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Mehrheit der Wähler stehe allerdings nicht hinter der Vorlage (oho! rechts), aber dis Abgeordneten sollen die Führer ihrer Pläne sein. Redner wendet sich sodann gegen die prinzipielle Opposition Richters und gegen die Ausführungen Bebels. Eine unzureichende Flotte sei schlimmer als gar keine. Die Führer der Mehrheit des Zentrums hätten sich wohl verdient um das Vaterland gemacht. Fürst Rad- ziwill (Pole) widerspricht den Ausführungen des Staatssekretärs v. Posadowsky. Seine Partei stehe der Flottenvorlage mit Sympathie und Bewunderung gegenüber, aber das Vorgehen der preuß. Regierung gegen die Polen sei frivol und unbegründet, (v. Buol tadelt den Ausdruck „frivol" ernstlich.) Staatssekretär v. Posadowsky lehnt es ab, auf die Ausführungen des Vorredners eingehend zu antworten, aber das Verhalten eines Teiles der polnischen Bevölkerung habe der preuß. Regierung Anlaß zu ihrem Vorgehen gegeben. An dem Tag, wo Sie uns die Ueberzeugung beibringen, daß dis Gesamtheit der Polen sich als preuß. Staatsbürger fühlt, wird die Regierung andere Wege einschlagen. v. Hodenberg (Welfe): Seine Partei stimme für die Vermehrung der Flotte innerhalb des Etats, könne aber einer Bindung des Etatsrechts in keiner Weise zustimmen. Rickert (freis. Ver.) bemerkt: Die Verhältnisse hätten sich gegen früher geändert. Landungen würden sich freilich schwer bewerkstelligen lassen. Anders liege es aber mit dem Bombardement der Städte. Redner will das Amtsgeheimnis nicht verletzen, aber die Ausführungen des Staatssekretärs Tirpitz hätten ihn vollständig überzeugt. Bindewald (Ref.P.) legt den Standpunkt der Minderheit seiner Partei dar. Die Landwirtschaft habe von der Vorlage keinen
Vorteil. — Richter (fr. P.) wendet sich zunächst gegen Liebermann v. Sonnenberg, der sich zum Strafredner des Reichstags zu machen scheine. (Heile, keit.) Die große antisemitische Partei sei nur mit 5 Stimmen für die Flottenoorlage in die Wagschale gefallen. Die Partei zerfalle überhaupt mehr und mehr, wie Redner an einigen Aeußerungen ihrer Redner nachzuweisen sucht. Die freisinnige Volkspartei sei bereit, die meisten ersten Raten des Marinetats zu bewilligen; sie sträube sich nur gegen die etatsrechtliche Bindung. Gegenüber v. Bennigsen bemerke er, daß eS in keinem Parlament so üblich sei, sich auf das Ausland zu berufen, als im Reichstag. Das sei auch eine deutsche Schwäche. Keinem Parlament der Welt werde eine solche Bindung des Etats zugemutet. Es gehe nicht an, bei jeder Gelegenheit die nationale Frage auszuspielen; diesen Appell müsse man für den Notfall aufsparen. (Beifall links.) — ».Bennigsen (n.l): Die Thatsache'ble-be bestehen, daß in England die Führer der Opposition die Fragen der Landesverteidigung nicht als Gelegenheit zu Angriffen auf die Regierung benützen. Im Nordd. Reichstag und später im deutschen Reichstag habe er schon gewarnt, mit dem jungen Verfaffungsleben Kraftproben auf dem Gebiete der Landesverteidigung zu machen. Er wolle nach dem Grundsatz nodlosss odli^a Richter gern zu- geben, daß er in der Flottcnfrage das letzte große Wort behalten habe. — Bebel (Soz.) wendet sich gegen Liebermann v. Sonnenberg, nach dessen Ankündigungen er etwas ganz anderes erwartet habe. Weit konsequenter nach dem antisemitischen Programm habe Bindewald gesprochen. — Graf Mirbach (kons.): Er bitte diejenigen, die mit ihm auf dem Boden der Vorlage stehen, nicht zu rosig in die Zukunft zu blicken.
