Holzpreisen für die Staatswaldungen des Forstamts Neuenbürg auf das Jahr l86ü, als Beilage.

Weitere Exemplare find in der Buchdruckerei vorräthlg.

Redaktion, Druck und Verlag der Meeh'fchrn Buchdruckerei in Neuenbürg.