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lktiiS, diktatorische Gewalt. ES wurde -irr eine kräf­tige Dcrt-'idigung der schon durch die Natur ihrer Lage unangreifbaren Lagunenstadt beschlossen und durchgeführt.

Unierdcß begannen langwierige Unterhandlungen. Zn den Tagen harter Bedrängniß hatte Oestreich seine Zustimmung zur Abtretung des Mailändischcn schon ertbeilt, doch zog man jezt natürlich dergleichen Vor. schlüge unbedingt zurück. Karl Albert, d«r wohl nur einige Zeit zu gewinnen trachtete, auf Venedigs Un- »innehmbarkrit und die stegreichen Fortschritte der ungari­schen Revolution rechnete, rüstete zum Wiederbeginn des Kampfes. Am 16. März des folgenden Jahres 1849 ward der Waffenstillstand aufgekündigt; am 23. entschied die Schlacht von Novara zum zweiten Male gegen Karl Albert. Vergebens hatte er, wie man er­zählt, den Tod auf dem Schlachtfeld« gesucht; als König wenigstens wollte er die Folge» seines verun­glückten Unternehmens nicht überleben; er rankte un- Mktelbar «ach der Schlacht zn Gunsten seines Sohnes, des jezt regierenden Königs Motor Emanuel H, ab, lind starb wenige Wochen darauf fern von seinem Va­terland c in Portugal. Die vermittelnden Mächte trä­te« von Neuem zwischen die kämpfenden Parteien. Der Friede sicherte Natürlich de« Ocftreichern de» un­bestrittenen Besiz ihrer nord-italienischen Länder. Noch kämpfte Venedig, aber nur vereinzelt war an keinen dauernden Widerstand zu denken. Die Verteidiger hatten die Genugthuung, die keztcn Italiener zu scyn, welche die Waffen aas der Hand legten. Auch Rom war schon in die Hände der Franzosen gefallen*)

Dek Plan, Italien von der Abhängigkeit nach außen hin zu befreien, war allerdings gescheitert, so­wie die Hoffnung auf Erweiterung der Herrschaft des HanseS Savoyen durch die Gewalt der Waffen und den Beistand eines nach freien Institutionen ringenden Italiens. Nur eins behielt das Land aus dem Schiff­broch seiner eine Zeit lang glänzend scheinenden Hoff­nungen, nämlich die ihm Von Karl Albert gegebene Verfassung. Es galt nun, auf Grundlage derselbe« die innere Kraft zu entwickeln, um das, was an Um­sang des Gebietes abging, durch innere Festigkeit, nämlich de« Einklang der Regierung mit allen lebens­fähigen Elementen im Volke, zu ersezen

Wenn man ohne Vorurteil auf das Ergebniß die­ses EntwickelungSgangeS sieht, wird man nicht leugnen dürfen, daß es, namentlich im Vergleich mit den Zu- ständen in dem übrigen Italien, ein befriedigendes, ja überraschendes ist. Während in anderen italienischen Ländern, wie z. B. >m Kirchenstaate, den Herzogtü­mern, zum großen Theil auch in dem Königreiche bei­der Gicilien die Entwickelung der materiellen Interes­sen, wie sie die europäischen Culturstaaten uns bieten, einen verhältnißmäßig geringen Grad erreicht hat, schreitet Piemont diesen nicht unwmdig zur Seite, und seinen italienischen Landsleuten mit wohlverdientem Lobe voran. Selbst das lombardisch-venetianische Land und Toscana treten in Bezug auf diese alles Leben fördernde Regsamkeit zurück. Noch mehr macht sich der Unterschied in geistiger Beziehung geltend. Pie-

*k Am Z. Juli 1846 zogen die Franzosen in Rom> ^ am 28. August die Oestreicher in Venedig ein.

moat ist das einzige italienische Land, wo man mit entschiedenem Erfolg den Anmaßungen geistlicher Ue- bergriffe «ntgegentritt, und überhaupt der freien gei­stigen Entwickelung Raum verschafft, sbfchon es weit später als manche andere italienische Länder den Weg geistiger Cultur betreten hat, sowie denn überhaupt alle die erwähnten Fortschritte grvßentheils erst von der Zeit der inneren politischen Umgestattung sich her- schreiben. ES ist deßhalb nicht zu verkennen, daß. wenn die piemontestsche Regierung sich berufen fühlt, die Re­generation Italiens durch ihr Beispiel nach sich zu zie­hen, sie nicht ohne eine gewisse innere Berechtigung dazu ist; doch fragt eS sich, ob sie die Tragweite die­ser Berechtigung richtig würdigte, wenn sie den bis­herigen Weg mit einem gewaltsamer» vertauschte.

Die Augsburger Allgemeine Zeitung sagt: »Man kann sich kaum des Lächelns erwehren, wenn man liest, was sich ein Paar windig- ZeitungS- literalen gegen eine der mächtigsten Regierungen der Gegenwart erlauben dürfen; es ist rin Kampf der Mücke mit dem Elcphanten«

Dcr Vergleich scheint uns nicht besonders glück­lich. Der Clephant ist bekanntlich ein gelehriges Thier.

Ein unbemittelter Klinicist, erzählt der «M. C.« anS Halle a d. S-. hat sich jungst 100 Tblr. als Preis dafür verdient, daß er der anhcimgesicllten Aufforder­ung seines Professors genügte, einen Versuch über den Grad der AnsirckungSkäbigkrit »er Cholera zu bestehen. Zn diesem Behuse legte er sich in ei« tbm be;e>cbneteS Bett, in welchem unlängst ein Cholera- kranker verschieden styn tollte- Während des Zeitraums einiger Stunden stellte sich Erbrechen, Diarrhöe re. ein und genug des grausamen Spasses, ek wird von seiner Folter befreit und ihm und den wißbegierigen Schülern eröffnet, daß jenes Bett, sammt Bettstelle, dis zur Zeit noch von Niemanden bennzt war.

Ein Herr unterhielt sich einmal mit Saphir über das Trinken und fügte zu einigen der gewöhnlichste» EnischuldigungS Gründe für dasselbe hinzu: »Sehe» Sie, Herr Doctor, das Trinken verscheucht die Sorgen und läßt uns alles Unangenehme vergessen r wolle» Sie eS also einem Manne verwehren, a»S diesem Grunde zn irinken?" - »Keineswegs, mei» Bester, wenn er neben Ihnen fizt," versezte Saphir.

«Ich verfluche die Stunde, wo wir getraut wur­den!« sagte ein Ehemann zu seiner theuern Ehehälfte. Thue doch das «ich, Fritze,- erwiderte sic mild; «das war ja die eenzijc jlückliche Stunde, die wir zusam­men erlebt haben!"

Ein Berliner Schutzmann gab znf Protokoll, in welcher Weise er ein betrunkenes-Weib verhafte« )ind was fick dabei zugetragen habe.Sie hat mir ber- umieriffen und mich renije in't Jesicht jestochrn, als ob ik Ihr Jatte jcwescn wäre!" sagte er.

Gold-Eourse. Stuttgart, den 1. November 1859. Württemberg. Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr. Dukaten mit veränderlichem CourS . . L fl. 26 kr. Preußisch» Pistolen ........ 9 ff. 54 kr.

Andere ditto.9 fl. 30 kr.

20 Franks-Stücke.9 fl. 15 kr.

K. Staatskaffen-Berwaltung.