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ner wird/ -off' ich Zurückbleiben, wenn eS der guten Sache gilt."
„DaS ist zn beweisen I« brummte Lobkowitz mit einem finstern Seitenblicke ans Rutenberg.
»Euch, Hauptmann," fuhr Schaffgotfch, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, gegen Waücu- steiuSBoten gewendet fort, „Euch bitte ich, deSGeneralis- fimuS Liebden zu melden, was Ihr gehört. Ich werde Euch morgen in aller Frühe das Memoriale, von mir unterschrieben, znstellen. Gute Nacht, Waffengefährien!"
Die Obersten brachen auf und begleiteten den Hauptmann geräuschvoll nach seinem Quartier.
Nur Rutenberg entfernte sich ohne Gruß mürrisch «klein und geriet- wie mechanisch in die Nähe der Wohnung Bellas; aber er bemerkte nicht, daß die dunkke Gestalt deS Abtes an den Häusern gedeckt da- hin schlüpfte, um auS dem Bereiche der spornklirrcndcn Soldaten zu kommen. Rutenbcrg stand einige Minute«, in dumpfes Brüten versunken, unter Bellas erleuchtetem Fenster; dann stieß er halblaut einen Fluch hervor und schritt, von Räche erfüllt, nach seinem Duartier.
3 .
Am vierten Tage nach der Unterzeichnung des Memoriale befand Graf Schaffgotfch fich im Audienz- faale des Schlosses zu Ohlau, um die Rapporte seiner Offiziere entgegenzunehmen. Sein Adjutant trat vor und wollte eine geheime Meldung machen. Graf Schaffgotfch ging tn ein Nebenzimmer.
„Was willst Du, Hauptmann?« fragte der Feld- zeugmcistrr den Adjutanten, dessen Mißmut- ihm nicht entging.
»General,» antwortete der Hanptmann fest, «die Kunde von der Absczung des Generalissimus Durchlaucht, die wie ein Lauffeuer durchs ganze Lager verbreitet ist, hat bei rem größten Theile der Soldaten tiefe Verstimmung hervorgerufen. Aber es gibt auch eine kleine Zahl Katholischer, besonders von Oberst RutenbergS Regiment, welche bemüht ist, den Herzog als einen Larrdesverräthcr zu beschimpfen und Haß gegen ihn zu säen."
»Das ist wider die Subordination k" fuhr der Graf entrüstet auf. „Auch unter RutenbergS Dragonern zeigt fich diese Bewegung?»
„Zu Beichl, General. Ich kann Soldaten mit Namen nennen, die offenbar rebellircn."
„Es ist gut, Hauptmann; ich werde meine Maßregeln treffen," sprach der Graf und begab sich in den Saal zurück.
„Generalmajor Fürst Lobkowitz» rief er laut vor allen Offizieren, „es ist mir die Meldung geschehen, daß fich im Lager hie und da ein rebellischer Geist bemerkbar macht. Ich befehle, daß man bei jedem Regiment ohne Ausnahme sogleich die Generalordre bekannt mache, daß jeder Offizier und Soldat, welcher sich untersteht, rcspectwidrig von unsres Generalissimus Durchlaucht zu reden, vor ein Kriegsgericht gestellt werden soll. Offiziere, welche der Ordre zuwiderhandeln, sollen cassirt. Gemeine mit Ruthenstrafen belegt werden.
»Zu Befehl, Herr Feldzeugmeister," crwiedcrtc der Fürst, grüßte militärisch und trat ab.
Unter den Obersten entstand eine lebhafte Bewegung. Die meisten beeiferten fich, dem Grafen zu versichern» daß sie keinen Theil an jenem bösen Geiste der Insubordination hätten. Nur Rutenberg war auffallend befangen und mußte sich Merklich anstrengen, schuldfrei zu erscheinen. Dem Feldzcugmeister entging seine Be- , fangcnheit nicht; aber er nahm sich vor, die Würde seiner Stellung in keiner Weife zu verlezen und fertigte alle Offiziere mit gemessener Ruhe ab. Der Audicnz- saal wärd leer. Nur Barons Sternberg blieb.
»Du hast noch etwas auf dem Herzen, Freund, Dciiß Gesicht läßt nichts Gutes errathen," sprach der Graf, als Bride allein waren.
»Ich weiß nicht, inwieweit Dich die Sache interes- siren wird und wie Du entscheiden wirst," vcrsezte Sternbcrg. „Aber sagen will ich Dir'S, damit Du diesen Rutenberg erkennen mögest."
„Rutcnberg! Und wieder Rutenbcrg!» rief der Graf erstaunt. „Was ist's mit ihm?«
Sternbcrg erzählte:
»Die Offizicrsburschen flüsterten sich seltsame Dinge zu vom Oberst Rutenberg und dem Jesuiten. Einer wollte ihn mehrmals im Dunkel nach dem Todtengrä- berhause haben schleichen sehen. Er habe durchs Hintere Fenster gelugt und gesehen, wie Rutenberg mit dem Pfaffen getrunken und wie der Psaff lebhaft gesticulirt. Heute früh brachte mir mein Bursche die Meldung, Gräfin Bella werde sammt ihrer Kammerfrau auf Anordnung Rutenbergs in ihrer Wohnung gefangen gehalten. Ich sandte meinen Burschen auf Recognoseirung und er kam mit der Botschaft zurück, RutenbergS Leute im Vorzimmer der Gräfin getroffen zu haben, die ihn mit der brüsken Erklärung abgewiescn, hier habe Niemand etwas zu suche» außer ihrem Herrn, und als der Bursche gesagt, er werde Anzeige machen, haben die Dragoner ibm entgegnet, er solle laufen, sonst werde man ihn die Treppe hinunter werten. ES sey noch nicht aller Tage Abend. Bor wenigen Augenblicken," schloß Stcrnberg, «habe ich wegen der mir in meinem Burschen angethancn Beleidigung die Gräfin durch vier verschwiegene Grenadiere mit Gewalt befreien lassen.«
„DaS ist ein neues Moment!" sprach GrafScheff» gotsch sinnend. «Und Rutcnberg wußte noch nichts von diesem Gewaltakte?"
„Er konnte es noch nicht wissen, als er zum Rapport kam," antwortete Stcrnberg. »Aber er wird kommen und sich beschweren."
»So laß ihn kommen, lieber Bruder," erwiederte der Graf mit ruhiger Entschlossenheit. »Ich werde dann die Sache auf mich nehmen und dem Waghals seine polizeilichen Uebergriffe z» verleiden wissen. Vorläufig bitte ich Dich, Stillschweigen zu bewahren. Ich wünsche nicht, daß in diesem kritischen Augenblicke irgend rin Anlaß zu Zwistigkeiten unter den Truppen laut werde, insonders um eines leichtfertigen WcibcS willen."
Baron Skernberg ging; aber Rutenbcrg kam nicht, verlor auch gegen Stcrnberg kein Wort über die gewaltsame Störung seiner Anordnung.
(Fortsezung folgt.)
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