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traut ist, wurde die Besoldung der Lehrer in folgender Weise nornn'rt: Der erste Lehrer be­zieht nunmehr vom 16. Nov. an einen Gehalt von 396 fl. 12 kr., jeder weitere ständige Leh­rer von 325 fl., worunter je 50 fl. in Drod- friichten. Der Gehalt der Unterlehrer wurde auf 190 fl. festgesezt nebst 10 fl. für Holz, der der Lehrgehilfen bei 120 fl. belassen nebst 5 Scheffel Dinkel. Gütergenuß, welcher theil- weise stattfindet, blieb außer Berechnung. Wie viel der hiesigen Gemeindebehörde an einer tüch. tigen Volksbildung liegt und wie wenig sie es scheut, hiefür Opfer zu bringen, dafür mag noch der Umstand sprechen, daß zugleich Einleitung zu Errichtung einer Realschule ober einer höhe­ren Bürgerschule getroffen worden ist. (Sl.-Anz.)

Einen Begriff von dem heurigen Wein­segen mag es geben, daß in einem einzigen der 64 Oberamtsbezirke Württembergs» in Cann­statt, nahezu eine Million Gulden für Wein erlöst worden ist.

Bade».

Aus dem badischen Oberlande, 25. Nov. Inmitten des noch immer fortdauern­den Kirchenconflictes im Badischen treten einzelne erfreuliche Erscheinungen in dem kirch­lichen Leben hervor. Die unter einer katholi­schen Bevölkerung lebenden Protestanten in Mcß- kirch haben jezt alle vier Wochen einen prote­stantischen Gottesdienst. Das Lokal ist in dem dortigen großen Rathhaussaale, welchen der katholische Gemeinderath höchst willfährig und unenkgeldlich eingeräumt hat.

Vom Neckar, 29. Nov. Gestern langte ein Wagen, wie cs auf den ersten Anblick schien, vhne Fuhrmann, in dem Orte Schwarzbach, Amts Neckargmünd, an. Als man genauer nachsah, fand man den Fubrmann mit einer Stichwunde, ermordet und des nicht unbedeu­tenden Geldbetrages, den er mit sich geführt, beraubt, auf dem Wagen liegen.

Aus dem Badischen, 1. Dez. Bei den bereits begonnenen Hvlzversteigerungen er­reichen auch in den waldreichsten Gegenden un­seres Landes» im Oden- und im Schwarzwald, die Hvlzpreise besonders für Langholz zu Floß- und Schnittwaaren einen früher nie dagewesencn Preis, und Schnittholz wird das Klafter bis zu 24 fl. und darüber bezahlt. Auch Prügelholz und Wellen werden theuer bezahlt. Da die schlagbaren Stämme stets einen sehr hohen Preis erreichen, so ziehen viele Gemeinden vor, Stämme zu verlaufen und die Gabholzberech- rigten mit einem bedeutenden Klafterpreiö zu entschädigen. Unter diesen Verhältnissen wendet man sich immer mehr in den Gegenden, wo Torfgründe sind, zu dem Torfgebrauche. Auch Steinkohlen werden jezt häufiger gebrannt als früher.

Ausland.

Ameri ka.

Tie Victoria-Brücke in Montreal» Ca- nada, das größte Werk seiner Art auf der gau-

zen Erde, welches berufen ist, das große cana- dlsch-amerikanische Eisenbahnnez zu ergänzen, dürfte schon im Oktober 1859 fertig dastehen, während die Unternehmer sich zur Vollendung des Baus kontraktlich erst bis zum 1. Januar 1860 verbindlich gemacht hatten. Dadurch würde die 1200 Meilen lange Bahnstrecke zwi­schen Chicago, dem Emporium des Westens, und den atlantischen Küstenpunktcn vonCanada vhne Unterbrechung befahren werden können, und eS ist ausgerechnet worden, daß die er­wähnte frühere Vollendung der Brücke der be­treffenden Bahngesellschafr 70,000 dls 80,000 Doll. Nuzcn bringen werde. Beim Bau sind gegenwärtig 5 Dampfer, 63 Barken, 3 beweg­liche und 17 siebende Dampfmaschinen, ferner 3 Dampfmaschinen zur Erzeugung von Niet­nägeln und zwei andere zur Einfügung dersel­ben beschäftigt. Außerdem noch 21 Prahme von 1550 Tonnen Gewicht zum Heben von Kalken und 27 andere Fahrzeuge, nebst 3281 Arbeitern.

Miszellen.

Ein amerikanischer Sonntag.

(Aus:Lebende Bilder aus America von Theodor Grresinger. Stuttgart,Verl-v. W.lh.Nitzschke 1828.")

(Schluß.)

Eine prächtige Erfindung, diese Sonntagsgesezer- findungl Eine gar absonderliche Art, --dem Herrn zu dienen!« Das muß ein Genuß seyn für die Engelein oben, wenn sie LieseSelbstgeißlung" der Menschenkinder unten mitansehen!

Da sizt er nun, der fromme Amerikaner, in seinem Parier« und schaukelt sich im Sorgenstuhle und streckt die Füße über zwei Stuhllehnen hinaus und raucht ein« Cigarre nach der andern. Hie und da aber schleicht e^ sich hinaus in das Nebenkabinet und nimmt einen guten Schluck aus der Brändiflasche und dis der Abend kommt, hat er genug, um sich bei Zeiten zurückzuziehen. Und die Frau? Die sizt dem Herrn Gemahle gegen­über und schaukelt sich ditto und hält ihr Gebetbuch verkehrt in der Hand und nickt mit dem Kopfe, wie im Schlafe und freut sich des Abends, wenn der Haus­freund seine Erscheinung macht. Die Töchter aber? Nun die rennen auch Mittags von einer Kirche ,zur an­dern, und besonders die Äbendkirchen lieben sie und die Heimbegleitung durch ihre Beau'sl

DaS ist ein amerikanischer Sonntag. Und nie, an keinem andern Tage, zu keiner andern Stunde fühlt der Deutsche mehr, daß er ein Fremdling bleiben wird-

Der Irländer er hat genug an seiner Schnaps­flasche. Die kann er sich auch Samstags füllen lassen und wenn's Roth thut, so führt ja der Apotheker (der natürlich Sonntags nicht schließen muß) auch Rhum und Brändi; er ist nur da ein bischen theurer- Dc^ Deutsche aber mit seiner Liebe zu Mussk und Gesang, mit seiner Freude an Gottes freier Natur, mit seinem Hang zu Geselligkeit und Gemütlichkeit, der Deutsche mit all' seiner Erinnerung an einen Sonntag in der alten Heimath, was hat er? Ich will dir sagen, lieber Leser, was er hat: Heimweh hat er. Do