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38.

Amts- unÄ AuZrigsblaLk Kr den Bezirk Calw.

73. Jahrgang.

NrjchLja» »tl««tagr, Lonnerrtag» »nd SamStagi. Di! MmSSttuzügebühr br-riigt <M B^lrk und in nächster r P! 4 . s>i« j-.tli, wett« entsrrnl 1L Psg.

Donnerstag, den 31. Mar; 1898.

Vierteljährlicher Abonnement-preiS in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Vost bezogen im Bezirk. Nutzer Bezkr ML. 1 . SL.

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Sekanntmachung»

betr. die staatliche Bezirksrindviehschau.

In Gemäßheit der imStaatsanzeiger" vom 24. Juni 1891 Nr. 143 und imWochenblatt für Landwirtschaft" vom 28. Juni 1891 Nr. 26 ver­öffentlichten Grundbestimmungen für die staatlichen Bezirks-Rindviehschauen in Württemberg findet in Calw auf demBrühl" am Freitag, den 1«. Juni d. I.» vormittags '/-S Uhr, ein« staatliche Bezirks-Rindviehschau statt.

Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des roten und Fleckviehs,

nämlich:

a) Farren, sprungfähig, mit 24 Schaufeln;

b) Kühe, erkennbar tragend oder in Milch, mit höchstens 3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zuerkannt werden:

a) für Farren zu 149, 120, 100, 80 ^;

b) für Kühe zu 120, 100, 80, 60

Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere mindestens bis 1. Juni beim Oberamt unter Benützung der vom Oberamt zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und späte­stens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen.

Farren müssen mit Nasenring versehen sein und am Leitstock vorgeführt werden.

Die Ortsbehörden wollen die Beteiligten hierauf aufmerksam machen.

Calw, 29. März 1898.

K. Oberamt.

Voelter.

TagesneuigkeiLen.

* Calw, 30. März. Gestern abend fand in den sogen, wissenschaftlichen Fächern die Lehrlings- prüfung statt. An derselben beteiligten sich 12 Lehrlinge, nämlich 3 Mechaniker, 3 Schlosser, 3 Zimmer­leute, 1 Jpser, 1 Gärtner und 1 Wagner. Bon diesen standen 7 bei hiesigen, die 6 andern bei aus­wärtigen Meistern in der Lehre. Bei der Prüfung zeigte eS sich deutlich, daß diejenigen Lehrlinge, welche die gewerbliche Fortbildungsschule besucht haben, mehr Kenntnisse besaßen als solche, die ihre Weiterbildung in den Schulfächern aufgegebon hatten. Geprüft wurde im Aufsatz, Kopf- und Zifferrechnen, Lesen und geometrischen Rechnen. Die technische Prüfung wird SamStag, den 23. April, abgehalten werden.

fAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Se. Maj. der König haben geruht den Postprakti­kanten I. Kl. Renz beim Postamt Nr. 1 Stuttgart zum Postassistenten in Calw zu ernennen.

** Althengstett, 29. März. Unter zahl­reicher Beteiligung von hier und auswärts wurde heute Schullehrer Müller a D. zu Grabe getragen. Derselbe war ein treuer Lehrer und wirkte seit 1891 im Segen in hiesiger Gemeinde. Vorigen Herbst mußte er sein Amt infolge eines schweren Leidens niederlegen. Doch durfte er sich keiner Ruhe erfreuen. Die Krankheit verließ ihn nicht mehr, bis er am 26. ds. zur ewigen Ruhe eingehrn durfte. Der Hr. Ortsgeistliche wie der Hr. Bez.-Schulinspektor von Calw anerkannten am Grabe die Pünktlichkeit und Treue, mit der der Verstorbene seines Amtes waltete. Die Lehrer des östlichen Sprengels von Calw, auch manche vom Böblinger Bezirk, erschienen recht zahl­reich, um ihrem lieben Kollegen das letzte Geleite zu geben. Sie Übernahmen einen Teil des Trauer­gesanges. Der Vorstand des Calwer Bez.-Lehrer- vereins, Hr. Schullehrer Götz von Hirsau, legte im

e ui kL s t o n.

Herbftblüte.

Roman von Clarissa Lo hde.

(Fortsetzung.)

Wie lebhaft Sie zu schildern verstehen" warf Ottomar voll Interesse ein. Sie machen mich wirklich neugierig; wie heißt denn die Künstlerin?"

Es ist eben dieselbe Dame, von der Baron Teschen klagte, daß sie, die in jeder Beziehung hervorragend und liebenswert wäre, allen Ernstes entschlossen zu sein scheine, nicht, wie Sie vorhin behaupteten, den Pinsel niederzulegen, so­bald sich ihr eine Heirat böte, sondern unvermählt zu bleiben."

Eine Männerfeindin also?"

Männerfeindin durchaus nicht. Baron von Teschen gehört zu ihren näch­sten Freunden."