Die Bedenken seiner Freunde gegen die Vorlage seien durch die KommissionSbeschlüffe hinsichtlich der Deckung nur gemildert worden. Trotzdem werde Richter mit seiner Behauptung in der Freis. Ztg, daß die Tagung mit einem Mtßklang zwischen Reichstag und Regierung schließen werde, Unrecht haben. — v. Ar- n i m (Rp.): Es vollziehe sich hier eine große nationale Thal, deren Ursprung schon in das Frankfurter Parlament zu verlegen sei. Die Deutschen im Ausland blicken hierher und warten nicht auf die uferlosen Negationen Richters und seiner Freunde. Bebel sei in seiner Vaterlandsliebe konsequent, sie stehe unter dem Gefrierpunkt. — Liebermann v. Sonnenberg (Antisemit) polemisirt nochmals gegen Bebel und Richter. Er schließt unter großer Heiterkeit des Hauses: ES sei richtig, daß die antisemitische Partei gegenwärtig eine Gährung durchmache, es könne aber doch noch guten Most geben, das sei aber bei der Freisinnigen Partei unmöglich, die sich schon in der sauren Gährung befinde. (Heiterkeit; Händeklatschen des Abg. Ahlwardt) Wenn Richter einmal dahingehen sollte, so könnte ihm seine Partei auf den Grabstein setzen: Die Freisinnige Partei ihrem Zugrunde- Richter! (Heiterkeit.) — Nach einigen Bemerkungen Richters und Rickerts erhält Ahlwardt das Wort. Er verbittet sich solche „Seitenhiebe", wie sie ihm Richter in seiner Rede gegeben habe. — Hierauf wird die Generalbcsprechung geschloffen. Es folgen persönliche Bemerkungen von Liebermann, Ahlwardt und Richter. — In der Gesamtabstimmung wird sodann dis Flottenvorlage mit großer Mehrheit angenommen. Das Ergebnis wird mit Beifallsrufen begrüßt. Admiral Tirpitz empfängt die Glückwünsche des Reichskanzlers und der Staatssekretäre.
Amtliche KekaulltMchuvgeü.
Althengstett.
Verkauf einer Forderung.
In der Schuldenbereinigungssache des ledigen Metzgers Carl Lutz von hier kommt dessen, in einer persönlichen Forderung bei der Mutter bestehendes, einfach unterpfändlich sichergestelltes Vatergut im Betrag von 691 76 ^
am nächsten
Samstag, den S. April 18S8, vormittags S Uhr,
auf dem Rathause zu Althengstett gegen Barzahlung zur öffentlichen Versteigerung. Obige Forderung ist mit dem lebenslänglichen Nutznießungsrecht der am 8. Mai 1840 geborenen Mutter belastet.
Den 28. März 1898.
Namens der Teilungsbehörde: Kgl. Gerichtsnotariat Calw. AV. Roller.
Revier Hirsau.
Nutz- und Arennhoh- Mrkauf
.am Dienstag, Iden 5, April, zaus Staatswald Ottenbronner- lberg und Alt- l burgerberg Abt. > Pflanzschule, Neuhof, Stammheimerweg, Mönchsloch, Fuchsloch, Tann, Pfriemenhau, Löffelschmiede, Holzwasen, Hohenstein, Altburgersteige :
Nm: 90 Nadelholz-Rugel, 9 dto. Scheiter, 96 dto. Prügel und 161 dto. Anbruch;
Wellen: 5135 auf Haufen und in Flächenlosen, sowie 500 Schlagraum.
Zusammenkunft zum Verkauf des Beugholzes um 9 Uhr im Gasthaus zum Slawen" in Hirsau, zum Verkauf des ^"siüs um 12 Uhr ebendort.
Breitenberg.
Aiegenschafls-
verkauf.
