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Stuttgart. In Württemberg ist man zur Zeit eifng beschäftigt, die bestehende Ge­werbe-Ordnung im Sinnr größerer Frei­heit umzuä.-.dern. Zwc» Abhandlungen sind da. rüber ersch enen, welche, wenngleich von einander abweichend, den Stand der schwebenden Frage andeuten. Beide Stimmen treffen darin zu saminen. daß sie eine bedeutend größere als die bisherige Freiveit für die Gewerbe für nölhig erklären, und doch die korporative Verbindung der bisher zünftig betriebenen Gewerbe aufrecht zu erbalten verlangen. Beide Aenßerungen stim­men insbesondere darin überein, daß sie die bis­herigen Arbeitöschranken» den Keim so vieler Streitigkeiten und Hemmnisse» und die Allge­meinheit beS Prüfungzwanges für die Meister« rechtsdewerber, den Grund der Abhaltung für die höheren Geld, und Geisteskräfte vom Hand­werk, größstentbeils beseitigt wünschen. Die eine Ansicht näbert sich mehr der in Fiankreich be­stehenden Gewerbes» eiheit, die andere bildet mehr den Uebergang zu den in Deutschland bestehenden Oldnunge» und den angestreblen Innungen der Zukunft. Wenn man diesen Stimmen vertraut, so bat man in Württemberg jedenfalls ein sebr freisinniges Gewerbegeftz zu erwarten. (A.Z )

Reutlingen, 4. Nov. Durch einen Erdrutsch ist die Eisenbahn zwischen Ploch-n gen und Reutlingen unterbrochen. Der Bahn­körper sammt Schienen und Telcgraphenstangcn ist in einer Länge von ca. 70 Schuh um etwa 16 Schuh gesunken. Der Gütertransport ist einstwe len eingestellt. Personen, steigen an der fatalen Stelle aus und auf der anderen Seite wieder ein, wo e«n frischer Zug die unfreiwilli­gen Touristen aufnimmt.

Bayern.

München, 5. Nov. Aufsehen erregt die Verhaftung zweier Schwindler in ei­nem hiesigen Kaffeebaue, junger Elegants aus Berlin und Potsdam, die im Verein mit vier andern Landsleuten sich der großartigsten Be trügereien in Südbeutschland schuldig gemacht haben sollen. Sie wurden von Stuttgart ans, wo sie erst jüngst einen Kaufmann um 2000 fl. betrogen haben, durch einen Polizeiwachimeistcr verfolgt, der sie auch, in aller Gknn'ilhsruhe ihren Kaffee schlürfend, traf und durch Gendar­men aufhcben ließ, ohne daß ihnen ein Flucht-^ versuch gelingen konnte. (A.

Hessen-Kassel. ^

Fulda, 6. Nov. In unserer Stadt lekü eine merkwürdige Schiller-Reliquie in der Person des Musicus Friedrich Ney. Dessen Vater» der Buchdrucker Amand Ney, lebte im Jahre 1787 mit seiner Familie in Mainz, wo sich damals Schiller aufbielt. Am 19. März des genannten Jahres beschenkte die Gattin des Buch­druckers Amand Ney ihren Ehemann mit einem knäbchen. Der Barer bat den Corrertor Schil­ler, welcher mit demselben in der nämlichen Ofsicin stand, zu Gevatter, und zum anderen

Tauszeugen den kursürstl. Mainzischen Canzeki« sten Steinhölzer. Unser Landsmann rc. Ney ererbte von Schiller nicht nur den Namen, son­dern auch als Pathengeschenk die Armuth.

Ausland.

Schweiz.

Zürich, 7. Nov. In Folge eines Zwi­schenfalles in Bezug auf die Regelung der finan­ziellen Frage ist die Unterzeichnung des Fr le­ben sverrrags um einige Tage verschoben worden.

England.

London, 7. Nov. Nach den heutigen Morningpost" haben Frankreich und Italien günstigere Erklärungen gegeben. England soll deßhalb, wen» auch noch nicht volle Zustimmung, doch größere Bereitwilligkeit zum Congreß- bcitritl ausgedrückt haben. «Daily NewS" sagen: Die Bedingungen Englands zum Con- greßbeitrilt seyen noch nicht bestimmt. C a- rignan soll zum Regenten Centralitalens durch Victor Emanuel auserschen seyn. Frankreich wird nicht dagegen proiestiren.

London, 8. Nov. Auf telegraphischem Weg ist die Nachricht hier eingelaufen, Kaiser Alexander und der Prinz-Regent von Preußen seyen in Breslau übereingekommen, weder eine Revision der Verträge von 18!5, noch einen Kongreß ohne England zuzulassen. (T.D.d.Fr.Bl.j

W-" AuS Kurhessen.

Fremder (an der Winhstafcl). Wann wird diese schlechte Wirthschaft wohl aufhören?

Ein Beamter (tritt an ihn heran.) Mein Herr, ich bitte mir zu folgen!

Frem der. Was wollen Sie? Ick spreche von der Wirthschaft in diesem Gasthofe.

Beamter. Das werden Sie hier Niemanden einredrnl Wenn in Cassel von schlechter Wirthschaft die Rede ist, dann weiß seoer vernünftige Mensch, was damit gemeint ist!

Redaktion, Druck und Verlag der Mreh'schea Buchdruckerei in Neurndür-.