Und es ist ihm noch nicht gelungen, der Dame Abneigung gegen die Ehe zu überwinden?"

Vielleicht hat er's noch gar nicht versucht, vielleicht will er's auch erst versuchen."

Beide lachten.

Dieses vielleicht," meinte Ottomar,ist ganz allerliebst. Hoffen wir, daß der Baron noch vor der letzten Eventualität steht, und es ihm gelinge, dieses malende weibliche Genie, dessen Namen Sie mir noch immer vorenthalten, zur Frau Baronin zu machen."

Habe ich ihn noch nicht genannt?" Sie ist übrigens eine Landsmännin

Namen der Lehrer des Bezirks einen Kranz am Grabe nieder und widmete dem Verstorbenen einen warmen Nachruf. Kollege Dölker von Nagolv sprach im Namen der Freunde aus dem Nagolder Bezirk, dem der Geschiedene viele Jahre angehörte. Fast 50 Jahre hindurch widmete der Verstorbene seine Kraft dem Dienste der Schule und Kirche. Friede seiner Asche!

Stuttgart, 29. März. Württ. Landtag. Auf der T.-O. steht die Fortsetzung der Beratung des Verfassungsgesetzes. (Art. 11 Stichwahl.) In einem kgl. Handschreiben hat der König, die Königin und Prinz. Pauline dem Hause für die Usbermitrlung der Glückwünsche anläßlich der Verlobung der Prinz. Pauline den herzlichsten Dank ausgesprochen. Es wird in die T.-O. eingetreten. Art. 11 lautet:an die Stelle des Z 144 der Verfassungs-Urkunde tritt folgende Bestimmung: bei den Wahlen der Abg. der Städte und Oberämter entscheidet die relative Stim­menmehrheit und im Falle der Stimmengleichheit das LooS." Abg. v. Geh (D. P.) empfiehlt als Mit- berichterstattsr die Annahme des Beschlusses der Kommiss -Mehrheit. Für die Abschaffung der Stich­wahlen sprächen viele Gründe. Die Stichwahl sei kein Volksrecht, sondern im Gegenteil ein Zwang. Abg. Gröber habe recht gehabt als er die Stich­wahlen denGipfel des Widersinnes" nannte. Min- Präs. v. Mittnacht erklärt, die Regierung könne von der Forderung der Beseitigung der Stichwahl nicht abgshen. Die Ablehnung dieser Forderung würde ein Scheitern des ganzen Gesetzes nach sich ziehen. Abg. Kiene (Ztr.) erklärt namens seiner Fraktion für die Regier.-Vorlage stimmen zu wollen. Haußmann-Gerabronn. Die Abschaffung der Stichwahlen werde in beiden Häusern eine Mehrheit finden und das Verfaffungswerk werde zu Stande kommen. Wenn man heute die Volkspartei frage, ob sie an dieser Forderung festhalte, auch wenn die Vsrfaffungsreform dadurch zum scheitern komme, so

von Ihnen, Berlinerin. Ich irre mich doch nicht. Sie sind Berliner, nicht wahr, Herr Professor?"

Vom reinsten Wasser, hier geboren und erzogen. Doch der Name?"

Sie heißt Elli Bodin."

Der Name traf Ottomar zu unverhofft, als daß er nicht eine unwillkürliche Bewegung gemacht hätte. Seine Hand, mit der er eben das gefüllte Champagner­glas an die Lippen führen wollte, bebte so, daß er es rasch wieder niederstellte:

Sie kennen die Dame wohl?" fragte Fräulein Malten, der die Erregung OttomarS nicht, entgangen war.Oder haben sie doch gekannt?" fügte sie, ihn mit prüfendem Auge musternd, hinzu.

Ja, ich kannte sie," gelang es Ottomar, nun doch mit rasch wiedergewon­nener Fassung zu antworten.

Dann kennen Sie auch wohl ihre Vergangenheit? Sie soll ja ein eigen­tümliches Geschick gehabt haben. Erst ganz arm, ist sie durch die unerwartete Erbschaft von irgend einem vornehmen Gönner zu Vermögen gekommen, das ihr erst das Studium der Malerei ermöglicht hat. Verhält es sich wirklich so?"

Allerdings, dieser Gönner war mein eigener Onkel."

Ottomar warf einen raschen Blick auf sie. Wußte sie etwas, und war diese ganze Geschichte vielleicht nur erzählt, um zu sehen, wie er sich dabei verhalte?

Aber nein, ihre Miene war zu unbefangen. Und warum sollte sie auch von diesen vergangenen Geschichten etwas wissen, da sie so kurze Zeit erst in Berlin war?

Ihr Onkel? Wie interessant, erzählen Sie mir doch etwas Näheres darüber."

Ottomar saß wie auf Kohlen. Wenn doch nur erst die Tafel aufgehoben würde I

Als hätte die Wirtin des Hauses eine Ahnung von seinem Verlangen gehabt, legte sie jetzt wirklich die Serviette zusammen.