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rechtmäßige Bcsizer und erschrack, als er davon hörte. Der Mensch war ihm ganz fremd, erst auf der Reife halte er ihn kennen gelernt. Das Geld war gestohlen. Sogleich ward nach dem Ort, wo er her s.yn sollie, telegravhirt, man erhielt aber die Antwort, daß inan dort Keinen dieses Namens kenne» am wenigsten einen Braumeister. (U. Schnp. 1
Offiziellen Ausweisen zufolge betrug die Auswanderung aus Europa im verflossenen Iavre 352.378 Personen, darunter 109,600 Deutsche, 99,631 Engländer und Schotten, 86,238 Irländer, 13,802 Franzosen, 8151 Schweden und Norwegen, 5000 Schweizer, 1734 Holländer. 660 Belgier und 400 Sardinier. Die Meisten, nämlich 214,000, wunderten nach Amerika aus.
Baden.
Aus dem badischen Oberlande 16. Nov. Die Reisen nach Frankreich find in neuester Zeit wieder erschwert worden. Das Visum der französischen Gesandtschaft muß erneuert werden, auch wenn kurz zuvor ein solches Visum zu einer Reise nach Frankreich eingeholt war, und zu den Reisen nach Strasburg reichen die von den Aennern an Anitöbewohner ausgestellten Ausweise (Baisse« zmsser) nicht mehr zu; nur die vom Bezirksamt Kork und der Garnisonsconimandantschaft Kehl werden als gütig anerkannt.
O est r e i ch.
Wien, 14. Nov. Das Ministerium des Innern hat an die Landesbehörden die Aufforderung gerichtet, sich über die Ursachen der von 1816 bis 1857 staitgefundenen Preissteigerung der Lebensmittel und über die administrativen Maßregeln zur Abhülfe aus- zusprechcn. Von den auf diese Aufforderung kingegangcnen Erklärungen liegt heute die der Klagenfurter Handelskammer vor, welche als Maßregeln vor schlägt: die Aufhebung odet Modificirung der Wuchergcseze; die Besteuerung der Brennereien nach der Ausbeute wie in England, und nicht nach dem Eimer Maischraume; Aufhebung der Sazungen und des Zunftzwanges; verbesserte und möglichst wohlfeile Communicationsmittel, und daß man so selten als möglich durch Maßregeln dem Erzeuger hemmend in den Weg trete. Als Ursachen der Theuerung bezeichnet die genannte Kammer die statigefundene Entwerthung des Geldes, die Steigerung der landeöfürstlichen Steuern und die Zunahme des Bedarfs.
Miszellen.
Ein amerikanischer Sonntag.
(Aus: ,-Lebende Bilder aus Amerika von Theodor Grie singer. Stuttgart,Verl-v.Wilh.Nitzschke l858.«)
Gottes Sonne scheint überall lieblich auf dem ganzen runden Balle, auf dem wir wohnen; die Menschen aber sezen Jalousieläden vor ihre Strahlen, da
mit ihre Wärme nicht in die Herzen dringe. Hätte Golt die Verge und die Bäume, die Flüsse und die Thäler, das Licht und die Blumen, den Abend und den Morgen, den Rebstock und die Gerste erschaffen, wenn er ein Jammerthal aus der Erde schaffen wollte? Die aber, welche den Menschen zu Gott leiten, welche ihm das Verständnis des großen, allgütigen Schöpfers und Meisters eröffnen sollen, die lehren, daß die Erde nur ein Zuchthaus und das Leben dahier die Strafzeit sey. die dem Menschen zu lemeffcn, ehe er die himmlische Seligkeit erringe! Die Vogel in der Lust, die Thiere im Walke, die Fische im Wasser, ste singen und springen und sonnen sich; sie alle erfreuen sich ihres DascpnS; die Menschen allein sollen Buße thun in Sack und Asche, weil Gott sie geboren werden ließ!
So lehrt nicht die N ttur, so nichtdieBibel; aberdie das Lob Gottes verkündigen sollten, die lehren so und die sind eS auch, die den amerikanischen Sonntag erfunden haben. Und was für eine Erfindung ist's!
Wenn Kirchen der Ausdruck der Frömmigkeit eines Volkes sind, so ist das amerikanische das frömmste in der ganzen Welt. Es gibt alle« keine Staaisreli- gion; aller und jeder Glaube ist gestattet; der Jude, der Heide, der Muhammedaner, der Katholik, der Re- formirte, der Protestant, der Unitarier, der Cpiscopale, der Methodist, der Presbyterianer, der Mennonit. der Mormone, der Quäker, — Alle genießen sie gleiche Rechte »nv können ihren Gott auf ihre Weise verehren. Nirgends aber in der ganzen weiten Welt frägt man mehr darnach, ob Einer einer Congregation angehöre und welcher; nirgends in der ganzen Welt geschieht mehr für die Bekehrung der Heiden; nirgends werden mehr Bibeln vertbeilt; nirgends wird mehr Geld gesammelt für Mission und Religion! Kirchen aber und Bethäuscr, — deren sind Legion, und nirgends in der ganzen Welt sicht man mehr darauf, daß die Bethäuser und Kirchen besucht werden, als in diesem Lande der Duldung und Toleranz!
(Fortsczung folgt.)
(Curiosum) In See im Paznauerthalc (Tirol) hat der „Schüzcn-Zcitirug« zufolge jüngst eine Taufe stattgcfunden. Da wurde nun auch von dem Priester an den Täufling die bekannte Frage gestellt: „Was begehrst Du von der katholischen Kirche?« Darauf antwortete der Taufpatde des Kinres (ein Piz- thaler) Namens desselben ganz treuherzig: „keinen Kreuzer«, und als ihm die Frage zur Verbesserung der Antwort zum zweiten Male vorgelcgt wurde, versicherte er den fragenden Priester nochmals seiner vollkommenen Uneigennüzigkeit.
Gold-Course» Stuttgart, den lö. Novbr. 1858. Württemberg. Dukaten (Fester CourS) 5 fl. 45 kr.
Andere Dukaten . ..5 fl. 28 kr.
Friedrichsd'or .. 9 fl. 32 kr.
20 Franks-Stücke . . . > . . - .. 9 fl. 18 kr.
K. Staatskassen-Verwaltung. --
Redaktion, Druck und Verlag der Mreh'fchcn Buchdruckerei in Neuenbürg.