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Kronik.

Deutschland.

Württemberg

Marbach. (Schillerdenkmal.) Vertrau- ungsvoll wandten wir uns vor einem Jahre an Deutsch­lands Männer und Frauen mit der Bitte, Herzen und Hände zu hülfreichen Beiträgen zu öffnen, um Schil­lers Gcburtsstätte dem Untergang zu entreißen und an seinem hundertjährigen Geburtstag als ein bleibendes Nationaldenkmal einweihen zu können. Dankbar haben wir es auszusprechen, welch' große Theilnahme unser Unternehmen gesunden hat. Von nah und fern sind uns Beiträge so reichlich zugcfloffen, daß wir das Haus zu erwerben vermocht haben und ihm seine ursprüngliche Gestalt wieder geben können, zur Zierde unserer Siadt und zum Zeugniß für das dankbare deutsche Volk. Mit gerechter Freude wird des großen Mannes Geist herniederjchauen auf die Stätte, die seiner Volksgenossen Pietät der Entweih­ung entrissen hat. Aber noch bleibt uns die Erfüllung einer Pflicht, die wir als weiteren Zweck in unserem Aufruf bezeichnet haben, die Errichtung eines Denkmals auf der Schillershöhe zur Ermnerung an den Mann, dem zu Ehren Marbachs Bewohner einst im regste» Wetteifer eine Einöde in liebliche Anlagen umgeschaf­fen haben. Möchten bald eine einfache Büste Schil­lers von jener freundlichen Höhe bedeutsam in's schöne Neckarthal hinadschauen, den Wanderer von ferne schon mahnend, daß er sich geweihtem Boden nahe! Noch einmal richten wir daher eine vcrtrauungsvolle Bitte an die Verehrer Schillers, in ihrer Begeisterung für Verherrlichung des großen Namens nicht zu erkalten und durch weitere Beiträge es uns möglich zu machen, durch dieses äußere Zeichen der Dankbarkeit den Mann zu ehren, der in jedem fühlenden Herzen sich ein Denk­mal gesezt hat, dauernder als Erz und als der Ppra- miden Königlicher Bau. Schon bringen die öffentlichen Blätter von vielen Orten her die Kunde, daß der kommende 11. Nov. mit uns gefeiert werde. Sollte er nicht für diejenigen, die ein Opfer darzubringen bis jczt verschoben haben, Veranlassung werden, unsere neue Bitte zu erhören! Die öffentlichen Blätter wer­den um gefällige Aufnahme gebeten. Den 30. Sep­tember 1859.

Das Komite deS Schillervereins: Stock­mayer. Becht. Fischer. Föhr. Klein, Rieckher. Sigel.

Heirenberg, Okt. Gegenwärtig geht man hier damit um, eine Feuerwehr zu errichten, und die von Zeit zu Zeit wiederkeh- rende» Brandfälle werden d'csem Institute auch in unserem Bezirk manchen Freund zuwenden.

Göppingen, 5. Okt. s Weltmarkt.) Der Verkauf ist rasch gegangen, von 600 Centn er» sind 550 verkauft, 50 noch auf Lager. Höch­ster Preis für feine Dastardwolle 120 fl., gute, deutsche 80 fl., geringe 70 fl. Die Wolle wurde meistens an Wollmannfakturen, nicht an Händ­ler, abgesezt. Aufschlag gegen K.rchheim circa 15 °/°-

O e st r e i ch.

Wien, 2. Oku Die Ausfuhr des Kehrichts hat der Gemeinde Wien vor 10 Jah­ren noch eine ebenso große Auslage verursacht, als jezt Einnahme dafür erzielt wird, nämlich eine Summe von 3000 fl.

Ausland.

Frankreich.

Aus dem Elsaß, 4. Okt. In einigen Tbeilen unserer Provinz hak die Weinlese begonnen. Im Ganzen erwartet man zwei Dritkbeile eines gewöbnlichcn Herbstes; allein die Güte des Erzeugnisses übertrifft den vorigen Jahrgang. Die Weinpreise, die im Mittägli­chen etwas angezogen, sind in den jüngsten Ta­gen wieder gefallen. Die Kartoffelernte fällt überall vortrefflich aus, weßhalb auch der Hektoliter dieser Frucht um 1 Fr. 50 C. wohl­feiler ist, als vor vierzehn Tagen.

Ein alter französischer Offizier, der mit allen Angelegenheiten seines Vaterlandes genau bekannt ist, constatirt, daß, wenn in Billa- franea nicht Frieden geschlossen worden wäre, die Oesteneicher die Franzosen binnen kurzer Zeit aus Italien versagt haben würden, so sehr herrschten Typhus und Augenkrankheil im fran­zösischen Heere. Napoleon benuzke seine Zeit und schloß, ehe der Kaiser von Oestreich Kunde davon hatte, jählings den Flieden, den Franz Joseph dankbar annahm.

Italien.

Ein Congreß als Resultat der Verhand­lungen in Viarriz scheint nun eine ausgemachte Sache zu seyn. Ob König Leopold bereits rm Namen Englands dazu witgewirkl, mag zwei­felhaft seyn.

England.

In Birmingham hat sich ein schauderhaftes Un­glück ereignet. Mitten in einem dicht bevölkerten Stadt­teil, in der Zündhütchenfabrik von Philips und Pur- sall entstand eine Explosion, der das ganze Gebäude und viele darin befindlichen Arbeiter zum Opfer fielen. Wie so das Unglück geschah, wird vielleicht niemals zu Tage kommen, und zur Stunde weiß man noch gar nicht, wie viele Leute zu Grunde gegangen sind. In dem Augenblick, als die Erploflon geschah, sollen 60- 70 Leute, meist Frauen, rm Gebäude beschäftigt gewesen seyn. Man hörte zwei gewaltige Stöße, wel­che alle Gebäude rings herum erschütterten, dann stürzte m t donnerähnlrchcm Getöse die ganze Fabrik zusam­men, so daß nichts als die Mauer-Front sieben blieb. Gleichzeitig entzündete sich das Gebälke im Innern der Ruine, und wenige Sekunden später war Alles in Flammen und Rauch eingchüllt. Die Sprizen waren rasch zu Hand, das Feuer wurde schnell bewältigt, und bald gelang es 17 lebendige doch stark beschädigte Leute aus der Brandstätte in's Freie zu bringen, aber nun erst begann die Schwierigkeit zu den anderen im Schult Vergrabenen vorzudringen Tausende umstan­den den Plaz der Verwüstung, und was konnte, legte Hand an, ui» die Trümmer wegzuräumeu. So ge«