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Dohren - Freschih.

So Heißt eine der Höhlen, welche, sich, in der E l« Kantara, einer von hohen, wild übereinander ge- thürmten FrlSblöcken gebildeten Gebirgs mauer in der Algierischen Ebene. Dahara befinden. Sie dienten den Kabplenstämmen im Kampfe mit den Türken und Arabern öfters znm sichern Zufluchtsort, denn ihre Ein­gänge waren leicht zu vertheidigen. Diese Höhle Dahrcn-Freschih ist im Jahr 1845 rer Schauplaz einer entsezlichen That geworden. In sie hatten sich nach mehreren vorausgegangcnen Gefechten mit den Fran­zosen die Med-Riah, ein Kavylenstamm. mit Weibern, Kindern, Heerden und allen Habseligkeiten zurückgezo­gen. Die Franzosen trafen am 17. Juni vor der Höhle an und der Befehlshaber ließ die darin Gebor­genen wissen, wenn sie sich nicht unterwürfen, so wür­den sie in der Höhle verbrannt werden. Die Antwort war: wir vertheidigen unSl Als nun ein Versuch, die Höhle mit den Waffen zu nehmen, scheiterte, und eine nochmalige Aufforderung, sich zu unterwerfen, zu- rückgcwiesen ward, ließ der französische Befehlshaber Holzwellen mit Stroh vermischt fertigen und von der Höhe der Felsen herab vor den Eingang der Höhle werfen. Dir Kabpleo suchten vergeblich dieß zu hin­dern, und nachdem der Eingang ganz mit Wellen be­deckt war, ließ man brennende Holzbündel hinabfallen, um diese» ungeheuer» Scheiterhaufen anzuzünden. Den ganzen Tag über wurde daS Feuer unterhalten. Bald tönte ein furchtbarer Tumult aus dem Innern der Höhle hervor. Mcnschengcheul, Thiergebrüll, Stöhnen und Gewehrschüsse hallten durcheinander.

Der Befehlshaber, der seine Gegner mürbe glaubte, ließ mit dem Feuer einhalten und wollte den Einge­schlossenen nach Ablieferung ihrer Pferde und Waffen freien Abzug gestatten, widrigenfalls er fortfahren würde, ihnen einzuheizen; die Med-Riah aber verlangten, die Franzosen sollten sich zurückziehen, wor­auf sie die Höhlen verlassen und sich unterwerfen woll­ten. Nachdem eine lezte Bedenkzeit von drei Stunden verstrichen war, wurde am >9. Mittags das Feuer angezündet und die ganze Nacht unterhalten. Der Wind trieb Rauch und Flammen in die Höhlen hin­ein. Die französischen Soldaten in ihren rothen Hosen sprangen wie dienstbare Geister des Satans um dieses Höllcnfeuer herum, es geschäftig nährend und schürend, und die Holzbündel eifrig wie in einen Backofen hin- cinschiebcnd. Von Zeit zu Zeit schlugen die Flammen über die Gipfel der Felsen empor und dicke Rauchwolken wirbelten von der Höhle in die Lüfte. Dazwischen er­tönte daS dumpfe Gestöhne der Männer und Frauen, das Gewinsel der Kinder', das Geheul der unbändig gewordenen Thicre. Felsenstücke lösten sich von der Hize los und stürzten krachend und zerschmetternd auf die unglücklichen Opfer nieder; Schüsse donnerten im Innern der Höhle und schaurige, Mark und Bein durchdringende, herzzerreißende Töne kamen aus diesem Höllcnschlunde hervor. Um Mitternacht noch einige Schüsse, dann war Alles ruhig. Nur das Knistern der Flammen und der Zuruf der Posten unter­brach die traurige Stille. Das Werk war voll- bracht.

Gegen Anbruch des Tages machte eine Abtheilung des Artillerie- und Genie-CorpS den Eingang zur Höhle frei. BiS an den eigentlichen Eingang mußte man durch eine fußhohe Lage von Asche gehen, und von dort aus gelangte man erst in die eigentlichen, bald eng verschlungenen, bald sich weit auseinander dehnenden Felsenhallen. Die ersten Räume waren mit Ochsen, Eseln und Hämmcln angcfüllt, deren Jnstinct sie nach dem AuSgange getrieben hatte. Aber welches entsez- liche Schauspiel bot sich den Blicken beim weiteren Eindringen dar l Durch eine dicke von Asche erfüllte Atmosphäre sah man in einander verschlungene Haufen von Leichnamen, und die Stellungen, in denen man sie fand, ließen die Convulsionen und Martern ahnen, die sie auSgestandcn haben mußten, ehe sie auSgehaucht hatten. Die Vordersten, die dem Feuer am meisten ansgesezt gewesen, waren von versengten Lumpen umhüllt, theil- weise verkohlt, während andere ganz nackte Leichname Geschundenen ähnlich sahen. Vielen stand das Blut in Mund und Nase, Mütter mit Kindern an der Brust lagen zwischen Trümmern aller Art. Ueberresten von Thieren und Geräthen. Andere hatten sich an die Felsen- rizen geklammert, um einen Hauch frischer Luft zll finden, noch andere hatten sich umschlungen und in den Qualen des Erstickens die Zähne einander tief in das Fleisch geschlagen. Umgestoßene Gefäße, halbverbrannte Teppiche, Geräthe und Waffen aller Art vollendeten daS Grausige des fürchterlichen Anblicks.

Man hat nicht erfahren können, was sich im Innern der Höhle zugetragen hat, ob die Anführer des Stammes Zich der Unterwerfung widrrfezt, oder ob sich Alle lieber dem schrecklichen Erstickungstod geweiht, als ihre Unabhängigkeit ausgegcben haben. Die Anzahl der aus der Höhle herausgeschleppten Leichen belief sich auf ungefähr ei» Tausend, diejenigen ungerechnet deren Leiber halb verkohlt über einander gehäuft und die Kinder, welche fast ganz in den weiten Gewändern ihrer Mütter geborgen waren, wo sie Schuz vor der Gluth zu finden gehofft hatten. Nur 80 Personen vom ganzen Stamm hatten noch Leben in sich; zwanzig da­von starben bald, dreißig wurden in das Feld-Lazareth gebracht und die lezten Zehn in Freiheit gesezt, um in ihre Hcimath zurückzukehrcn. Und was war ihre Hcimath geworden? eine Wüste!

Am 23- Juni mußte man das Lager eine halbe Stunde weiter aufschlagen; denn der Gestank verjagte »die Sieger«. Ihren Plaz nahmen die Aasgeier ein, die Nacht gehörte den Schakalen und Hpäncn.

Die Absicht, die Med-Riah zu unterwerfen, war erreicht und der Held, der diese That vollbrachte, er lebt mit Ruhm und Ehren überhäuft, es ist der Sieger von Sebastopol, Pe lissi er, Mar­schall von Frankreich und Herzog von Malakoff, Ge­sandter Sr. Maj. des Kaisers der Franzosen am Hofe der Königin von Großbritannien.

Gibt cS wirklich Gebiete, auf welchen die christ­liche Moral aufhört, maßgebend zu fepn? (Drfz.)

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