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CinS bleibt ihm, er macht sich auf die Sohlen und klopft an die Hinterthüre des Bierhauses, wo er sonst verkehrt und die fest verschlossene Thiire thut sich auf vor ihm, von dem man weiß, daß er kein Verräiher und Angeber ist, und da sizen sie, die deuischen Kameraden bei Gaslicht und fest verrammelten Fenstern und Läden, damit kein Laut auf die Straße bringe und halten Freinacht am Hellen Tage und trinken La­gerbier dazu. »Sechs Tage sollst du arbeitn im Schweiße deines Angesichtes und am siebten sollst du Lagerbier trinken nach Herzenslust, doch heimlich und verstohlen, wie der Dieb in der Nacht," so legen die Deutschen das SonntagSgesez aus. Sie können nicht anders. Nicht wahr, davon steht Nichts drin in euren Lockbriefen nach Hause, worin ihr die Leute persuadiren wollt» auch herüberzukommen; davon steht Nichts, daß eure einzige Sonntagserholung ist: «Verstohlen und heimlich, still, fast in Lautlosigkeit, ohne Gesang und Gläserklirrcn, ohne Sonnenschein und Spaziergang, Lagerbier trinken gegen theures Geld?«

Die Deutschen haben schon oft versucht, den Sonn­tag auf den Montag zu verlegen; aber da müßte man am Sonntag arbeiten können, und am Sonntage lassen die Herren Arbeitgeber nicht arbeiten. So langt's höchstens dazu, daß man Montag Mittag blau macht und hereinbringt, was man am Sonntag versäumte.

Aber etwas ganz Anderes ist's in Newyork. Haben die Herren Amerikaner das SonntagSgesez er­funden, so haben die Deutschen Newyorks das »Sacred- Concert" erfunden. Gott segne die Erfindungen!

Das Sacred - Concert heißt zu deutsch »Kirchen­musik" oder ein Concert, auf dem lauter Kirchenmusik vorkommt. So kannst du in den Sonntagsblättern lange, lange Anzeigen lesen, wo überall in deutschen WirthShäusern Sacred-Concerte gegeben werden. Ja sogar das deutsche Theater gibt ein Sacred-Concert! Du gehst hin, aber wunderbar, die Kirchenmusik will nicht zum Vorschein kommen! Im Gegentheil kommt dir vor, als ob ein Lustspiel gegeben würde, vielleicht mit einigen hübschen Musikstücken während der Zwi­schenakte! In den WirthShäusern aber skbeint's dir sast-

alS ob die Trompetermusik Steauß'sche Walzer von ihrem hoben Stande hcrabschmctterte! Und das Billard- spielcn, das Scheibenschießen mit der Bolzbüchse, die komischen Vorträge von Tyrolcr-Sängcrn, die gymna­stischen Sprünge einiger Künstler, kannst du doch auch fast unmöglich fürKirchenmusik" halten ! Aber viel­leicht das Zusammenlauten mit den Bleigläsern? Odu glaubst nicht, wie da geläutet wird! Das ganze Lokal ist dicht gedrängt voll Menschen: Weiber, Männer, Fräuleins, Chapeau's. alle sizcn sie vor vollen Glä­sern und haben Käse und Brod vor sich und sind see­zenvergnügt »nd trinken zu ihrem Vergnügt sepn und werden immer vergnügter. Dieß Sacred-Concert ist seine zwölf Cents Entree wohl werth!

Mögen sic nun schimpfen, die amerikanischen Hei­ligen, über die dculsche Sonntagsfeier; mögen sie die Polizei hinter die Wirthe senden, weil sie offen halten; Newyork ist eine Weltstadt und wird nie in die Schlin­gen der Betpriester fallen, vorderhand schüzt dir Wirthe ihre Auslegung des Worts: Sacred-Concert. Kirchen­musik ist fa erlaubt!

Nach und nach finden die füngern Amerikaner Ge­schmack an dieser Art Kirchenmusik, besonders aber am Lagerbier, und Viele ziehen es vor, einen Abend hier zuzublingcn, statt im Schaukelstuhle und hinter der Brändiflaschc. Sw finden, daß Musik mit Lager­bier sich sehr gut vertragt, sogar am Sonntag, und noch einige Lccennien, so wird vielleicht das Lagerbier eine Revolution bewirkt haben, die alle Doktrinen der Welt nicht hätten bewirken können. Jezt schon findet der Amerikaner, daß dasLager«, wie er daö Braun- bter nennt, nicht bloß den Durst löscht, ohne daß man den Verstand dabei verliert, sondern auch Kraft und Stärke verleiht; jezt schon lernt er eine deutsche Sonn- tagsscier mit einer amerikanischen wenigstens ver­gleichen.

Für manchen Deutschen in Newyork fängt der Sonntag schon am Samstag Abend an und hört am Montag Morgen auf.

Die Juden haben das Recht, am Sonntag offen zu halten, weil ihr Sonntag auf den Samstag fällt. So sind sic auch hier im Vortheil, denn am Samstag zwingt sie kein Mensch, ihre Trövelbude zu schließen. Wo wäre rin Jude nicht im Vortheil?

Neuenbürg. Ergebniß des Fruchtmarkts am 4 Dezember 1858.

Getreide-

Gattungen.

Vori­

ger

Rest.

Schff.

Neue

Zu­

fuhr.

Sckfl.

Ge-

sammt-

Belrag

Sckfl.

Heu­

tiger

Ver­

kauf.

Schfl.

Im

Nest

geblie­

ben

Sckfl.

Hoaiuer

Durch­

schnitts-

Preis.

fl. ! kr.

Wahrer

Mittel-

Preis.

fl. ! kr.

Niederster

Durch-

schnittS-

Preis.

fl. i kr.

Verkaufs-

Summe.

ff. kr.

Gegen den vorigen Durchschnittspreis,

mehr I weniger

fl. I kr. I fl. l kr.

Lernen, alter

13

52

95

28

37

14

54

14

42

12

42

415

30

16

neuer

2

2

2

12

42

25

24

Gem. Frucht

_

Gerste

3

4

7

1

6

9

48

9

48

9

48

9

48

12

Haber

8

8

8

_

5

48

5

48

5

48

46

24

_

54

Welschkorn

1

1

1

Ackcrbodnen

4

4

4

_

_

_

_

_

Summe

21

60

87

39

48'

"497

6

Brodtaxe nach dem Mittclvrcis vom 27. Novbr. n. 4. Dez. 1858 si 14 fl. 52 kr. und nach dem Mittelgewicht von 2S4 Pfund 4 Pfund weißes Kerncnbrod kosten 12 kr. l Krcuzerweck muß wägen 7 Loth.

^ , Fleischtaxe vom 9. Novbr. 1858 an:

Ochsenstcisch l2 kr., Rindfleisch lO kr., Kuhfleisch 10 kr., Kalbfleisch 9 kr., Hammelfleisch 9 kr. Schweinefleisch »nabgezogcn 12 kr-, abgezogen 11 kr. Stadlschuldheissenamt Wcßinger.

Redaktion, Druck und Verlag der Mreh'schen Tuchdruckrrei in Nene »bürg.