Neuenbürg.
Wir empfehlen uns zu Bestellungen auf das auch pro 1859 erscheinende schöne Werk Jllustrirte Welt.
Monatlich 1 Heft ä — 18 kr.
DaS erste Heft nebst dem zu diesem Jahrgang gehörigen prachtvollen Prämienbilde:
./die junge Wohltbäterin" liegt bei uns zur Einsicht offen.
Meeh'sche Guchdruckerei.
Kronik.
Württemberg.
Hohenheim/ 12. Dez. Nach dem amtlichen Verzeichnisse der Studirendcn befinden sich in der hiesigen höhcrn landwirthsch östlichen Lehranstalt 130 Stubirende, nämlich 110 Landwirthe, wovon 44 Inländer und 66 Ausländer/ und 20 Forstwirthe, wovon 16 Inländer und 4 Ausländer. An die von einem Jahr zum andern wenig schwankende Gesammt- zahl der Studirendcn knüpft sich die Betrachtung, daß unsere lanb- und forstwirthschastliche Akademie sich auf den angegebenen Stand erhoben hat, troz der seit ihrer Gründung entstandenen zahlreichen ähnlichen Anstalten in andern deutschen Ländern. Sie feierte kürzlich in der herkömmlichen Weise ihr JahreSfest, dieß- mal nach vierzigjährigem Bestehen. (Schw. M.)
L> e st r e i ch.
Wien, 12. Dez. Einer Mittheilung aus Prag zufolge hat Hr. Professor Constantin Höfler in der gräflich Thun'schen Bibliothek zu Tetschen einen für die Geschichte der Musik sehr werthvollen Codex aufgefunden, wel- cher aus dem Jahre 1064 herrührt, ehemals ein Eigentbum des berühmten Klosters Maul- bronn in Württemberg gewesen ist und auf 1l6 Pergamentblättern ein vollständiges Lehrbuch der Musik nach ihrer Entwicklung im eilften Jahrhundert enthält. Derselbe wurde Hrn. Dr. Ambros zur näheren Prüfung anvertraut, von deren Ergebnissen es adbängt, ob eine Veröffentlichung dieses Codex statihaben wird.
Miszellen.
(Amtliches Mäusefangen.) Um die Der« schwendung in der englischen Verwaltung recht grell zu beleuchten, vielleicht auch bloß des Spasses wegen- erzählt ein englisches Blatt folgende ergozliche Geschichte: „Ein Lieutenant, der ein kleines Fort in England commandirte, bemerkte, daß die officiellen Zwieback-Vorräthe von den Mäusen angefressen würden. Er suchte um eine Mausfalle an, wurde aber dahin beschieden, daß das General-Fcldzeug-Amt zu derartigen Ausgaben nicht ermächtigt sey. Er petitio- nirte zum zweiten Mal, und da schickten sie ihm eine Kaze. Diese that den Mäusen gegenüber zwar ihre Schuldigkeit, aber sie verlangte doch gelegentlich auch nach anderer Speise. Dadurch fühlte sich der Lieute
nant bewogen, in einer dringlichen Eingabe an's Kriegs- ministerium um »Fourage für die Kaze« anzusuchen, erhielt jedoch eine abschlägige Antwort, weil, wenn es wirklich so viele Mäuse im Fort gebe, als der Lieutenant gemeldet hatte, besagte Kaze keinen Mangel an Futter leiden könne. So leicht ließ sich der Lieutenant, aber nicht abfertigen. Er bemerkte in seiner neuerdings eingereichten Replik, daß seine Kaze doch nim. mermehr Mäuse trinken könneunv leider kein Wasser anrühren wolle. Dagegen ließ sich nichts einwenden das Kriegsministcrium bewilligte für die Kaze im Fort ***** einen Pennp Milchgeld für den Lag. und seitdem zahlt der Staat jährlich 7 Thlr. Milchgeldweil man sich nicht kompetent erachtete, eine Mäusefalle für 5 Sgr. anzukaufen.
Zweien Berliner Studenten wird eine Machina- tion nacherzählt, welche einen recht drastischen Beitrag zu dem bekannten Schwank „humoristische Studien« bildet. Die jungen Leute erwarten ihren Wechsel, auf dessen Ankunft sie lange Zeit ihre Gläubiger vertröstet hatten. Allein der Wechsel blieb aus, und die Stunde, zu welcher die Gläubiger erscheinen sollten, nahte heran; was war zu thun? Man beschloß eine Nuzan- wendung aus dem Elektromagnetismus zu ziehen. Der Griff an der äußeren Thür wurde in einen Leitkolben verwandelt, von diesem mit vielem Geschick ein doppe- ter Draht in einem sogenannten Rotations-Apparate geleitet und nunmehr die Thüre verriegelt. Die Gläu. biger nahten; so wie Ke indessen den Thürgriff berührten ; drehten die Studiosen wacker den Apparat und nöthigten die Einoringenden unter der prickelnden Empfindung der elektrischen Schläge zu schleunigem Rückzüge. Das Experiment gelang, die Manichäer entfernten sich und wurden am folgenden Tage, als der verspätete Wechsel eintraf, befriedigt; natürlich erklärten die Schuldner von dem räthselhaften Vorgang, und seinen Gründen keine Ahnung zu haben.
Als neulich Morgens die Kinder in Gersdorf in Sachsen in die Schulstube traten, waren »Schreckt alle Gesangbücher, Katechismen rc-, aber auch o Freude! alle Schultabellen sammt Bersäumntffcn nnd Strafen verschwunden. Nicht ganz spurlos; denn im unv vor'm Oien fanden sich verkohlte Reste. Ein berüchtigter Dieb hat e die Nacht sei» Lager im Schulhausc ausgeschlagen und, weil es kalt und kein Holz zu finden war, mit Büchern und Tabellen eingeheizt.
Kürzlich plaidirtcn zwei A dvokat en in Paris eine Proceßsache, wobei es sich um dasEigen- thum eines Brunnens handelte. Advokat wurde heftig. „Aber," rief der Gerichts-Präsident, «die Sache ist denn doch wohl nicht so wichtig; eS handelt sich ja bloß um etwas Wasser!" . . . «EntschuldigenSie," entgegncte der Advokat, »die Sache hat ein unberechenbares Interesse; es handelt sich zwar nur um einen Brunnen, aber unsere Clienten find beide — Weinhändler!« Und nun begann ein Redekamps der beiderseitigen Advokaten, der volle drei Stunden dauerte.
Redaktion, Druck und Verlag der M e e h'schen Tuchdruckerei in Neuenbürg.