-SK'L!«
Markung Breitenberg:
ein zweistock. Wohnhaus mit Mahlmühleeinrichtung, die Weiken- mühle, ein zweistock. Stall- und Futtergcbäude, Waschhaus, Keller und Hofraum, eine zweistock. Sägmühle samt Hofraum,
— da 1 g. 71 qm Baumwiese,
— „ 21 „ 68 „ Weide,
13 „ 55 „ 94 , Nadelwald auf dem Rathaus in Breitenberg am Samstag, den S. April d. I., nachmittags L Uhr, im ersten öffentlichen Aufstreich einzeln zum Verkauf.
Den 28. März 1898.
A. A.:
K. Amtsnotariat Teinach. Aff. Baur.
Stadt Calw.
Die bei Herstellung einer Latrinengrube erforderliche
Grab- und Ketonier- Arbeit
im Betrag von 950 ^ soll im Accord vergeben werden.
Kostenvoranschlag und Bedingungen liegen beim Stadtbauamt zur Einsicht auf, woselbst auch dieLbezügl. Offerte bis Mittwoch, den « April 18V8, abends 5 Uhr, einzureichen sind.
Den 30. März 1898.
Stadtbauamt.
Hohnecker.
Gültlingen.
Lang- und Klotzholz- Verkaus.
Am Dienstag, den 8. April ds. Js., vormittags 1V Uhr, werden auf hiesigem Rathaus aus den Gemeindewaldungen Heimen, Metz zerleste ich, Mausthäle, Hardt und Burguff
600 Stamm mü 400 Festm. 1., 2., 3., 4. und 5. Klaffe in Losen verkauft, und nach diesem einzeln im Burguff:
23 Stamm Tannen mit 35 Festm., sowie 35 Stück Küfer-, Bau- und Wagner-Eichen.
Auszüge wollen beim Waldmeisteramt bestellt werden.
Gemeinderar.
Privat-Anzeigerr.
Althengstett, den 29. März 1898.
Vanksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Verluste unseres lieben und unvergeßlichen Vaters U und Großvaters
Albert Kudwig Müller,
Schullehrer a. D.,
für die trostreichen Worte des Hin. Pfarrers Mur- ^thum, sowie den innigen Nachruf von Hrn. Bezirks- " ' schulinspektor Schmid, die herzlichen Worte des Hrn. Oberlehrers G ötz, die anerkennenden Worte seines treuen Freundes, Hrn. Oberlehrer Dölker aus Nagold, sowie für den erhebenden Gesang seiner Kollegen, die zahlreiche Trauerbegleitung von nah und fern, insbesondere seiner Schüler von hier und Oberkollbach, sowie für die zahlreichen Blumenspenden sprechen den innigsten Dank aus
die ticstrauernden Hinterbliebenen.
Gewerbliche Fortbildungsschule.
Der öffentliche Schluffakt mit Preisverteilung für das Schuljahr 1897/98 findet am Freitag, den 1. April, abends 8 Uhr, im Saale des GeorgenäumS statt.
Z)er Wovstanö.
Hustclv-Adotf- Irauen -Herein.
Nächsten Freitag, den 1. April, nachmittags 2 Uhr, im Dekanathaus.
Nächste Woche backt
Kaugenbretzel»
Creuzberger z. Stern.
ist eingetroffen.
L. Lvong».
Lin Klavier
hat zu verkaufen C. Hähule«, Lederstr. 162, II Tr.
Fahrnis-Auktion.
Am nächsten Donuerstaa, den 31. ds. Mts., halte wegen Wegzugs von hier eine FahrniSauktion von nachmittags 1 Uhr an ab, wobei zum Verkauf kommen:
zwei vollständige Betten, zwei Kleiderkästen, ein Klavier, ein Küchenbuffet, verschied. Küchengeschirr, eine bereits noch neue Tafelwage, mehrere Kistchen Cigarren, allerlei Hausrat, ferner
SSO« bis 3000 Liter
Wein
von verschiedenen Jahrgängen.
Paul Weiff Wwe., z. Krone.
Eine Wohnung
von 2—3 Zimmern gesucht. Angebot« an die Red. erbeten.