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Neuenbürg.

300 fl. Pflegschaftsgeld gegen gesezliche Sicherheit liegen parat bei

Gustav Lustnaurr.

Noibensol.

In der hiesigen Gemeinbepstege liegen gegen gesezlrche Sicherheit 300 fl. zum Ausleihen parat.

Gemeiiibepfleger Hummel.

Kronik.

Würe »em berg

Stuttgart, 9. Rov. Die Königin hat aus Anlaß des Schiller-Jubiläums der Schil- lerstistung dreihundert Gulden Übermacht. Ernst Moriz Arndt in Bonn, Jnstinus Kerner in Weinsberg, Procurator Or. Albert Schoit in Stuttgart und Pfarrer Spriingli in Thalweil am Zürichersee sind am Schillerfeste vom schwä­bischen Sängerbünde zu Ehrenmitgliedern ernannt worben. (Sch. M.)

e r r e n a l b. Das Schillerfest wurde /^V^auch in hiesiger Gemeinde, vielleicht der etnzi- ^ gen, welche noch einen Altersgenossen des gro­ßen Dichters in ihrer Mine bat, (unser Hun­dertjähriger ist geb. den 10. März 1759.) ge­feiert. Am Nachmittag des 10. Novbr. fand sich eine zahlreiche Versammlung von hier und der Umgegend in d-m geschmackvoll Lekorirten Saale des Gasthofs zum Ochsen ein. Herr Pfarrer Niccke von Loffenau verbreitete sich in meisterhafter Festrede über den Umfang, den Gegenstand und die Motive der Schillerfeier, und endete mit einem Hoch auf den Genius Leö großen Schiller als Träger der idealist sch- realifiischen Bestrebungen des deutschen Volles. Nun folgten abwechselnd Gesang und Deklama­tion, von hiesigen und benachbarten Lehrern in gelungener Weise ausgeführt, wobei ein Gedicht, von Lehrgehü.fe Günlhner von Loffenau ver faßt und vorgetragen, noch besonbern Beifall fand. Gegen Abend erfreute Hr. Schulmeister Herrigel von Roihensvl die Anwesenden mit ei­nem Transparent das in schöner Flammenschnft die Worte des Jubilars »Seyd umschlungen Millionen" wndergab. Um 7 Uhr schloß ein Freudenfeuer auf unserem malerisch gelegenen Falkenstein ein Fest, das auch unter kleinen Ver­hältnissen vortrefflich gelang.

Zum 1v. November.

Heute vor 100 Zähren ward in dem bescheidenen Städtchen Marbach der Mann geboren, dem die all­waltende Güte das Siegel des Genius auf die hohe Stirne geprägt, daß er der Stolz und Ruhm deutschen Geistes und der deutschen Nation geworden und be­geisternd und bildend auf sie gewirkt und fortwirkt: ES ist unser Schiller.

Da wir über die bei uns erlebte bescheidene Schil­lerfeier kurz berichtet, werden unsere Leser auch Mit­theilungen erwarten, wie in Stuttgart, Ludwigs- d urg und Marbach dieser Tag begangen worden ist. Wir werden, so weit der Raum uns gestattet, versu­chen, Einiges daraus zu geben:

Nachdem früher auf Veranlassung des Stuttgarter Lieberkranzes der erste Zusammentritt eines kleineren ComitcS und Berathungen statt hatten, wurde von den verschiedenen Kräften gemeinsam das Schillerfest auf die drei Tage 9., 10. ». 11. November festgesezt.

Es begann am Dienstag u. Mittwoch mit dem Empfang der geladenen Fcstgäste, insbesondere der Schcller'sche» Familie. Am 9. Vormittags fand in de» Lehr-Anstalten Stuttgarts Schulfeier zum Ge­dächtnis Schillers statt. Inzwischen wurden die Häuser, durch welche der Zug seinen Weg nehmen sollte, mit wenigen Ausnahmen festlich geschmückt. Es zeichnete sich hierin das Mufterlager der K- Centralstelle durch besonders geschmackvolle Dekoration aus, es standen dort außerdem die dehcrzigensweriben Worte S ch ill crS:

-Ans Vaterland, ans theure schließ dich an;

Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft.« Weiter unten an dem Hause des Kaufm- W. in der Ebcrhardsstraße standen diese herrlichen Worte eben­falls mit dem feurigen Schlußsaz: »Nichtswürdig ist die Nation die nicht ihr alles freudig sezt an ihre Ehre.« Bei dem beschränkten Raume können wir uns unter den verschiedenen klassischen Sinnsprüchen nicht länger verweilen, aber nicht unterlassen eine originelle Vergleichung zu erwähnen, die an dem als Schild dienenden großen blechernen Handschuhe eines Handschuhmachers zu lesen war: »Und er wirst ihr den Handschuh inS Gesicht: Den Dank Dame begehr ich nicht.« Weniger paffend lautete der gar zu sinnliche Reim eines Meters nach den mahnenden Worten im Taucher: Und der Mensch versuche die Götter nicht »Er versuche die Würste und handle nach Pflicht.« Der Aufführung von Wallcnstcins Lager beizuwohncn war nur Denen vergönnt, die sich zeitig genug Karten zu verschaffen gewußt und diese Glücklichen mußten sich mit einer Anstrengung würdig einer Schlacht in den Tempel Thalicns drängen oder drängen lassen. Sie wurden aber dann reichlich belohnt durch herrliche Ge­nüße: den weihevollen begeisterten Prolog Dr.F. Lö­we's, gegen dessen Schluß sich in der Mitte der Bühne der Vorhang theilte unv eine prachtvolle weiße Statue Schillers erschien, um welche in prächtiger bengalischer Beleuchtung des Ganzen »Wallensteins Lager« ästhetisch gruppirt war ein Bild so schön, daß das entzückte Publikum es wiederholt zu sehen verlangte. Abends 10 Uhr brüderlicher Empfang der Pforzhcimer Depu­tation der Feuerwehr.

Der Morgen des Festtags wurde durch 50 Böller­schüsse begrüßt als der für Stuttgarts Geschichte so dcnkwürrige 10 November. Um 9 Uhr sezte sich der Festzug vom Nathhause aus durch die vorher hicfür bestimmten Straßen in Bewegung, die Ordnung dabei war ungefähr folgende:

1. Die Stadtgarde (Bürger) zu Pferd mit ihrer Mu­sik an der Spizc;

2. die Stadtfahne, von einem Reitenden getragen;

3. Gemeinderath und Bürgerausschuß der Stadt Stuttgart;

4. die bürgerlichen Kollegien und das Schillcrscstco- niitc von Marbach;

5. die männlichen Mitglieder der Schiller'schen Fa­milie und weitere Fcstgäste, darunter der greise Uhland, sodann Deputationen des akademischen Senats V 0 g